Bleckede. Gutachter Björn Pape schlägt dem Landkreis Lüneburg vor, ein Hybrid-Fährschiff als Ersatz für die Elbfähre „Amt Neuhaus“ bauen zu lassen. Diese setzt zwischen Bleckede und Neu Bleckede über den Fluss und soll nach dem Wunsch des Kreistages in der Zukunft mit einem klimafreundlichen Antrieb fahren. Die Kosten für einen Hybrid-Neubau beziffert der Gutachter mit rund 4,45 Millionen Euro.
Die technische Bewertung stellte Pape jetzt dem Mobilitätsausschuss des Kreistages vor. Ehe er den Abgeordneten die verschiedenen Antriebs-Optionen aufzeigte, die er unter die Lupe genommen hatte, schickte er voraus: Die 1939 vom Stapel gelaufene „Amt Neuhaus“ sei in einem guten Gesamtzustand, auch wenn die Technik veraltet sei.
„Es besteht kein Handlungsdruck, die Fähre könnte so noch 30 Jahre weiterbetrieben werden“, sagte Pape. Denn die stahlbauliche Struktur gebe das technisch her. Spanten, Träger, Profile der Stahlstruktur seien aber teilweise korrodiert und müssten ausgetauscht werden. Allerdings, das räumte er ein, könne mit den derzeitigen Dieselmotoren weder Brennstoff eingespart, noch der CO₂-Ausstoß reduziert werden.
Mit neuen Dieselmotoren könnten Stickoxide, Ruß und Feinstaub von einem derzeit unregulierten Maß auf aktuelle Grenzwerte reduziert werden. Problem ist jedoch, dass eine finanzielle Förderung für ein solches Vorhaben nicht möglich sei. „Eine Modernisierung ist nur sinnvoll, um Zeit zu gewinnen“, betonte er.
Pape spricht sich für ein hybrides Antriebskonzept mit einer Kombination aus Batterie und Diesel oder Gas aus, da es sowohl aus ökologischer als auch ökonomischer Perspektive einen guten Kompromiss darstelle. „Es bietet darüber hinaus die Möglichkeit weiterer technischer Optimierungen und kann mit vertretbarem Aufwand in ein vollständig batteriegestütztes Antriebskonzept umgewandelt werden“, heißt es in seinem Gutachten. Das betrachtet acht Antriebs-Möglichkeiten: Diesel mit und ohne Abgasaufbereitung, Batterie, Wasserstoff, Gasmechanik, Gas- und Dieselelektrik, Hybrid.
Batterie- und Wasserstoffantrieb werden bei zahlreichen Kreistagsabgeordneten hoch gehandelt. Dazu sagte Pape: „Es zeigt sich, dass insbesondere der Wasserstoffantrieb aufgrund seines hohen Investitionsbedarfs und zu berücksichtigender Projektrisiken im Vergleich mit den anderen technischen Optionen schlecht abschneidet.“ Dennoch hält er ein solches Projekt unter der Zielsetzung, ein innovatives und zukunftsgerichtetes Schiff mit Modellcharakter zu bauen und unter bewusster Inkaufnahme von Risiken, für durchführbar und sinnvoll.
Im Vergleich mit den anderen Optionen erzielt der batterieelektrische Antrieb ein gutes Ergebnis. Mit einer entscheidenden Ausnahme. Fahrten bei Hochwasser seien mit diesem Aggregat nicht möglich, meinte der Gutachter. Die Leistung ist zu schwach, das Schiff müsste an Land bleiben. „Wodurch diese Option aus der weiteren Betrachtung ausgeschlossen werden muss.“ Die Kosten für den Bau eines Fährschiffes mit Wasserstoffantrieb kalkuliert er auf rund 5,29 Millionen Euro, für eine Fähre mit Batterieantrieb auf 4,49 Millionen Euro.
Lob und Dank gab es von den Kreistagsabgeordneten für das Gutachten. Der fachliche Vergleich der unterschiedlichen Antriebsarten sei eine gute Grundlage für weitere Diskussionen in den Fraktionen, sagte Günter Dubber (CDU). Ziel ist es, dass der Landkreis Mitte 2021 entscheiden kann, welche Antriebstechnik vorgesehen werden soll. Petra Kruse-Runge (Grüne) erklärte, eine Hybrid-Fähre sei in ihrer Fraktion nur dritte Wahl, der Batterieantrieb genieße weiterhin oberste Priorität.[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““]Bleckede könnte Modellregion werden Ganz anders sieht es der Erste Kreisrat Jürgen Krumböhmer. Für ihn ist es ein K.-o.-Kriterium, dass ein batteriebetriebenes Fährschiff bei Hochwasser nicht ablegen kann. „Weil wir den Hochwasserbetrieb aufrechterhalten müssen“, begründete er. Martin Gödecke (Unabhängige) zieht einen anderen Schluss als der Gutachter. Er sieht Chancen, dass Bleckede Teil einer Modellregion für Wasserstoff mit entsprechenden finanziellen Förderungen und Infrastruktur werden kann, von der die neue Fähre profitieren könne. „Wir haben Zeit“, plädierte Gödecke dafür, die weitere Entwicklung beim Wasserstoff abzuwarten. Auch Andreas Köhlbrandt (SPD) betonte, diese Alternative weiterhin im Blick zu behalten.[/box]
