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Bibliothekarin Christiane Dyck und Hermann Buter von der Bürgerstiftung zeigen das Maskottchen der Hanstedter Bökerstuuv. Foto: kr

Bücherei „Bökerstuuv“ der Bürgerstiftung Hanstedt ist weiterhin auf Ehrenamt und Spenden angewiesen

Hanstedt. Zehn Jahre ist es her: Im Mai 2011 öffnete die Bürgerstiftung Hanstedt die Bökerstuuv im Hanstedter Küsterhaus. Feierlich, vor 80 geladenen Gästen – unter ihnen Johanna Wanka, damals niedersächsische Ministerin für Wirtschaft und Kultur. Sie würdigte in ihrer Ansprache die gesamtgesellschaftliche Aufgabe der Leseförderung und lobte das Engagement der Bürgerstiftung. Denn dass eine durch Spenden finanzierte Stiftung eine solche kommunale Aufgabe übernimmt, war und ist immer noch sehr ungewöhnlich. Hermann Buter, damals zweiter Vorsitzender der Stiftung, und die damalige erste Vorsitzenden Astrid Ellerbrock hatten bereits ein Jahr nach der Gründung der Stiftung die Einrichtung einer Bücherei und Begegnungsstätte angeschoben – ein mutiges Unterfangen. „Es war ein nicht nur in finanzieller Hinsicht anspruchsvolles Projekt“, erinnert sich der mittlerweile 90-jährige Buter. Der WA sprach anlässlich des zehnjähigen Bestehens der Bücherei mit Hermann Buter und mit der Bibliothekarin Christiane Dyck über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Bökerstuuv.
„Es war nicht einfach, einen geeigneten Bibliotheksraum zu finden, der auch groß genug für den Besuch einer Kindergartengruppe war“, erinnert sich Buter. Einmal hatte er zusammen mit Astrid Ellerbrock im Rohbau des Dorfkrugs schon mal einen schönen Raum ausgemessen. Schließlich führte die monatelange Suche zu einem guten Ende: Die Gemeinde stellte zwei Räume im zentral gelegenen Küsterhaus mietfrei zur Verfügung. Im Oktober 2009 stellte die Stiftung das Bücherei-Projekt erstmals der Öffentlichkeit vor. Unter dem Motto „Der Riese Bruns hätte sicher auch gern gelesen … hätte er ein Buch gehabt!“ übernahmen Hanstedter Bürger in der Folge Patenschaften für 192 Bücher. Mitte Mai 2011 öffnete die Bökerstuuv ihre Tore. Zunächst an zwei Nachmittagen gab es die Buchausleihe, unterstützt von vielen ehrenamtlichen Helferinnen. Von Anfang an lag der Schwerpunkt in der vom Land unterstützten frühkindliche Leseförderung. Einmal im Monat wurde für die Kleinen ein Bilderbuchkino angeboten. Außerdem wurden Kindergarten-Gruppen besucht oder in die Bökerstuuv eingeladen.
Kinder stellen  die Mehrheit der Nutzer
Am Grundkonzept der Bökerstuuv hat sich bis heute nichts geändert. „Knapp 55 Prozent unserer Leser sind Kinder unter zwölf Jahren“, sagt Bibliothekarin Christiane Dyck. Sogar im Corona-Jahr 2020 hatte die Bökerstuuv 16 Kitabesuche mit 138 Teilnehmern. Regelmäßig besuchen auch Klassen der öffentlichen Schulen die Bökerstuuv. Dazu gibt es Lesungen und Veranstaltungen für Erwachsene. Unter Pandemiebedingungen sei alles etwas schwieriger, berichtet die Bibliothekarin, aber mit viel Kreativität habe man neue Wege gefunden. So gab es das Bilderbuchkino als Online-Version und auch eine Lesung wurde im Internet gestreamt – was sehr gut angekommen sei. „Das ist für uns alle Neuland“, so Christiane Dyck. „Uns ging es darum, auch in diesen Zeiten den Kontakt zu unseren Nutzern zu halten.“
