Buchholz. Die ersten beiden Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Buchholz sind da: Der derzeitige Amtsinhaber Jan-Hendrik Röhse (CDU) und der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Piwecki treten an. Das entscheidende Wort haben am 12. September die Bürger. Wo machen sie auf dem Stimmzettel ihr Kreuz? Röhse bringt für das Amt bereits Erfahrung mit. Wie er sich seine weitere Arbeit vorstellt, verrät er im WA-Interview. In einer unserer nächsten Ausgaben kommt auch Frank Piwecki zu Wort.
Warum haben Sie sich für das Bürgermeisteramt beworben?
Röhse: Ich bin seit sieben Jahren erfolgreich als Bürgermeister der Stadt Buchholz tätig. Vieles von dem, was ich mir vorgenommen habe, wurde umgesetzt, zum Beispiel die Schaffung weiterer Kita-Plätze, die Erweiterung der Waldschule und der Grundschule Steinbeck, die Optimierung des Buchholz-Bus, der Ausbau des Glasfasernetzes einschließlich des Anschlusses der Schulen an das Glasfasernetz oder die Förderung bezahlbaren Wohnraums. Viele Projekte sind langfristig angelegt und deshalb noch nicht abgeschlossen, wie zum Beispiel die Umsetzung des Feuerwehrbedarfsplans mit dem Bau neuer Gerätehäuser, Buchholz 2025plus und die Verkehrsentwicklung. Diese Projekte möchte ich weiter positiv begleiten, und auch künftig meine ganze Kraft zum Wohle unserer Stadt und der Bürgerinnen und Bürger einsetzen. Ich bin hochmotiviert!
Wo wurden Sie geboren? Was verbindet Sie mit Buchholz?
Geboren wurde ich im Krankenhaus Harburg. Meine Eltern wohnten damals bereits in Buchholz, und zwar im Thomasdamm. Ich kenne unsere Schulen, die Vereine, die ganze Stadt von Kindheit an. Studium und Beruf haben mich dann nach Freiburg, Hamburg sowie nach Atlanta und Washington D.C. geführt. Heute lebe ich gerne mit meiner Familie in dieser schönen Stadt.
Wie stellen Sie sich die Fortsetzung Ihres Amtes vor?
Trotz schwieriger Mehrheitsverhältnisse im Rat ist es mir gelungen, für wesentliche politische Entscheidungen große Mehrheiten zu organisieren. Das gelingt nur, wenn man sach- und lösungsorientiert sowie ohne ideologische Scheuklappen arbeitet. Mit meiner Erfahrung und mit meinem Verständnis von Kommunalpolitik habe ich unsere Stadt nicht nur gut durch die Flüchtlingskrise und die Corona-Pandemie gesteuert, sondern insgesamt in eine positive Entwicklung gebracht. Genau daran möchte ich am 1. November 2021 anknüpfen.
Was gehört zu Ihren ersten Zielen in der neuen Wahlperiode?
Nach der Pandemie müssen wir unsere Wirtschaft vor Ort stärken. Dazu zählen auch der Einzelhandel, die Gastronomie und die Innenstadt schlechthin. Mit Hilfe von Fördermitteln aus dem „Ad-Hoc“-Innenstadtprogramm des Landes Niedersachsen soll die Innenstadt dauerhaft als attraktives Zentrum der Mittelpunkt unserer Stadt sein. Unsere Schulen sind digital gut ausgerüstet. Wir werden gleichwohl weiter in die Schulen investieren und sie zukunftsgerichtet ausstatten. Die Vereine, die durch die Pandemie stark „gelitten“ und viele Mitglieder verloren haben, müssen weiterhin zuverlässig gefördert werden. Hier ist die Stadt und die Stadtgesellschaft gefordert, finanziell und mit guten Ideen die Vereinslandschaft und das Ehrenamt zu unterstützen.
Braucht Buchholz mehr Gewerbe?
Die Stadt Buchholz braucht vor allem mehr Flächen, auf denen sich Buchholzer Unternehmen entwickeln können. Aus meinen vielen Gesprächen mit Unternehmerinnen und Unternehmen weiß ich, dass diverse Firmen an ihrem jetzigen Standort keine Erweiterungsmöglichkeit haben. Ihnen müssen wir eine Perspektive bieten, um eine Abwanderung von Arbeitsplätzen zu vermeiden. Dazu gehören im Gegenzug Nachnutzungskonzepte für den Bestand. Diese können dann Perspektiven für Neuansiedlungen bieten. Seit Jahren ist die Arbeitslosenquote in Buchholz unterdurchschnittlich niedrig (aktuell 4,4 Prozent). Das liegt nicht zuletzt auch an den hier ansässigen, erfolgreichen Unternehmen, die qualifizierte und sichere Arbeitsplätze bieten. So soll es bleiben.
