Luhdorf. „Für wen soll ich das eigentlich hier noch machen?“ Die Frage von Bernd Alpers scheint berechtigt. Der 65-jährige Luhdorfer Gastronom hat keine Kinder, die Geschwister haben kein Interesse daran, seine Gaststätte zu übernehmen. Also hat sich der Wirt dazu entschlossen, sein Gasthaus zu verkaufen.
Es soll ein Ausstieg auf Raten werden, wünscht sich Alpers, nicht einen Vollbremsung von 100 auf null. „Ich möchte alles langsam runterfahren“, sagt der Gastronom und hat sich zum Ziel gesetzt, zum Jahresende seine Gastwirtschaft mit Restaurant abzugeben. „Ich möchte einen vernünftigen und sauberen Ausstieg. Deswegen hoffe ich, jetzt schnell wieder das Gasthaus öffnen zu dürfen, um mich noch bei möglichst vielen Gästen verabschieden zu können.“ Alpers ist durchaus noch emotional berührt von seiner Entscheidung, denn den Job als Wirt macht er mit und aus Leidenschaft.
Bernd Alpers ist in einer Gaststätte groß geworden. Seine Eltern hatte zehn Jahre lang Rundt´s Gasthaus in Luhdorf gepachtet. Schon mit 14 stand er da hinterm Tresen, machte seine Schularbeiten im Klubzimmer des Lokals. 1986 eröffnete „Hannes“ Alpers dann das eigene Gasthaus am Brümmelkamp. „1992 wollten meine Eltern in Ruhestand gehen. Wir sind sechs Geschwister. Ich hatte Industriekaufmann gelernt und damals schon 14 Jahre bei Möbel-Rulfs gearbeitet. Doch ich habe mich bewusst entschieden, den Gastrobetrieb meiner Eltern zu übernehmen“, erinnert sich Bernd Alpers.
Deutsche Küche liegt wieder im Trend
Heute bietet das Gasthaus Alpers seinen Gästen 120 Plätze in drei separat trennbaren Räumen. „Wir stehen für eine gutbürgerliche Küche“, erzählt der 65-Jährige. Viele Gäste kommen genau wegen des guten Essens. Und der Zuspruch zur deutschen Küchen sei in den letzten Jahren wieder gewachsen, berichtet Bernd Alpers: „Erstaunlicherweise verlangen besonders viele sehr junge Leute zum Beispiel nach Bratkatroffeln und Schnitzel. Wir bieten viermal im Jahr Rippenbraten an; das macht heute keiner mehr zu Hause. Und auch unsere anderen Aktionen, die immer prima ausgebucht sind.“ Und der Wirt unterstreicht, dass es nicht die wirtschaftlichen Einbußen wegen der Coronapandemie seien, die ihn zum Verkauf bewogen haben.
„Ich möchte noch was vom Leben haben“, bekennt Bernd Alpers. Verständlich. Nachdem er sich zum Verkauf entschlossen hatte, stand für ihn noch ein schwerer Gang an: „Ich musste meine Eltern, die noch nebenan wohnen, informieren. Das war nicht einfach.“ Er selbst ist schon vor einigen Jahren aus Luhdorf weggezogen. Für Bernd Alpers war es wichtig, eine Distanz zwischen Wohnen und Arbeit zu schaffen. „Deswegen kommt für mich auch keine Verpachtung in Frage. Ich möchte einen kompletten Schnitt machen.“
Der neue Wirt muss stimmen
Momentan ist das Gasthaus als Gastro-Betrieb zum Verkauf ausgeschrieben. „Aber der neue Käufer muss mir schon zusagen“, unterstreicht Alpers. Er wünsche sich eine zu- und umgänglichen neuen Wirt. Und wenn sich der in den nächsten Monaten nicht findet? „Dann mache ich eben noch ein bisschen weiter“, bezieht der Gastwirt klar Stellung.
Dass er seine Arbeit mit Liebe macht, ist dem 65-Jährigen auch jetzt noch anzumerken. „Ich mache das mit Leib und Seele, hier hängt viel Herzblut von mir dran“, gesteht er denn auch. „Auch wenn das ein wirklich zeitintensiver Job mit wenig Freizeit ist: Man verdient keine Reichtümer, kann aber gut davon Leben.“ Und noch wichtiger ist Bernd Alpers der Umgang mit den Gästen: „Wenn die zufrieden sind, man mit ihnen ins Gespräch kommt – das gibt einem wirklich viel zurück.“
In den letzten Tagen hat Bernd Alpers mit seinem Team in Restaurant und Küche klar Schiff gemacht. Sobald wie möglich möchte er sein Haus wieder öffnen. „Und wenn wir wieder dürfen, dann geben wir noch mal Vollgas“, kündigt Bernd Alpers seinen geordneten Rückzug aus der Gastronomie an. Von Kathrin Röhlke
