Garstedt. Sie haben einiges gemeinsam, anderes nicht: Maximilian „Max“ Schulz ist Sicherheitsfachmann für eine geheime Gruppe aus deutschen Großkonzernen in Caracas, Venezuela, und frei erfunden; Reiner Wilhus war mehrere Jahre Sicherheitsberater in der Deutschen Botschaft – an eben jenem Ort, an dem seine Romanfigur mit Problemen wie exorbitant hoher Kriminalität, Großdemonstrationen und katastrophalen humanitären Verhältnissen konfrontiert wird. Seit September ist Reiner Wilhus aus Garstedt wieder in der Heimat, das fiktive Szenario seines Romans „Caracas. 45 Bullets from now“ spielt in einer Welt, die sich an den realen Verhältnissen des südamerikanischen Landes orientiert. Die tatsächliche Lage treibt der Autor in seinem Roman auf die Spitze – bis sie in einem Bürgerkrieg eskaliert, es kommt zur Intervention von außen und Protagonist Max muss die Gruppe, die er in Caracas betreut, evakuieren – eine heikle Mission.
Näher dran geht nicht
„Etwa ab der Hälfte wird das Szenario sehr fiktiv“, erklärte Wilhus jetzt im Gespräch mit dem WA. Der Bundespolizist hat in Caracas den Putschversuch im Frühjahr 2019 miterlebt (der WA berichtete). Die politische Krise zwischen Opposition und diktatorischer Regierung führte unter anderem zu Großdemonstrationen, Stromausfällen und Versorgungsengpässen. „Für mich selbst waren das krasse Eindrücke. Hier leben wir wohlbehütet, dort muss man damit rechnen, auf der Straße überfallen zu werden.“ Seit Jahren gibt es kaum noch Touristen, die sich in das eigentlich schöne Venezuela verirren. Zu hoch ist die Kriminalitätsrate in dem Land, das von einer riesigen Diskrepanz zwischen Armut und Reichtum geprägt ist. „Ich habe meinen Roman einem venezolanischen Kollegen zum lesen und korrigieren gegeben, der die aktuellen und historischen Begebenheiten bestätigt hat.“ Illustriert wird das Buch durch Bilder eines ebenfalls venezolanischen Fotografen, der unter anderem Massenmobilisierungen, Kundgebungen und Zeugnisse der Armut festgehalten hat. „Es war wichtig für mich, auch Bilder zu verwenden.“
Mit dem Verkauf seines Buches unterstützt Wilhus das soziale Projekt „Brigadas de Salud“ in Caracas, das der venezolanische Fotograf leitet. „Pro verkauftem Buch spende ich drei Euro, bis ich mindestens 150 Euro voll habe.“
Grenzdienst an der polnischen Grenze
Es ist bereits das zweite Buch von Reiner Wilhus. In „Halt! Hier Grenze!“ berichtet er von den 15 Monaten Grenzdienst, die er 1992/1993 in Forst an der polnischen Grenze absolvierte. Seine Notizen hat er zu Geschichten gemacht, die auf wahren Ereignissen beruhen, 2018 schloss er die Arbeiten in Caracas ab. „Alleine im Ausland, der Freizeitwert ist eingeschränkt: Da hat man an den Wochenende viel Zeit zu schreiben.“ In „Halt! Hier Grenze!“ schreibt Wilhus von seinen Erfahrungen als Grenzschützer im Osten kurz nach der Wende.
Ein roter Faden führt durch die einzelnen Begebenheiten. „Aus anfänglicher Unfreiwilligkeit und fehlender Motivation wird nach und nach Zuneigung zur neuen Aufgabe“, heißt es im Klappentext. Nach dem Fall der Mauer und der Grenzöffnung sehen sich die Protagonisten mit der Immigrationsflut nach Westeuropa konfrontiert, mit illegalen Einwanderern, Schmugglern und organisierter Kriminalität – und mit der noch frischen Zusammenarbeit zwischen „Ossis und Wessis“. „Aufgrund der zahlreichen guten Feedbacks habe ich Mut gefasst und gedacht, über Caracas könntest du auch was schreiben.“ Beide Bücher wurden im Selbstverlag veröffentlicht und können im Internet unter www.book.de und www.amazon.de bestellt werden.
Zurzeit ist Reiner Wilhus in Walsrode unter anderem als Fachlehrer für Taktik und als Polizeitrainer mit der Aus- und Fortbildung beschäftigt. Doch beworben hat er sich bereits wieder als Sicherheitsberater im weltweiten Einsatz. „Ich liebe die Abwechslung und die Herausforderung. Ich bin für neue Abenteuer bereit.“ Von Marieke Henning
