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Parkende Lkw auf dem Rastplatz an der K 86 zwischen Stelle und Gehrden: Zumindest bei einem Teil dieses ruhenden Verkehrs dürfte es sich um Zulieferer des Rewe-Zentrallagers handeln. Foto: kr

Kritiker fürchten: Zweites Zentrallager in Stelle könnte zu mehr „Wildparkern“ führen

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Stelle. Zu viele zusätzliche Lkw, die durch die Ortschaft fahren – das ist nur eine Sorge, die Gegner des geplanten Aldi-Zentrallagers in Stelle umtreibt. Eine andere: Wo übernachtet der zahlreiche Zuliefererverkehr, was passiert mit den Lkw-Flotten privater Speditionen, die aus ganz Deutschland nach Stelle kommen? Denn dass die Lkw sich nach der Anlieferung oft nicht gleich auf den Rückweg machen, liegt auf der Hand – schließlich müssen die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten eingehalten werden.
Der ruhende Lkw-Verkehr hat sich in der Folge längst von den Firmengeländen auf öffentliche Rastanlagen verlagert, überfüllte Raststätten an Autobahnen und Bundesstraßen zeugen davon. Auch der Parkplatz an der Kreisstraße 86 hinter dem Steller Ortsausgang in Richtung Gehrden ist nicht selten rappelvoll, darauf machte Dietrich Voigt von der Interessengemeinschaft K 86 den WA jetzt aufmerksam. Insbesondere abends reiht sich dort ein Lkw nach dem anderen auf.
Der Parkplatz als Einsatzzentrale
Als der WA sich vor Ort selbst ein Bild machte, waren es sechs Lkw, allein vier von einer Spedition aus Brandenburg. Voigts Beobachtung: Zulieferer des bereits vorhandenen Rewe-Zentrallagers nutzen die öffentlichen Parkplätze als „Einsatzzentrale“. So habe er jetzt auf dem Parkplatz an der Kreisstraße Fahrzeuge mit Chemnitzer Kennzeichen angetroffen, die zur Jahreswende schon die Kurze Heide am Sportzentrum für ihre Einsätze genutzt hätten und innerorts durch die Tempo-30-Zonen gefahren seien. Voigts Sorge: Wenn das Aldi-Zentrallager seinen Betrieb aufnimmt, könnte der parkplatzsuchende Lkw-Verkehr in und rund um Stelle noch einmal deutlich zulegen.
Was ist dran an dieser Befürchtung? Fakt ist, dass sich die Politik in Stelle schon länger mit der Frage der parkenden Lkw beschäftigt. Erst vor einigen Wochen hatte die Steller SPD das Gespräch mit dem Leiter des Rewe-Zentrallagers gesucht (der WA berichtete). Ein Thema waren Lkw, die auf den Parkstreifen öffentlicher Straßen nahe des Rewe-Zentrallagers parkten. Der Rewe-Betriebsleiter versicherte, dass auf dem Rewe-Gelände selbst ausreichend Parkplätze für die Zulieferer zur Verfügung stehen. Einen möglichen Grund dafür, dass mancher Lkw-Fahrer lieber außerhalb des Geländes übernachtet beziehungsweise seine gesetzlich vorgeschriebene Fahrpause einlegt, lieferte der Betriebsleiter indirekt, als er eine andere SPD-Nachfrage beantwortete: Anwohner des Zentrallagers hatten über den Lärm geklagt, der von den laufenden Diesel-Aggregaten von Kühllastern ausgeht.
Moderne Technik gegen den Lärm
Der Betriebsleiter antwortete, dass die neu gebaute Kühlhalle Elektroanschlüsse haben werde, die einen Betrieb der Dieselaggregate künftig unnötig mache und bat die Anwohner noch um etwas Geduld. Dass auch mancher Lkw-Fahrer, der nicht auf eine Kühlung angewiesen ist und seinen Lärm also nicht selbst produziert, einen Ruheplatz abseits des Lärms bevorzugt, ist leicht nachvollziehbar. Positiv: Die neue Rewe-Kühlhalle mit ihren Anschlüssen sollte den Standort tatsächlich auch als Ruheort attraktiver machen und die öffentlichen Park- und Rastplätze entlasten.
Zurück zum Rastplatz an der K 86: Verboten ist die Nutzung durch ganze Lkw-Flotten einer Spedition nicht – das stellte die Pressestelle im Kreishaus auf WA-Nachfrage klar. Und dass die Lkw dort weniger stören, als wenn sie in Wohnstraßen in der Ortschaft parken – was vereinzelt auch vorkommen soll – dürfte sowieso klar sein. Gibt es also überhaupt ein Problem? Stelles Bürgermeister Robert Isernhagen sieht keines, wie er auf WA-Nachfrage erklärte: „Das Rewe-Zentrallager hat ausreichend Stellplätze.“ Von einer übermäßigen Nutzung öffentlicher Parkplätze wisse er nichts. Er sei aber gerne bereit, das Thema in einem Gespräch mit der Leitung des Zentrallagers noch einmal anzusprechen. Gar nicht teilen kann Isernhagen die Befürchtungen hinsichtlich des geplanten Aldi-Zentrallagers. Der Bürgermeister verwies einmal mehr auf die klar formulierten Abmachungen mit dem Discounter. „Aldi wird ausreichend Stellplätze schaffen, das haben wir geregelt“, so Isernhagen. Und auch für die Zu- und Abfahrten gebe es klare vertragliche Regelungen: Aldi habe sich verpflichtet, seine eigenen Lkw nach Möglichkeit direkt zur Autobahnanschlussstelle Maschen zu lotsen, um den Verkehr durch den Ort zu minimieren. Das gelte bedingt auch für den Zuliefererverkehr durch Drittfirmen – hier habe sich Aldi verpflichtet, auf diese Zulieferer einzuwirken. Von Rainer Krey