Buchholzer SPD-Bürgermeister-Kandidat Frank Piwecki engagiert sich für mehr Arbeitsplätze vor Ort und autoarme Wohngebiete

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Der Buchholzer SPD-Bürgermeister-Kandidat Frank Piwecki verfügt über langjährige Erfahrung in der Kommunalpolitik. Foto: Gleis 11J. Schierenbeck

Buchholz. Inzwischen gibt es schon drei Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Buchholz. Neben dem derzeitigen Amtsinhaber Jan-Hendrik Röhse (CDU) treten der SPD-Fraktionschef Frank Piwecki und Grit Weiland von der Wählergemeinschaft Buchholzer Liste an. Wer von ihnen das Rennen macht, entscheiden die Bürger am 12. September. Wo machen sie ihr Kreuz? Im WA-Interview spricht Frank Piwecki über seine Ideen und Ziele. In einer der nächsten WA-Ausgaben kommt dann auch Grit Weiland zu Wort.
WA: Herr Piwecki, warum haben Sie sich für das Bürgermeisteramt beworben?
Piwecki: Als Ratsmitglied und auch als stellvertretender Bürgermeister gestalte ich schon recht lange die Geschicke der Stadt auf politischer Seite mit. Und erlebe viele positive Rückmeldungen für diese Arbeit. Es ist meine große Motivation, dies in verantwortungsvoller Position gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern weiter auszubauen.
Wo wurden Sie geboren? Was verbindet Sie mit Buchholz?
Ich bin in Hildesheim geboren und aufgewachsen, dort habe ich auch eine kaufmännische Lehre absolviert. Später habe ich in Hannover und Basel Politik und Geschichte studiert, bevor ich 1999 für die Zivildienstschule in Buchholz tätig wurde. Seit diese 2008 geschlossen wurde, pendle ich für meinen Beruf als Dozent für politische Bildung nach Bremen. Das nehme ich gerne auf mich, weil Buchholz für mich, wie für so viele, die hierher gezogen sind, ein großartiges Zuhause ist.
Wie stellen Sie sich Ihr Amt vor?
Zu Beginn einer solchen Tätigkeit ist es wichtig, die ersten Tage und Wochen mit Orientierung zu füllen. Aus meiner Führungs- und Leitungserfahrung heraus weiß ich, wie zentral die Kommunikation als wesentlicher Bestandteil der Wertschätzung ist. Mit allen Bereichen der Verwaltungsebenen, der Stadtgesellschaft, den Vereinen, den Ehrenamtlichen und den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen und ein offenes Ohr für die Wahrnehmungen und Wünsche der Bewohner zu haben, ist für den Beginn wichtig.
Was gehört zu Ihren ersten Zielen in der neuen Wahlperiode?
Wie viele andere Städte ist Buchholz von den Folgen der Pandemie betroffen. Dieser Herausforderung sollten wir mit einer an den Bürgerinnen und Bürgern ausgerichteten sozialen und ökologisch-modernen Politik begegnen. Wirtschaft, Umwelt und Stadtgesellschaft sind drei Schwerpunkte, die im Gleichgewicht gehalten werden müssen. Dazu gehört es primär, die Finanzen der Stadt zu sichten und zu ordnen, die Innenstadt zu beleben und den Buchholzern und Buchholzerinnen wieder das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu vermitteln.
Braucht Buchholz noch mehr Gewerbe?
Diese Frage suggeriert, wir benötigten „Gewerbe“ im Sinne einer industriellen Entwicklung. Dies ist schon lange in Buchholz nicht mehr die treibende Kraft. Wie wir auch mit der Entwicklung des Technologie– und Innovationsparks Nordheide (TIP) sehen, entwickelt sich Arbeit in Zukunft anders. Nicht zuletzt die Pandemie zeigte uns, dass wir mehr „Co-working Spaces“, Büroraum und mehr Platz auch für die modernen und zukunftsorientierten und für die sogenannten „kleineren“ Unternehmen anbieten müssen. Diese Firmen sollten wir dabei unterstützen, sich in Buchholz anzusiedeln. Durch eine starke und vernünftige Breitbandverbindung, wie wir es durch „Buchholz Digital“ zur Verfügung stellen können, sind wir ein attraktiver Standort. Dies schafft nahegelegene Arbeitsplätze, die für Familien, z.B. durch Teilzeit, interessant sein können.
