
Ramelsloh. Er gehörte zu den bekanntesten Einwohnern von Seevetal: Im Alter von 91 Jahren ist der Designer, Bildhauer und Mäzen Gernot Huber aus Ramelsloh gestorben. Schon zu Lebzeiten wurde eine Straße nach ihm benannt. Die „Calle Gernot Huber“ führt zu seiner acht Hektar großen Skulpturenfinca in San Isidro im Süden der Kanaren-Insel Teneriffa. Der Straßenname würdige „die kulturelle Bedeutung des Parks für die Insel“, erklärte der Bürgermeister von San Isidro.
Der Künstler Gernot Huber hatte viel erreicht. Mit seiner zweiten Ehefrau Ina Huber-Stomberg lebte er inmitten seiner fantastischen Skulpturenparks in Ramelsloh und auf Teneriffa. Auf seinen Anwesen hat Gernot Huber eine Symbiose aus Natur, Architektur und Kunst geschaffen und sich damit einen Traum erfüllt. Der Skulpturenpark auf Teneriffa ist der einzige kanarische Themenpark, bei dem die rund 100, meist tonnenschweren Kunstwerke in eine Urlandschaft mit Vulkankegeln, Höhlen, riesigen Säulen-Kakteen, jahrhundertealten Euphorbien und Palmen eingebettet sind. Das Haupthaus ist Teil dieses einzigartigen Gesamtkunstwerks. Kein rechter Winkel stört die Harmonie. Gernot Huber hatte das Wohn- und Atelierhaus 1987 nach eigenen Entwürfen mit kanarischen Handwerkern in alter Insel-Tradition komplett aus Lavatuffstein gebaut.
Der Skulpturenpark auf Teneriffa ist das Gegenstück und gleichzeitig die Ergänzung zu Gernot Hubers einzigartigem Skulpturenpark in Ramelsloh. Am Rand der Nordheide hat der Künstler auf seinem 10 000 Quadratmeter großen, auf einem Endmoränenhang liegenden Grundstück den europaweit einzigen Skulpturenpark geschaffen, in dem ausschließlich bewegte Kunstwerke präsentiert werden. Trotz der völlig unterschiedlichen Landschaften haben beide Kunstparks eines gemeinsam: Hier wie dort empfindet der Besucher tiefe Entspannung und Harmonie.
Anfangs hatte der Gründer im Ramelsloher Park nur eigene Arbeiten aufgestellt. Wie im Themenpark auf Teneriffa kamen dann sukzessive immer mehr Werke bekannter Künstler aus dem In- und Ausland hinzu. 1999 wurde auf dem Anwesen in Ramelsloh ein Kinetik-Kabinett eingerichtet, in dem Gernot Huber Arbeiten präsentierte, die durch Licht oder Elektromotoren bewegt werden. Um solche Werke herzustellen, braucht es neben künstlerischer Begabung auch viel technisches Know-how. Ohnehin hatte für Gernot Huber Kunst immer auch etwas mit Können zu tun: „Für mich ist Kunst die gestalterische Umsetzung einer schöpferischen Idee durch handwerkliches Können“, lautete sein Credo.
Der 1929 in Tübingen geborene Künstler, zu dessen Vorfahren auch mehrere Hamburger Senatoren und ein Bürgermeister der Hansestadt gehörten, beschäftigte sich seit frühester Jugend mit Malerei, Lithografie und Bildhauerei. Gernot Huber studierte Kunst sowie Grafik und Werbewissenschaften bevor er 1960 mit seiner ersten Ehefrau Gisela eine Werbeagentur gründete. 1990 beendete Gernot Huber seine Tätigkeit als international erfolgreicher Industrie-Designer, um fortan ausschließlich künstlerisch und für seine beiden Skulpturenparks in Ramelsloh und auf Teneriffa zu arbeiten.
1997 gründeten Gernot und Gisela Huber die Gernot-Huber-Stiftung, um begabten künstlerischen Nachwuchs zu fördern. Die Stiftung sichert ab, dass weiterhin Stipendiaten auf Teneriffa leben und arbeiten können. Das Ehepaar Huber war fast 53 Jahre lang mit Gisela Huber verheiratet, die 2008 einem Krebsleiden erlag. Zwei Jahre später heiratete er Ina Huber-Stomberg, mit der er 2013 seine zweite Stiftung, die Fundación Canaria Gernot Huber auf Teneriffa gründete. Von Christa-M. Brockmann