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Inge Schmidt, Burkhard Erbslöh (Mitte) und Bürgermeister Rolf Semrok machen mit bei der Umgestaltung der Streuobstwiese an der Einemhofer Straße. Foto: t&w

Land fördert Umgestaltung von Streuobstwiesen – Arbeitskreis in Radbruch will Flächen herrichten und wiederbeleben

Radbruch. Auf einen Grundstock können die Radbrucher zurückgreifen. Allerdings ist es um den nicht so ganz gut bestellt. Streuobstwiesen bilden zwar einen festen Bestandteil im Dorfbild der Gemeinde. Sie wurden teilweise bereits vor 25 Jahren als ökologische Ausgleichsmaßnahme für Baugebiete angelegt. Doch Pflegemaßnahmen gab es später kaum auf den Flächen.
Eine Weiterentwicklung der Wiesen hatte nämlich niemand geplant. Das ändert sich jetzt, das holen die Radbrucher nach: 175 000 Euro stehen im Haushalt für dieses Jahr bereit, um diese Hotspots der Artenvielfalt an zehn Standorten mit einer Gesamtfläche von knapp 2,4 Hek­tar aufzuwerten.
„Das ist ein schönes Projekt, das sich der Arbeitskreis Streuobstwiesen vorgenommen hat“, lobt Bürgermeister Rolf Semrok (CDU) die engagierten Mitbürger, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, sämtliche Streuobstwiesen herzurichten, langfristig wiederzubeleben und aufzuwerten. So sieht es auch die Ratsmehrheit, die den finanziellen Rahmen dafür kürzlich abgesteckt und den Etat der Gemeinde auf den Weg gebracht hat.
Die Idee, die ökologischen Kleinode herauszuputzen, haben Frauen und Männer aus Radbruch in das Dorfentwicklungsprogramm eingebracht. Hintergrund: Der Ort bildet zusammen mit Mechtersen und Vögelsen eine Dorfregion, in der das Land Niedersachsen Vorhaben fördert, die das Leben auf dem Land voranbringen. So übernimmt Hannover 60 Prozent der Kosten für die Herrichtung der Streuobstwiesen.
Die Arbeitsgruppe hatte die Köpfe zusammengesteckt. Herausgekommen ist ein dickes Aufgabenpaket. So will das Team unter anderem rund 160 Obstbäume in den Boden bringen, genauso wie heimische Heckenpflanzen, Brunnen für die Bewässerung bohren, Bänke, Papierkörbe, Schautafeln, Insektenhotels aufstellen und auf jeder Wiese zusätzlich eine Ansitzstange für Greifvögel platzieren.
Denn die erklärten Ziele sind, Bewusstsein und ökologisches Wissen zu fördern, den Gemeinschaftssinn im Dorf zu stärken, neue Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen. Das alles soll gelingen, indem die Bürgerinnen und Bürger für die gemeindeeigenen Streuobstwiesen die Verantwortung übernehmen.
„Die Streuobstwiesen sollen erlebbar und dadurch ein Teil der Naherholung werden“, berichtet Semrok. So schlägt die Arbeitsgruppe darüber hinaus für die Zukunft Obstbaum-Schnittkurse vor, aber auch ein regelmäßig stattfindendes Apfelfest für das ganze Dorf.
Führungen für alle Interessierten seien überdies denkbar. „Genauso wie Aktionen für die Kinder aus dem Kindergarten und die Schüler unserer Grundschule“, verdeutlicht der Bürgermeister. Nicht zu vergessen sei der Beitrag zum Schutz der Artenvielfalt, erinnert Semrok an das wichtigste Ziel bei dem Vorhaben, die Streuobstwiesen wiederherzurichten. Denn diese gehören zu den artenreichsten Biotopen ganz Mitteleuropas.
„Sie bieten beste Voraussetzungen für eine hohe Artenvielfalt“, heißt es denn auch beim Internetauftritt des Streuobstwiesen-Bündnisses Niedersachsen. Streuobstwiesen gelten als „Arche Noah“ für alte Obstsorten. „Mehr als 1200 Apfel-, 1000 Birnen-, 250 Kirsch- und 320 Zwetschgensorten sind bekannt“, informiert das Bündnis.
Trotz all dieser guten Eigenschaften seien die Bestände der Streuobstwiesen stark bedroht. Sie seien vor Jahrzehnten sogar mit Landesmitteln gerodet worden. Doch inzwischen hat ein Umdenken stattgefunden, nachdem klar geworden war, wie gefährdet der Bestand der wertvollen Biotope ist.
So auch in Radbruch, wo die Helfer künftig fleißig die Streuobstwiesen bearbeiten werden, um diese wertvoller denn je zu machen. Von Stefan Bohlmann