Roydorf. Die Storcheneltern auf dem Nest an der Luhe, zwei kleine Schnäbel recken sich in die Höhe und betteln um Futter. Oft stehen Roydorfer auf der Luhebrücke und beobachten das Schauspiel, dass es Jahrzehnte im Dorf nicht mehr gegeben hat.
„Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben“, sagt Heinz Stein. Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr saß er im Sommer 2007 vor der alten Feuerwehrwache und beobachteten wie Störche auf der Sirene des Dorfes saßen und vielleicht versuchte ein Nest zu bauen – aufgrund der runden Form vergeblich. „Da müssen wir etwas machen“, waren sich die Feuerwehrleute damals einig. Die Infos, der Pfahl, alles Nötige wurde beschafft und der Korb geflochten. Im November 2007 wurde die Niststätte mit Hilfe der Drehleiter aus Winsen errichtet. Margret Berger hielt das Geschehen mit dem Fotoapparat fest. Ihr Sohn Lars hatte den Pfahl organisiert und ihr Schwiegersohn per Lkw geholt. Seither hat sie den vorgesehenen Brutplatz immer im Blick. „Es waren mal verschiedene Störche alleine da. Letztes Jahr dann endlich ein Pärchen.“ Allerdings sorgten wohl die Krähen oder Elstern der Umgebung dafür, dass aus einer Brut nichts wurde. Diese sorgten auch dafür, dass die Feuerwehr den vorgegebenen Horst ausbessern musste. Zuletzt 2018. „Dieses Jahr hat es endlich funktioniert“, freut sich Berger.
Jungvögel schlüpftenerst am 30. Mai
Auch Landwirt Heinz Stein hat den Horst täglich im Blick, steht er doch genau neben seinem Grundstück, ein paar Meter von der Luhe entfernt. „Am 30. Mai müssen sie dann geschlüpft sein.“ Da war auf einmal Betrieb im Horst und die Eltern räumten anscheinend kräftig auf. Zwei Schnäbel von Jungvögeln wurden entdeckt, die immer wieder gefüttert werden wollten. Der erste Storchennachwuchs in Roydorf seit wohl über 40 Jahren. Dass die Jungen später geschlüpft sind als andere im Landkreis, ist für Storchenvater Tom Sauerland nicht überraschend. Hier treffen in der Zugscheide die Störche, die die Ost- und die Westroute zur Überwinterung nutzen, zusammen. „Die aus dem Westen kommenden Paare fangen etwa vier Wochen früher an zu brüten“ , sagt Sauerland. In den vergangenen Jahren stieg die Population der Störche im Landkreis. Ob die Roydorfer Störche dazu beitragen, dass der Trend so bleibt, weiß Sauerland noch nicht. „Das kann man erst am Ende der Saison sagen.“ Im Moment denkt er, dass das Wetter noch keine großen Auswirkungen auf die Entwicklung der Jungtiere hat.
Zwei Kisten Kaltgetränkesind jetzt fällig
Die Roydorfer Feuerwehr hat jetzt aber noch ein Versprechen einzulösen. „Seit 2007 sind für den ersten Nachwuchs zwei Kisten Kaltgetränke ausgesetzt“, erinnert sich Heinz Stein. Wenn es die Umstände zulassen, werden diese jetzt nach 14 Jahren fällig, sagt Stein: „Möglichst mit allen Helfern, die damals beim Aufstellen des Pfahls dabei waren.“ Von Karsten Schaar
