Buchholz. Auf der Rütgersfläche in Buchholz soll ein Neubaugebiet entstehen. Doch bevor die Bauarbeiter anrücken, muss der verseuchte Boden ausgetauscht werden. Der Abtransport soll mittels Containern auf Lkw durch die angrenzenden Straßen erfolgen. Die FDP-Fraktion ist damit nicht einverstanden. In einem Antrag an den Stadtrat fordert sie die Entsorgung über die Schiene. Die Stadtverwaltung soll diese Möglichkeit prüfen.
„Auf der Fläche hat die Firma Rütgers bis 1986 Bahnschwellen mit Imprägniermitteln versehen. Dabei ist Teeröl in den Boden geflossen“, erklärt Fraktionschef Arno Reglitzky. „Eine Freigabe zur Wohnbebauung kann erst nach umfassender Sanierung erfolgen. Nach Aussagen von Fachleuten würde der erforderliche Abtransport des kontaminierten Bodens über die Straßen einen Zeitraum von mindestens 1,5 Jahren beanspruchen. Da dieses Gelände aber sehr nahe der Bahn mit nicht genutzten Schienen liegt, bietet sich hier eine bessere Lösung an“, so Reglitzky.
Damit würde eine langjährige hohe Belastung der Bürger durch Lärm und Stau unterbunden. Zudem könnten Energie- und somit Umwelt-Effekte verbessert werden. „Es gibt gute Ingenieurbüros, die für derartige Untersuchungs-Aufgaben qualifiziert sind, die wir gern als Ansprechpartner benennen“, sagen die Liberalen. „An diesem alternativen Schienen-Transportweg dürften sicher auch die neuen Eigentümer des Rütgers-Geländes Interesse haben.“
Das Buchholzer Imprägnierwerk der Firma Rütgers war von 1899 bis 1986, also fast hundert Jahre, in Betrieb. Hier wurden die per Bahn angelieferte Baumstämme zu Eisenbahnschwellen und Telegrafenmasten verarbeitet und gegen Holzschädlinge mit Steinkohlenteeröl getränkt. Die zwei riesigen Teerkessel, von denen jeder 52 Tonnen Teeröl aufnehmen und auf die erforderlichen 100 Grad bringen konnte, waren weithin sichtbar. Zusammen mit dem hohen Fabrikschornstein galten sie als ein Wahrzeichen von Buchholz. Weil ein Anschluss an die Kanalisation fehlte, wurden bis in die 60er-Jahre die Teerölrückstände über Sickerschächte ins Grundwasser entsorgt. Das ehemalige Werksgelände, das kürzlich verkauft wurde, umfasst 16 Hektar. Es besteht aus einer elf Hektar großen Fläche zwischen Heidekamp, Suerhoper Straße, Rütgerstraße und An der Schwellenfabrik. Weitere fünf Hektar befinden sich südlich des Heidekamps. Von Christa-M. Brockmann
