Stelle. Wenn in einem Freibad nichts los ist, dann ist das ziemlich trostlos. Die letzten Tage allerdings bescherten Olaf Lau, Bademeister im Steller Freibad, und seinen Kollegen im Landkreis das genaue Gegenteil. „Ist doch klar: Bei 30 Grad ist jedes Freibad voll – auch ohne die Corona-Limitierung“, sagt der Mann mit Hut und Sonnenbrille am Beckenrand des Steller Freibades.
Lau, der im vergangenen Jahr noch Rösike hieß, inzwischen aber geheiratet hat, geht in seine 35. Saison im Steller Freibad. Vor ein paar Tagen konnte er die Heizung fürs Wasser abstellen. Geschmeidige 24 Grad Wassertemperatur liefern momentan ideale Bedingungen für alle Wasserratten.
Nach dem Lockdown im vergangenen Jahr und der verspäteten Saisoneröffnung haben sich Mitarbeiter, vor allem aber die Badegäste mit den Corona-Auflagen arrangiert. „200 Badegäste dürfen rein und auf die Liegewiese, mehr geht nicht“, sagt Lau. Dass gerade wieder viele draußen vorm Tor in knalliger Hitze warten, tut ihm leid. „Im letzten Jahr, als es noch heißer war, bin ich raus und hab die Leute nach Hause geschickt. Bei der aggressiven Hitze ist es für jeden, aber insbesondere für kleine Kinder nicht ratsam, eineinhalb Stunden oder länger in knalliger Sonne zu warten.“
Auch jetzt ist die Schlange beachtlich. Aber die meisten Badegäste kennen das schon, sind zum Schutz mit Sonnenhut oder Regenschirm ausgerüstet und nehmen die Wartezeit in Kauf. Tröpfchenweise kommen auch mal Leute raus aus dem Freibad. Der Klammereimer wird aber nie voll. „Das Klammersystem hat sich bewährt. Die Leute sind einsichtig“, erzählt der Steller Schwimmmeister. Dabei bekommt jeder Gast beim Eintritt eine Klammer und wirft sie in besagten Eimer, wenn er das Bad verlässt; sind die 200 Stück alle, wird zugesperrt. „Übrigens gibt es immer auch Klammerschwund“, meint Lau grinsend. Dann stockt er die Klammern wieder auf 200 auf. „Es gibt aber auch Gäste, die bringen versehentlich mitgenommene Klammern auch wieder zurück.“
Lau und sein Kollege Ivan Kecman müssen dann darauf achten, dass nicht zu viele Menschen zugleich im Wasser sind. Sprungbrett und Rutsche bleiben gesperrt. Abstand halten ist trotz niedriger Inzidenzen immer noch das oberste Gebot.
Anders als in den letzten Jahren boomen momentan die Schwimmkurse im Steller Freibad. Das war in den Jahren zuvor anders. Vermutlich weil 2020 noch weniger Kurse als sonst angeboten wurden und quasi die kompletten Schwimmkurse in der Halle nicht stattfinden konnten, ist der Nachholbedarf groß. Gerade stehen wieder zehn kleine Seepferdchen-Aspiranten aufgeregt am Beckenrand. „Wir haben in diesem Jahr schon acht Kurse – so viele wie noch nie – angeboten, sonst waren es vier. Wenn unsere neue Kollegin am 1. Juli anfängt, dann werden wir noch mal nachlegen“, verspricht der Bademeister. Infos dazu wird es kurzfristig im Internet geben.
Internet ist das Stichwort. „Derzeit klingelt andauernd unser Telefon. Die Leute fragen nach der Wassertemperatur, den Öffnungszeiten – und wie lang die Schlange gerade ist“, sagt Olaf Lau. „Dabei steht fast alles im Internet.“ – Bis auf die Länge der Schlange eben. Dann bimmelt das Telefon schon wieder. Aber bevor der Bademeister abnimmt, verrät er noch die derzeit beste Badezeit: „Vormittags und mittags von 10 bis 14 Uhr. Da geht meistens noch was, ohne dass man warten muss.“ Von Kathrin Röhlke
