Amelinghausen. „Schön.“ „Sehr schön“. „Das ist auch super schön.“ Leonie Laryea steht vor dem Spiegel. Sie lächelt. Für ihre coronabedingt um ein drittes Jahr verlängerte Amtszeit als Amelinghausener Heidekönigin erhält sie durch den Heideblütenfestverein ein neues Kleid. Doch die Entscheidung für eines der drei in die engere Wahl gekommenen Modelle fällt der jungen Frau schwer – trotz großer Zufriedenheit bei der Anprobe in einem Lüneburger Brautmodengeschäft im Beisein ihrer Heidekönigin-Betreuerinnen.
„Ich kann mich nicht entscheiden“, sagt die Majestät kopfschüttelnd. Sie packt nach einer guten Stunde ihre Sachen zusammen und geht wieder aus dem Geschäft. Pause. Die finalen Fragen – ob das unter dem purpurnen Mantel getragene Kleid nun mit oder ohne Spitze, mit oder doch ohne Träger, aus Satin oder anderem Stoff, mit oder ohne Applikationen sein soll – galt es, bei einem kleinen Bummel durch die Innenstadt samt Prosecco- und Kaffeepause gemeinsam zu klären.
Das alte Modell hatte – vor allem durch die im ersten Halbjahr ihrer Amtszeit noch angefallenen Auftritte – einige „Gebrauchsspuren“ aufgewiesen. Zudem war es bereits an einigen Stellen „ausgebessert“ worden. „So ein Kleid ist ja eigentlich nur für den einmaligen Gebrauch und nicht für den Dauereinsatz gedacht“, begründete Vorsitzender Christian Kremer die durch den Heideblütenfestverein finanziell getragene Neuanschaffung. „Da wir davon ausgehen, dass wir in den kommenden Monaten wieder bei Veranstaltungen präsent sein dürfen, war dafür jetzt auch der richtige Zeitpunkt.“ Er hofft, dass der erste größere Auftritt für Königin und Hofstaat beim Tag der Niedersachsen (8. bis 10. Oktober) in Hannover möglich sein wird.
Nach ihrer Krönung 2019 auf dem Kronsberg hatte sich Leonie Laryea für ein schulterfreies Brautkleid mit Spitze entschieden. Jetzt sollte es etwas anderes sein. „Ich wollte bewusst einen anderen Stil haben.“ Entsprechend zügig verlief mit der Geschäftsinhaberin die Vorauswahl von sechs Modellen. Fünf wurden der „Jury“ vorgeführt, eines schied schon in der Umkleidekabine aus. Am Ende blieben drei. Top-Favorit war – bis zur Pause – ein rückenfreies Kleid mit Trägern und Spitze.
Bei der Rückkehr ins Geschäft blieb dieses Modell aber auf der Stange hängen. Stattdessen wählte Leonie Laryea nach einer jeweiligen Pro- und Contra-Abwägung das ursprünglich in der eigenen Wertung nur auf Platz drei liegende Kleid aus Satin mit Trägern und Applikationen aus. Und warum? „Ich hatte zunächst die Sorge, dass das Kleid für die Auftritte zu empfindlich ist und durch die feine, glatte Struktur jeder mögliche Fleck oder Schmutz zu sehen wäre“, erklärte Leonie Laryea. Doch da sich das im Fall der Fälle durch die in der „Gebrauchsanweisung“ eingeräumte Möglichkeit einer 40-Grad-Wäsche wieder leicht entfernen lassen kann, gab das Waschprogramm den finalen Ausschlag. Doch noch etwas findet die Heidekönigin „richtig cool“ an ihrem neuen Kleid: „Es hat Taschen“, sagt sie glücklich lächelnd. Von Marcel Baukloh
