Winsen. Nahezu alle unsere Leser, die sich bisher nach ihre Impfung im DRK-Impfzentrum in der Winsener Stadthalle beim WA meldeten, taten das mit lobenden Worten für das gesamte Team des Zentrums. Anders war das bei Ulrich K. (Name der Redaktion bekannt), der in Sachen Impftermin leer ausging.
Dabei hatte die Sache für den Toppenstedter so hoffnungsvoll begonnen. Seine Bekannte Erika F., die einen Impftermin im Winsener Impfzentrum Ende April erhalten hatte, war bereits zuvor von ihrem Hausarzt geimpft worden, und benötigte den Termin im Impfzentrum also nicht mehr. In diesem Fall wird zwar im Impfportal darum gebeten, den Termin zu stornieren, damit er kurzfristig allen Impfwilligen zur Verfügung gestellt werden kann.
Doch das misslang, beschreibt K.: „Der Versuch den Termin in der Stadthalle per Telefon abzusagen scheiterte wegen Leitungsüberlastung. Auch das Internetprogramm baute nur halb auf“, berichtete er dem WA. Da auch Ulrich K. zu diesem Zeitpunkt bereits ein Schreiben vom Niedersächsischen Sozialministerium erhalten hatte, mit dem ihm ermöglicht wurde, sich um einen Impftermin zu bemühen, lag für beide der Schluss nahe, den Impftermin von Erika F. der Einfachheit halber auf Urich K. zu übertragen. Die beiden setzten ein formloses Schreiben auf, in dem das geschah und Ulrich K. machte sich zum Termin auf zum Impfzentrum. Dort legte er die selbst formulierte „Abtretung des Imfptermins“ ebenso vor wie die für seine Impfung erforderlichen Unterlagen.
„Die Dame am Check-In runzelte die Stirn und sagte mir, ich möchte einen Augenblick warten. Dann ging sie weg. Als sie wiederkam sagte sie mir, dass ich den Termin für Frau F. nicht wahrnehmen könne“, beschreibt K., was sich im Impfzentrum abspielte.
Ulrich K. sprach nach dieser Ablehnung mit dem Leiter des Impfzentrums, der ihm allerdings die gleiche Auskunft gab wie seine Mitarbeiterin. „Ich verstehe nicht, dass eine solch einfache Termin-Tauschaktion nicht funktioniert, da ich doch auch zu dem zu impfenden Personenkreis gehöre“, reagierte K. wenig erfreut und schlug vor, in den Computerdaten des Termins einfach den Namen zu ändern. „Auch mein Hinweis, dass es doch im Interesse aller liegt, wegen der dritten Covid-19-Welle die Menschen so schnell wie möglich zu impfen, fruchtete nicht“, berichtet Ulrich K. weiter.
Er sei am Ende des Gespräches gebeten worden, sich selbst um einen Impftermin zu bemühen wie es in seinem Anschreiben vermerkt sei und wurde aus dem Impfzentrum entlassen – ohne Impfung. „Unverständlich ist, dass in dieser kritischen Zeit das Mitdenken verantwortungsvoller Bürger nicht erwünscht ist“, findet Ulrich K.
In der Winsener Kreisverwaltung sieht man das allerdings anders. Eine Weitergabe von Impfterminen sei generell nicht vom Land vorgesehen und damit auch nicht möglich, erklärte man dort gegenüber auf WA-Nachfrage. Wer einen Termin nicht wahrnehmen kann oder will, wird schon bei der Registrierung im Impfportal darauf aufmerksam gemacht, dass er diesen Termin telefonisch oder online stornieren solle. „Das geht ganz einfach: entweder telefonisch über die Hotline (08 00) 9 98 86 65 oder über das Impfportal“, heißt es aus der Pressestelle. Davon, den Termin im Impfzentrum abzusagen ,wie Erika F. es nach Aussage von Ulrich K. versuchte, ist dort allerdings nicht die Rede.
Fest steht: Ein Tausch von Impfterminen ist in den Impfzentren in Niedersachsen normalerweise nicht möglich. Wer einen Impftermin möchte, muss sich selbst telefonisch oder per Internet darum bemühen oder seinen Hausarzt kontaktieren. Von Franzis Waber
