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Die neue Gewerbeflächen, die die Stadt Buchholz gegen den Willen des Ortsrates Dibbersen ausweisen möchte, sollen zwischen der Wohnbebauung und der Autobahn liegen. Foto: po

Buchholzer Ortsteil Dibbersen will sich gegen Gewerbe-Planung der Stadt am Ortseingang wehren

Dibbersen. Dibbersens Ortsbürgermeister Christian Horend ist sauer. „Ungefragt und ohne Beteiligung der politischen Akteure vor Ort“, so Horend, sollen im Buchholzer Ortsteil neue Gewerbeflächen entstehen, zu denen der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt am heutigen Abend einen Grundsatzbeschluss fassen soll. „Die Mitglieder der Ortsräte wurden ebenso wie die Einwohnerinnen und Einwohner von Planungen überrascht, die die Ausweisung weiterer Gewerbeflächen am Ortsrand vorsehen“, erklärt Horend und kündigte in einer Pressemitteilung aktiven Widerstand aus Dibbersen an.
Notfalls auch eine Demo gegen die Gewerbeflächen
Der Ortsrat hat nun mit großer Mehrheit eine Resolution auf den Weg gebracht, mit der er erreichen will, dass die Planungen eingestellt werden. Außerdem ruft Horend dazu auf, die Ausschusssitzung, die am heutigen Abend um 18.30 Uhr in der Buchholzer Empore beginnt, zu besuchen. Dort allerdings sind pandemiebedingt nur 30 Zuschauer erlaubt. Deshalb kündigte Horend an, dass, wenn sich mehr als diese 30 Besucher anmelden, eine Demonstration stattfinden werde.
Die Tatsache, dass am Ortseingang von Dibbersen Gewerbeflächen ausgewiesen werden sollen, ohne den Ortsrat mit ins Boot zu holen, stößt nicht nur Horend, sondern auch seinen Kollegen im Ortsrat sauer auf. Der erste Schritt war eine Resolution mit dem Titel „Kein Logistikpark in Dibbersen“, in der sich die Politiker gegenüber dem Buchholzer Bürgermeister, Jan-Hendrik Röhse (CDU), der im September für eine zweite Amtsperiode kandidiert, klar gegen die Planungen aussprechen. „Wir bitten zum Wohle der in Dibbersen und Dangersen lebenden Einwohnerinnen und Einwohner eindringlich darum, diesbezügliche Planungen nicht aufzunehmen“, heißt es in dieser Resolution.
Vor drei Jahren hatte man nach intensiven Beratungen entschieden, das Buchholzer Gewerbegebiet II, dessen Großteil auf Flächen in Dibbersen liegt, um rund 25 Hektar zu erweitern. Der „Technologie- und Innovationspark“ wird zurzeit bebaut. Nun sollen weitere 11,5 Hektar Gewerbeflächen entlang der A 1 entwickelt werden, rund die Hälfte davon ebenfalls in der Gemarkung Dibbersen. „Sollten diese Visionen Wirklichkeit werden, wären ein Großteil der in Dibbersen bebauten Fläche durch Gewerbe belegt“, klagt Horend. Im Ortsrat befürchtet man durch die Ausweitung der Gewerbeflächen eine Verschlechterung der Lebensqualität für die Einwohner des Ortsteiles, und dagegen setzte man jetzt mit der Resolution ein Zeichen.
Flächen gar nicht für eine Ansiedlung geeignet?
Verwunderung gibt es bei den Mitgliedern des Ortsrates vor allem darüber, „dass jetzt Flächen entwickelt werden sollen, die weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick für die Ansiedlung geeignet scheinen“, so Horend. Bernd Schönhofen von den Grünen springt dem CDU-Politiker zur Seite: „Außer der logistikfreundlichen Lage an der Bundesautobahn gibt es keine Argumente, die für diese Flächen sprechen. Im Gegenteil: In der Vorlage werden der geringe Abstand zur Wohnbebauung, die anspruchsvolle Erschließung von der Harburger Straße aus und die Lage im Wasserschutzgebiet als kritisch gesehen.“ Sorgen bereitet in Dibbersen außerdem, dass die Anbindung der neuen Flächen über die Hamburger Straße passieren soll, so dass die Ortsdurchfahrt Dibbersen nicht vollständig von zusätzlichem Verkehr freigehalten werden kann. „Der Rückbau der B 75 alt war die verkehrspolitisch wichtigste Entscheidung der letzten Jahrzehnte, der ein langer Streit über die zu realisierende Trassenvariante vorausgegangen war. Jetzt soll nicht nur das Eingangsbild zur Ortschaft verschandelt werden, auch der Verkehr wird durch ein völlig überdimensioniertes Projekt zurück in die Ortschaft geholt. Dass diese Planung zu Protesten führt, sollte nachvollziehbar sein“, reiht sich auch die ehemalige, langjährige Bürgermeisterin Gudrun Eschment-Reichert (SPD) in die Schar der Gegner des Projektes.
Teilnahme an Sitzung auch per Videokonferenz möglich
„Die Bebauung dieser Fläche, sehr wahrscheinlich mit großen Logistikhallen, wird den winzigen Rest dörflicher Idylle unwiederbringlich zerstören“, befürchtet Horend und ruft nun alle Einwohner von Dibbersen auf, sich gegen die Planungen auszusprechen. Wer plant, an der Sitzung am heutigen Abend teilzunehmen, wird gebeten, sich telefonisch unter (01 71) 8 71 88 44 oder per E-Mail an zu melden. Wenn sich mehr als 30 Personen anmelden, wird eine Versammlung vor der Empore angemeldet.
Die Stadt reagierte auf die Ankündigung nun damit, dass man aufgrund des großen Interesses an der heutigen Sitzung auch online teilnehmen kann. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich per E-Mail an zur Online-Teilnahme an der Sitzung anmelden. Der hierfür notwendige Link wird dann seitens der Stadt verschickt. Von Franzis Waber