Winsen. Wer jemals mit dem Fahrrad den Winsener Bahnhofstunnel genutzt hat, weiß anschließend, wie eine Verkehrsführung nicht sein sollte – und sei es auch „nur“ die für Radfahrer und Fußgänger. Vor allem die südliche Seite stellt sowohl Radfahrer als auch Fußgänger vor größere Probleme, denn für Neulinge erschließt sich auf den ersten Blick absolut nicht, wer in welche Richtung fahren oder gehen darf.
Eine „große Lösung“ für die Probleme im Tunnel wird noch mindestens fünf bis zehn Jahre auf sich warten lassen. Um die Situation bis dahin zu verbessern, hatten sich im März sowohl der Planungs- als auch der Verwaltungsausschuss der Stadt Winsen dafür ausgesprochen, kurzfristige Verbesserungsmaßnahmen in der Unterführung durchzuführen. Wie die aussehen könnten, das stellte Planer Heinz Mazur vom beauftragten Planungsbüro PGT aus Hannnover jetzt dem Winsener Bauausschuss vor. Das Ziel der Maßnahme: Den eigentlichen Tunnelbereich heller und freundlicher gestalten und die Flächen für Rad- und Fußgängerverkehr neu gestalten und deutlicher zu kennzeichnen.
Große bauliche Änderungen sind nicht zu machen
„Dass das Ding definitiv nicht schön ist, wissen Sie“, dämpfte der gleich zu Beginn überzogene Erwartungen an die Verbesserungen. Große bauliche Veränderungen an der Unterführung seien nicht zu machen. Die verkehrstechnischen Probleme seien eher oberirdisch zu finden und baukonstruktiv schwierig zu lösen, so Mazur weiter. Eine Änderung der Rampen etwa käme nicht in Frage. Auch die Tatsache, dass die Unterführung für Fußgänger nicht barrierefrei sei, ließe sich nicht ohne weiteres lösen. Allerdings könne man, so Mazur, die Fußgänger auf die barrierefreie Kreuzung der Gleise im Bahnhof selbst hinweisen und so die Frequentierung der Unterführung eventuell auf die Seite der Radfahrer zu verschieben, denn vor allem die Situation auf dem Radweg sei aktuell völlig unzureichend. Eine Sperrung für Fußgänger sei nicht zu erreichen, aber wenn man die Zahl der Menschen, die die alternative, barrierefreie Unterführung nutzen, erhöhen könnte, ließen sich im Bahnhofstunnnel die Platzverhältnisse verschieben.
Aktuell stehen sowohl den Fußgängern als auch den Radfahrern jeweils ein drei Meter breiter Weg zur Verfügung, die mit einem Metallgeländer voneinander getrennt sind. Für die Radfahrer ist der Weg durch Metallnoppen noch einmal in zwei 1,50 Meter breite Richtungsstreifen unterteilt. Es gebe die Möglichkeit, führte Mazur aus, die Breite zu verschieben, indem man das Geländer, das ohnehin verrottet sei, entferne und farblich gekennzeichnete Bereiche für Fußgänger und Radfahrer schaffe. Den Fußgängern stehen dann 2,50 Meter zur Verfügung, für die Radfahrer blieben in diesem Fall 2,50 Meter. Getrennt werden sollen die Bereiche durch Noppenstreifen. Mit dieser Maßnahme könnte man auch auf die Beschilderung verzichten, denn die werde mit der farblichen Gestaltung der Bereiche obsolet.
Bessere Lösung für Übergang von der Rampe auf die Straße
Diese Planung wurde vor allem von den Grünen im Ausschuss begrüßt, die zusätzlich anregten, im Tunnel den Radverkehr zu zählen. „Nötig ist aber auch eine bessere Anbindung in den Tunnel hinein und aus dem Tunnel heraus“, formulierte Bernd Meyer die Forderung seiner Fraktion nach einer klaren Lösung auf beiden Seiten des Tunnels bei der Einmündung des Radverkehrs auf die Straße und auf eine bessere Abgrenzung zwischen den Radfahrern und Fußgängern. Diese Erfordernis sah CDU-Ratsmitglied Jan Jürgens nicht. „Ich konnte bislang kein Unbehagen zwischen Radfahrern und Fußgängern feststellen und sehe den Tunnel als verkehrstauglich, auch für Radfahrer, die schnell unterwegs sein wollen“, so Jürgens. Es gehe ihm nicht um Schnelligkeit, verteidigte Meyer seine Sicht, sondern darum, die Anbindung des Radverkehrs etwa an die Bahnhofstraße sicherer zu regeln.
Die Idee von SPD-Ratsfrau Brigitte Netz, den Autotunnel für Radfahrer zu öffnen, um ihnen die Nutzung der Unterführung zu ersparen, fand keine Begeisterung. Für ein solches Ansinnen gebe es Probleme mit der Breite der Fahrbahn, erläuterte der Planer. Ein Radweg, der durch ein Hochbord vom Autoverkehr getrennt sei, ließe sich dort nicht realisieren. Als Lösung blieben lediglich Schutzstreifen.
Als wesentllich einfacher erwies sich die Diskussion darum, den Tunnel selbst freundlicher zu gestalten. Die Plakatwände, die zurzeit für ein eher schmuddeliges Image sorgen, sollen entfernt werden, anschließend sind eine Wandreinigung und eine neue Gestaltung durch Graffiti-Kunst fällig. Auch die Beleuchtung soll verändert werden.
Baubeginn im Oktoberist eventuell möglich
Eine Ausführung der vom Ausschuss einstimmig empfohlenen Maßnahmen ist, obwohl sehr ambitioniert, wohl noch in diesem Jahr machbar, falls noch im Juni eine Ausschreibung der Bauleistungen erfolgen kann. Wenn der Verwaltungsausschuss dann im September die Aufträge vergeben könnte, wäre ein Baubeginn im Oktober möglich. Dieser Zeitrahmen ist allerdings, darauf machte die Verwaltung aufmerksam, äußerst knapp bemessen, da auch die Deutsche Bahn an den Planungen beteiligt werden muss. Von Franzis Waber