Mehr Wohnungen und Gewerbeflächen führen zu mehr Verkehr. Wie wollen Sie damit umgehen?
Neue Wohngebiete werden von uns möglichst „autoarm“ geplant, die Anbindung für den öffentlichen Nahverkehr und ebenfalls vernünftige Fahrradwege sind selbstverständlich. So kann der Autoverkehr durchaus reduziert werden, ohne die Mobilität einzuschränken. In Bezug auf Gewerbeflächen ist es so, dass wir keine großen Produktionseinheiten mit viel An- oder Auslieferverkehr in der Stadt ansiedeln können. Es werden, wie schon oben beschrieben, häufig neue Dienstleistungsbetriebe sein, die Arbeitsplätze vor Ort anbieten können. Damit können wir auch zur nachhaltigen Einschränkung des Pendlerverkehrs beitragen. Wenn die Buchholzer und Buchholzerinnen auch hier arbeiten können, kann das dazu beitragen, den Verkehr insgesamt zu reduzieren.
Wie soll es mit der Realisierung für die Ostumfahrung weiter gehen?
Wir müssen diesen gordischen Knoten endlich auflösen. Da gibt es die eine Seite, die sich vehement gegen jedwede Form von Straßenbau ausspricht und die andere Seite, die bereit ist mit allen – auch finanziellen – Mitteln auf Biegen und Brechen so viel Asphalt aufzutragen, wie es nur geht. Beides wird oft mit dem toten Begriff des „Ostrings“ verbunden, was uns in der Diskussion seit Jahren keinen Schritt weiter bringt. Wir brauchen eine praktikable und finanzierbare Lösung, die es Buchholz ermöglicht, weiter mit Augenmaß zu wachsen und dabei den bitter benötigten bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Dabei sollen natürlich so wenig Flächen wie möglich versiegelt werden. Eine Erschließung im Osten zur Verkehrsentlastung des Ortskerns und gleichzeitig Alternativen zum Individualverkehr zu schaffen, also einen effizienteren Busverkehr, attraktivere Fahrrad- und Fußgängerwege in der Stadt und eine bessere Anbindung an den Zugverkehr, das sind meine Ansätze. Das Thema ist für mich kein Feld für Stimmungsmache, sondern für klare Sachpolitik!
Wie wollen Sie sich dem demografischen Wandel stellen?
Die demografischen Statistiken sagen entgegen dem Trend in unterschiedlichen Berechnungen ein klares Wachstum der Stadt bis weit über dass Jahre 2035 voraus. Deswegen müssen wir kleinere, bezahlbare und inklusive Wohneinheiten für die älter werdende Gesellschaft anbieten und bezahlbaren Wohnraum für Familien schaffen. Dies betrifft im übrigen uns alle, es ist die Zukunft der jetzigen sogenannten „middle-ager“. Daher gilt es die Stadt inklusionsfähig zu gestalten und unsere Infrastruktur für Kinderbetreuung und Seniorenpflege zu verbessern, sowie generationenübergreifende Aufenthaltsmöglichkeiten zu schaffen.
Was wollen Sie für die Verbesserung des Klimas in Buchholz tun?
Wie schon erläutert, werden wir uns dafür einsetzen, den Autoverkehr in Buchholz zu minimieren. Weiterhin würde ich die Baumschutzsatzung überarbeiten und auch grundsätzlich Wohnbauprojekte im Sinne des sogenannten „Klima-positiven“ Bauens umsetzen. Schon jetzt liegen dazu Ideen von uns vor. Da gibt es einige Kommunen, die uns schon einen Schritt voraus sind und diesen ökologisch wichtigen Schritt gehen. Diesen überregionalen Schritt müssen wir in vielen ökologischen Bereichen gehen und mit anderen Kommunen zusammenarbeiten. Von Christa-M. Brockmann

[box type=“info“ align=““ class=““ width=““]Hintergrund Zur Person Frank Piwecki (56) arbeitet als Dozent für politische Bildung beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. Er ist seit 1985 SPD-Mitglied und seit 2011 Mitglied im Buchholzer Stadtrat. Derzeit fungiert er als Fraktionsvorsitzender der SPD und Stellvertretender Bürgermeister. Außerdem ist er Mitglied bei Verdi, im Kulturförderkreis Empore, im Bündnis für Flüchtlinge, bei Buchholz-fährt-Rad, Greenpeace und anderen Vereinigungen. Frank Piwecki hat einen Sohn. [/box]