Hanstedt. „Achtung, es ist nicht wirklich belebt“, warnt Nele Landschof beim Eintritt in das Ringhotel Sellhorn in Hanstedt. Ihren Humor hat die 34 Jahre alte Geschäftsführerin nach sieben Monaten Lockdown also nicht verloren. Gemeinsam mit ihrem Bruder Sven Dierksen (33) bildet sie die bereits sechste Generation im Familienunternehmen. Gemeinsam mit ihrem Vater Axel Dierksen gehören die Geschwister seit 2016 auch zur Geschäftsführung.
Die berufliche Laufbahn ist Nele Landschof und Sven Dierksen offensichtlich in die Wiege gelegt worden. Vom Vater kam einst die Frage, ob er das Hotel, dessen Anfänge im Jahr 1873 geschrieben wurden, verkaufen solle. Die Kinder habe diese Frage verneint. „Das hier ist unser Elternhaus, hier haben wir unser bisheriges Leben verbracht“, stellt Sven Dierksen klar. Die Geschwister fühlen sich der Tradition verpflichtet. „Wir sind damit aufgewachsen, wir sind gerne Gastgeber“, unterstreicht Nele Landschof.
Klar abgesteckt sind die jeweiligen Kompetenzbereiche, beide finden das wichtig. Nele Landschof ist zuständig für Verwaltung, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, Sven Dierksen ist Chef der Gastronomie. Und beide sind in ihrer Ausbildung weit herumgekommen. Die Lehrjahre führten Nele durch verschiedene Häuser im Süden Deutschlands bis nach Kanada und in die USA. Sven lernte bei einem Drei-Sterne-Koch sowie in Österreich und in Hamburg an der Hotelfachschule. Viele Eindrücke und Erfahrungen haben sie da sammeln können.
Erfahrungen für den Eintritt in die Geschäftsführung
„Wichtig war, dass wir unterwegs waren und gelernt haben. So haben wir uns auch den Platz in der Geschäftsführung verdienen können“, unterstreicht Sven Dierksen. Rund zehn Jahre haben die Geschwister in Ausbildung und Praxiskenntnisse investiert, immer mit den klaren Fokus, dass elterliche Unternehmen fortzusetzen. „Das ist Herzblut“, stellt Nele Landschof klar. Neigung und Verpflichtungen seien da zusammengekommen und sorgten früh für die Motivation, als nun sechste Generation die Geschicke des Hauses mitzubestimmen. Als Schwester und Bruder zu agieren, sei kein Problem, im Gegenteil. „Vertrauen und Verständnis sind immer da“, so Landschof.
Die Corona-Pandemie hat für die erste große Krise gesorgt. Seit Anfang November musste das Hotel geschlossen bleiben. Es sei die längste Arbeitspause gewesen, die man erlebt habe. Wie hat man sieben Monate Lockdown im Gastgewerbe verbracht? Kleinere Reparaturen wurden erledigt, die Digitalisierung wurde vorangetrieben und das Hotel musste auch ohne Gäste in Schuss gehalten werden. Jetzt würden eben auch die Köche das Housekeeping beherrschen, berichtet die 34-Jährige.
Der Lockdown bot viel Zeit für die Familie
Seit 1960 wird bei Sellhorn ausgebildet. Das bedeute Verantwortung, weshalb man die Azubis auch nach einem dreiwöchigen Urlaub in Kurzarbeit zurück ins Haus geholt und die Ausbildung fortgesetzt habe. Und im Lockdown war auch Zeit für die Familie. Sven Dierksen wurde, ebenfalls Anfang November, zum zweiten Mal Vater. Zum Sohnemann gab es da ein Töchterchen. Der Zweijährige stromert auch schon gerne mit Papa durch das Haus. Für die siebte Generation ist gesorgt.
Krisen-Management bedeutete auch, sich um die finanziellen Hilfen vom Bund zu kümmern. Bürokratie, die man auch erst einmal durchschauen muss. „Dieses Geld war hilfreich, keine Frage“, sagt Nele Landschof. Das Ringhotel Sellhorn sei aber auch Unternehmen, das wirtschaftlich gesund gewachsen sei. „Alles in allem haben wir die Krise gut überstanden und schauen positiv nach vorn.“
In Sicht ist der 1. Juni, der Tag, an dem auch das Ringhotel Sellhorn in Hanstedt wieder eröffnet. Zwar unter Auflagen, die Gäste benötigen einen Negativ-Test bei der Anreise sowie während des Aufenthalts und das Schwimmbad bleibt zu, aber die Vorfreude darauf, endlich wieder Gäste begrüßen zu können, überwiegt bei weitem. „Wir erwarten viele Stammgäste. Zu denen ist der Kontakt nie abgerissen“, berichtet Nele Landschof. Zu 60 Prozent darf das Hotel ausgelastet werden, das insgesamt Platz für mehr als 160 Gäste hat. Die 34-Jährige ist froh, dass die seltsame Stimmung im Lockdown endet. „Jedem Gast rollen wir im Herzen den roten Teppich aus“, sagt sie.
