Winsen. Hoffnung für die geruchsgeplagten Anwohner am Stöckter Deich: Ihr Leiden soll bald ein Ende haben. Die Stadt Winsen wird in der ersten Augustwoche eine Vakuumentgasungsanlage auf dem Klärwerk installieren, deren Einsatz die Geruchsemissionen der Kläranlage vermindern soll. Das teilte die Stadt jetzt mit.
Hintergrund: Wie der WA mehrfach berichtete, hatet die im November 2019 in Betrieb gegangene, etwa 300 000 Euro teure moderne solare Klärschlamm-Trocknungsanlage nicht nur Vorteile mit sich gebracht – es fällt weit weniger Klärschlamm an, was die Abfuhrkosten drastisch reduziert –. sondern im vergangenen Sommer bei hohen Temperaturen und Ostwind-Lage auch zu schlimmen Geruchsbelästigungen vor allem in Stöckte geführt. Anwohner hatten sich über den „Hauh von Pestilenz“ beschwert, der immer wieder in die Häuser hinter dem Deich einzog – zu recht beschwert, wie die Stadtverwaltung jetzt noch einmal betonte. „Mit der weiteren Investition in eine Vakuumentgasungsanlage soll diesen Beschwerden nun abgeholfen werden“, sagt Pressesprecher Theodor Peters.
Expertenrat wird jetzt umgesetzt
An dem Geruchsproblem arbeitet die Stadt Winsen bereits seit vergangenem Sommer. Wie berichtet, war man im Winsener Rathaus zunächst davon ausgegangen, dass eine zu hohe Ammoniak-Konzentration verantwortlich sei für die üblen Gerüche. Nachdem der erste Versuch, den PH-Wert des Klärschlamms zu verändern, indem dem Klärschlamm vor der Trocknungs-Phase Eisen-II-Sulfat, ein zweiwertiges Eisensalz der Schwefelsäure, beigegeben wurde, gescheitert war, hatte man weiteren fachlichen Rat eingeholt: Dr.-Ing. Julia B. Kopp, eine Expertin für Klärschlammbehandlung, schaute sich die Situation im Oktober vor Ort an, nahm Wasser- und Klärschlammproben, um sie zu analysieren. „Von Frau Dr. Kopp gibt es die Empfehlung, das Klärwerk um eine Vakuum-Anlage zu ergänzen“, teilte Pressesprecher Peters schon im vergangrnen November auf WA-Anfrage mit. Eine solche Anlage werde von bestimmten Unternehmen auch testweise installiert. Peter damals: „Wir wollen eine Vakuum-Anlage hier bei uns testen, bevor sie für einen stattlichen, sechsstelligen Betrag dauerhaft angeschafft wird.“ Nun ist es soweit.
Messungen vor und nach Inbetriebnahme
„Vor der erhofften Verbesserung müssen wir allerdings den Betroffenen im Dunstkreis des Klärwerks noch einige Tage eine Belastung mit Gerüchen zumuten“, erklärte Peters jetzt. „Um den Effekt einer Reduzierung der Geruchimmissionen in der Umgebung nachweisen und eine spätere Investition in die zunächst gemietete Anlage bewerten zu können, sind vor und nach der Installation Geruchsimmissionsmessungen bei voller Auslastung der Klärschlamm-Trocknung durchzuführen.“ Dafür wird die Trocknungsanlage in dem Zeitraum vom 5. bis zum 19. Juli unter Volllast betrieben und der Ausgangszustand erfasst. In dieser Zeit sei im Umfeld der Kläranlage ganz sicher mit einer höheren Geruchsbelastung zu rechnen. „Wir bitten alle Betroffenen ganz herzlich um ihr Verständnis“, so Peters. „Aber eine so erhebliche weitere Investition in eine Entgasungsanlage lässt sich nur rechtfertigen, wenn ihre Wirksamkeit auch nachgewiesen ist. Deshalb führt an dem Volllast-Betrieb der Klärschlamm-Trocknung ohne gezielte Entgasung leider kein Weg vorbei.“
Die Trocknung wird dann nach dem zweiwöchigen Volllast-Betrieb mit den begleitenden Immissionsmessungen wieder auf das niedrigere Niveau heruntergefahren, bis die Vakuumentgasungsanlage in Betrieb geht. Nach erfolgreicher Installation und Integration der neuen Anlage in die bestehende Klärwerkstechnik soll das während der Klärschlammtrocknung freiwerdende Gas aufgefangen und im Blockheizkraftwerk der Kläranlage verbrannt werden. Im Anschluss an eine erste Testphase werden die Geruchsimmissionen dann erneut gemessen. Belegt das Ergebnis die Wirksamkeit der Entgasungsanlage, wird die Stadt sie kaufen. Peters: „Wir hoffen, das Geruchsproblem ist dann effektiv und dauerhaft beseitigt.“ Der WA wird das Thema weiter begleiten. Von Rainer Krey
