Buchholz. Das furiose Finale ist verkraftet. Zeit, für die spektakulärste und erfolgreichste Saison der Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten in der 1. Bundesliga der Frauen eine kleine Bilanz zu ziehen. Sven Dubau, Geschäftsführer der Luchse, stellte sich den Fragen des WA.
Herzlichen Glückwunsch zu dieser fantastischen Saisonleistungen und zum Klassenerhalt in der 1. Bundesliga. Wird dieser Erfolg inklusive des 2. Platzes beim Olymp Final4 noch mit den Fans gefeiert?
Sven Dubau: Nein, leider wird es keinen Saisonausklang mit den Fans geben. Für unsere treuen Zuschauer ist das natürlich sehr schade. Aber wir planen trotz der momentan niedrigen Inzidenzen weiter sehr vorsichtig und bleiben sehr wachsam, was Corona angeht. Das gilt auch für die Vorbereitung auf die neue Saison: Deswegen werden wir beispielsweise unser Trainingslager hier bei uns in Buchholz machen und nicht auswärts.
Hast du irgendwann in dieser Spielzeit daran gezweifelt, dass es womöglich mit dem Klassenerhalt nichts werden könnte?
Eigentlich nicht. Wir wussten alle, wie schwer die Aufgabe Klassenerhalt werden würde, aber nervös bin ich eigentlich nie geworden. Wir haben früh gemerkt, dass wir mithalten können, aber die möglichen Punkte nicht eingesammelt. Dann kamen die zahlreichen Verletzungen dazu. Spätestens mit der hohen Heimniederlage gegen Buxtehude wussten alle im Team: „So wollen wir uns nicht abschießen lassen. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und in Spielen gegen Gegner auf Augenhöhe Siege einfahren.“ Und danach hatte sich plötzlich der Kader mit den Spielerinnen, die noch zur Verfügung standen, eingegroovt.
Kann man aus dem Kader jemanden herausheben?
Unsere jungen Spielerinnen wie Alexia Hauf, Zoe Ludwig und Maj Nielsen haben sicher eine tolle Entwicklung gemacht. Aber das gilt für jede Spielerin im Team: Alle haben ihre Stärken eingebracht und so Schwächen kompensiert. Deswegen ist das Team bei uns der Star. Das hat man im Final4 deutlich gesehen. Wohl gerade deshalb gab es auch so große und positive Resonanz auf das Auftreten der Mannschaft. Die mediale Aufmerksamkeit hat dem Team gutgetan, und es hat sich am Ende selbst mit starken Leistungen belohnt.
Angesichts der Enge des Spielplans: War das Final4 nicht eine enorme Zusatzbelastung?
Sicherlich. Wir mussten im Mai sieben Spiele in 25 Tagen absolvieren. Wir haben da das Maximum rausgeholt. Aber nur weil alle großartig gearbeitet haben. Dazu gehören insbesondere auch die Bereiche des Mentalcoachings mit Maike Koberg und unsere medizinische Abteilung. Die Spielerinnen, aber auch das Trainerteam und der Betreuerstab sind da schon an Grenzen gestoßen. Die Belastung war riesig.
Wie fällt dein Saisonfazit aus?
Die Luchse haben sich als Team prima weiterentwickelt. Es hat gedauert, ehe die Mannschaft in der 1. Bundesliga angekommen ist. Aber sie hat gelernt, mit ihrer Nervosität umzugehen, und ist cleverer geworden. Die Neuverpflichtungen haben sich prima eingefügt und das Team ein Stück weitergebracht. Insbesondere Jessica Inacio wird uns mit ihrer Erfahrung und ihren Fähigkeiten weiterbringen und dem Team zu noch mehr Substanz verhelfen.
Wie sieht denn die Kaderplanung für die nächste Saison aus?
Wir haben mit Antonia Pieszkalla eine Neuverpflichtung. Alle übrigen Spielerinnen bleiben dabei. Torhüterin Mareike Vogel wird mit ihrem Kreuzbandriss noch länger ausfallen. Da werden wir aber wieder eine vereinsinterne Lösung wählen und wohl keine Neuverpflichtung anstreben. Aber es gilt ja der Grundsatz: Die Kaderplanung schließt man nie ab.
Und wie geht es für die Luchse jetzt weiter?
Weil die Saison deutlich länger gelaufen ist als jede normale Spielzeit, haben die Spielerinnen den kompletten Juni frei bekommen. Da sollen Verletzungen auskuriert und neue Kräfte gesammelt werden. Enfach Abschaltenvom Handball. Ab Juli steigen wir dann in die Vorbereitung ein.
Und wie sieht die Zukunft für die Luchse aus?
Die positive Entwicklung, die das Team genommen hat, muss natürlich weiter verfolgt werden. Es ist noch reichlich Potenzial da. Aber wir müssen uns auch als Verein weiter professionalisieren. Und das wird nicht ohne Unterstützung der Region funktionieren. Denn die Handball Bundesliga Frauen (HBF) macht für die Spielzeit 2022/2023 Vorgaben für die Spielorte. Die NordHeideHalle wäre demnach nicht liga-konform. Da fehlen die geforderte LED-Videobande und die Gegentribüne. Viele Liga-Klubs haben deswegen Hallenneubauten begonnen. Wir müssen sehen, was da für uns geht. Von Kathrin Röhlke