Winsen. Die Winsener Stadtbücherei im Marstall platzt aus allen Nähten, ein Neubau muss her. Auf den Standort hatten sich eine Arbeitsgruppe im Sommer 2020 und der Kulturausschuss im April 2021 bereits geeinigt: Die künftige Bücherei soll ihren Platz zwischen dem Marstall und dem Kreishaus finden. Die Tatsache, dass dafür sechs Bäume im Schlosspark gefällt werden müssen, sorgte jetzt allerdings nicht nur für Protest bei einigen Winsenern, sondern auch für Diskussionen im städtischen Planungsausschuss, der den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan „Neubau Stadtbibliothek“ fassen sollte.
Gefällt werden müssen eine Blutpflaume, eine Eberesche, eine Esche, eine Kastanie, ein Walnussbaum und eine Hainbuche. Die Verwaltung kam dabei zum Schluss, dass lediglich die Hainbuche ortsbildprägend sei, darüber hinaus seien drei der Bäume ohnehin deutlich geschädigt. Geplant ist daher ein Ausgleich durch die Neupflanzung von fünf bis acht Bäumen – das stieß bei einigen Ausschussmitgliedern, unter anderem bei Brigitte Netz (SPD), auf Widerspruch. „Die Zahl muss im weiteren Planungsprozess konkretisiert werden und das Ziel müssen acht neu zu pflanzende Bäume sein“, so Netz. Dem schloss sich auch Bernd Meyer von den Grünen an. Für die CDU kommentierte Dr. Cornell Babendererde, dass es zwar schade um die große Hainbuche sei, dass man mit dem geplanten Ausgleich aber sehr gut leben könne. „Das Gelände kann zu einem Bildungscampus werden und der Neubau wertet den Schlosspark und den Schlossplatz ganz enorm auf“, so Babendererde.
Eine Reihe Winsener Bürger sieht das allerdings anders. Jakob Duden von Fridays for Future etwa hat eine Petition gestartet, die sich gegen den Neubau im Schlosspark richtet. „Wir fordern, den Plan zu überdenken und nach einer Alternative zu suchen. Neue Flächen zu versiegeln und Bäume zu roden, während es in der Stadt einige leerstehende Gebäude (die dringend saniert werden müssten) gibt, halten wir für unangebracht“, heißt es darin.
Nicht nur die notwendigen Baumfällungen sprechen in den Augen von Dr. Erhard Schäfer (Grüne) gegen den gewählten Standort. Er hält den Standort im Park insgesamt für wenig zukunftsweisend und plädierte dafür, ihn noch einmal zu überdenken und das Umfeld der Alten Stadtschule dafür in Betracht zu ziehen. „Man sollte den Park nicht anfassen“, so Schäfer. Unterstützung fand er dabei bei der AfD. „Wir waren immer dafür, dass die Bücherei gegenüber der Alten Stadtschule neu gebaut wird“, resümierte Roderick Pfreundschuh. Sympathie für diese Idee habe er auch gehegt, erklärte Nino Ruschmeyer für die FDP. „Aber dafür gab es keine Mehrheit und wir müssen das jetzt an der Stelle durchziehen, auch wenn der Standort nicht ideal ist“, forderte Rusch-meyer seine Ausschusskollegen auf, die Standortdiskussion ruhen zu lassen. Ganz klar für den Standort im Schlosspark sprachen sich SPD und CDU aus. „Wir haben eine gute Lösung gefunden“, konstatierte Brigitte Netz, und Cornell Babendererde formulierte den Wunsch, dass der Neubau zu einer deutlichen Belebung der Innenstadt führen werde.
Mit einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen einigte man sich schließlich darauf, die Aufstellung des Bebauungsplanes zu empfehlen, allerdings mit dem Zusatz, dass die Stadt Winsen dafür zu sorgen habe, dass der Ausgleich für die zu fällenden Bäume in so hoher Anzahl und so ortsnah wie möglich stattzufinden habe. Von Franzis Waber