Gut ins Konzept passte es da, dass die Bökestuuv seit Sommer 2020 Mitglied der „Onleihe Niedersachsen“ ist. „Nur mit Hilfe virtueller Medien können wir unserem aktuellen Platzmangel und steigender Mediennachfrage begegnen“, sagt Hermann Buter, der auch heute noch dem Vorstand der Stiftung angehört und nach wie vor viel persönliches Herzblut in das Bücherei-Projekt steckt. Mit der E-Book-Ausleihe kann die Bökerstuuv neben den 6300 Medien vor Ort zusätzliche 25 000 E-Books anbieten – und dieses Angebot wird sehr gut angenommen, wie Bibliothekarin Dyck bestätigt: „Wir hatten 1200 Zugriffe in den ersten sechs Monaten“. Neuerdings bietet die Bökerstuuv auch E-Book-Reader zum Ausleihen mit passender Transportbox an – interessant für Leser mit Sehbehinderung oder zum Vorlesen.
Eines hat sich in den vergangenen zehn Jahren gar nicht verändert: Die Finanzierung des für Jugendliche unter 18 Jahren kostenlosen Bücherei-Angebots – Erwachsene zahlen nur zwölf Euro im Jahr – ist nach wie vor schwierig. Den jährlichen Finanzbedarf des Projektes taxiert Hermann Buter auf 50 000 Euro. Dass er so niedrig ist, verdankt die Stiftung vor allem den zurzeit 14 ehrenamtlichen Helferinnen, die die Buchausleihe – an vier Wochentagen jeweils zwei bis vier Stunden – überhaupt erst ermöglichen. Die einzige hauptamtliche Kraft ist Diplom-Bibliothekarin Christiane Dyck, sie hat allerdings auch nur eine halbe Stelle.
Die Räume im Küsterhaus stellt die Gemeinde Hanstedt zur Verfügung. Mittlerweile unterstützt auch die Samtgemeinde Hanstedt die Einrichtung mit einem jährlichen Zuschuss. Trotzdem müssen sich weiterhin alle sehr strecken, um über die Runden zu kommen. „Ohne die vielen Spender würde es nicht gehen“, weiß Hermann Buter. Etwa 50 Bürger spenden einen festen Betrag pro Jahr für die Bökerstuuv, dadurch kommen mehr als 8000 Euro im Jahr zusammen, Weitere Spenden, auch  Einzelspenden, sind willkommen. Schließlich müssen aus dem Etat auch die Neuanschaffungen finanziert werden. Das sind nicht nur Neuerscheinungen, auch ausgelesene Klassiker werden neu angeschafft. „Eigentlich rechnet man, dass eine Bücherei jedes Jahr zehn Prozent seine Bestandes erneuern muss“, berichtet die Bibliothekarin. Davon ist die Hanstedter Bökerstuuv weit entfernt.
Bücherei platzt aus allen Nähten
Um sich besser für die Zukunft rüsten zu können, hat die Bürgerstiftung bei der Niedersächischen Büchereizentrale eine Analyse in Auftrag gegeben. Das Ergebnis liegt seit vergangenem Jahr vor. Kernpunkt: Die Bökerstuuv braucht dringend neue, größerer Räume. Die vorhandenen 52 Quadratmeter reichen vorne und hinten nicht aus. „Wir platzen aus allen Nähten“, weiß Bibliothekarin Dyck schon lange, jetzt hat sie es schwarz auf weiß. Die Büchereizentrale rechnet für eine Bibliothek in einer Kommune dieser Größe mit einem 14-fachen Platzbedarf, allerdings auch mit fünfmal mehr Medien als die Bökerstuuv sie vorhält. Die Bökerstuuv-Verantwortlichen sind bescheiden, würden sich schon über eine Verdopplung oder Verdreifachung des Platzes freuen. Wie beengt es zurzeit ist, zeigt Christiane Dyck anhand eines Beispiels: „Die meisten Bücherregale stehen auf Rollen. Wenn wir eine Gruppe oder Schulklasse zu uns einladen, rollen wir diese Regale zur Seite.“ Größere Räume würden vieles erleichtern und der Bökerstuuv neue Möglichkeiten eröffnen. Aber noch ist das Zukunftsmusik, konkrete Pläne gibt es noch nicht.
Wer die Hanstedter Bökerstuuv finanziell unterstützen möchte, kann auf dieses Konto der Bürgerstiftung Hanstedt spenden: DE66 2075 0000 0090 1412 92; NOLADE21HAM.

Von Rainer Krey