Mehr Wohnungen und Gewerbeflächen führen zu mehr Verkehr. Wie wollen Sie damit umgehen?
Mit dem Grundsatzbeschluss, die Modalitäten eines Planfeststellungsverfahrens für eine östliche Umfahrung der Innenstadt mit dem Landkreis zu verhandeln, ist eine überfällige Richtungsentscheidung für die verkehrliche Entlastung der Innenstadt getroffen worden. Ziel muss es sein, die Innenstadt auf der Nord-Süd-Achse vom Pkw-Verkehr zu entlasten. Das schafft Freiräume für eine Verschiebung des „Modal Split“ hin zum Umweltverbund. Wenn wir es schaffen, den Radverkehr und den ÖPNV deutlich zu stärken, können auch im innenstadtnahen Bereich moderne Konzepte für autoarme Quartiere, verbunden mit Sharing-Angeboten, erfolgreich entstehen. Wir müssen attraktive Angebote schaffen, und nicht mit Verboten gängeln. Im Schienenverkehr muss es zeitnah zu einer erheblichen Steigerung der Kapazitäten kommen, um eine Verkehrswende erfolgreich zu gestalten.
Wie soll es mit der Realisierung für die Ostumfahrung weitergehen?
Der Rat der Stadt hat mich beauftragt, mit dem Landkreis über die Kosten für die Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens zum Bau der Umfahrung der Innenstadt zu verhandeln. Leider „hinkt“ der Kreis mit seinen Beschlüssen etwas hinterher, sodass diese Verhandlungen noch nicht stattfinden konnten. Nach erfolgreichem Abschluss der Gespräche sind im Rat der Stadt, aber auch im Kreistag weitere politische Beschlüsse zu treffen, nämlich zur Durchführung des Planfeststellungsverfahrens und anschließend zum Bau der Straße. Ich gehe davon aus, dass auch nach der Wahl die notwendigen Mehrheiten sowohl im Rat der Stadt als auch im Kreistag zustande kommen, nachdem sich auch der SPD-Fraktionsvorsitzende im Rat klar und eindeutig für diese Planung ausgesprochen hat.
Wie wollen Sie sich dem demografischen Wandel stellen?
In der Stadt Buchholz erleben wir derzeit einen Baby-Boom, wie kein Statistiker dies vorausgesagt hat. Obgleich wir ständig neue Kita-Plätze schaffen, können wir mit der Nachfrage kaum Schritt halten. Die Schulen sind auf lange Zeit gut ausgelastet. Dieser Boom wird noch viele Jahre anhalten. Wir müssen unsere Infrastruktur aber so ausrichten, dass wir auch bei einer Verschiebung der Bevölkerungsanteile flexibel reagieren, und die Bedarfe, die Seniorinnen und Senioren haben, bedienen können. Neben einer guten Ärzteversorgung und der Sicherung des Krankenhausstandortes gehören zum Beispiel auch generationenübergreifende Wohnformen und ein gutes Verkehrsnetz dazu.
Was wollen Sie für die Verbesserung des Klimas in Buchholz tun?
In der Ratssitzung am 2. Juli 2019 habe ich mein Konzept für ein Buchholzer Klimaforum vorgestellt. Es geht darum, die Stadtgesellschaft auf den Weg in die Klimaneutralität mitzunehmen. Klimaschutz ist eine ganzheitliche gesellschaftliche Aufgabe, die nicht allein von der Verwaltung oder der Politik bewältigt werden kann. Wir müssen die Menschen vom Nutzen klimaschonenden Verhaltens überzeugen. Gleichzeitig müssen wir in den nächsten Jahren grundlegende strategische Entscheidungen treffen und die Klimapolitik auf das Ziel der Klimaneutralität 2035 ausrichten. Das kann nur mit wissenschaftlich-fachlicher Beratung und Begleitung funktionieren. Dafür habe ich den Buchholzer Klimabeirat initiiert, der unter anderem mit herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sämtlich Universitätsprofessoren, die Buchholzer Politik, aber auch die Verwaltung berät. Damit habe ich die Klimapolitik in Buchholz in einer Weise ausgerichtet, die sehr ambitioniert und in Städten unserer Größenordnung einzigartig ist. Das Thema Klimaschutz ist in Buchholz Chefsache! Von Christa-M. Brockmann