Winsen. „Das hatten wir noch nie“, schwärmte Jens Peter, Leiter des Gymnasiums Winsen, gestern von „einem überdurchschnittlichen Gesamtergebnis“ des Abiturjahrganges 2021. Und den berühmten Vogel in Sachen bestes Abiturzeugnis schossen Konstantin König mit einem Notendurchschnitt von 1,0 sowie Liesbeth Berndt und Phil Sadlowski mit je 1,1 ab. Aber der Schulleiter betonte auch, dass wirklich alle 92 Schülerinnen und Schüler, die in diesem Jahr zur Abiturprüfung angetreten sind und diese allesamt bestanden haben, stolz auf ihre Leistungen sein können. Denn die Umstände in der Corona-Pandemie seien besonders herausfordernd gewesen. Einen Grund für die erfolgreichen Prüfungen lieferte Peter übrigens gleich mit: „Die Schüler waren einfach sehr gut vorbereitet.“
Trotz aller Widrigkeiten schafften 33 Schüler beim Notenschnitt eine Eins vor dem Komma, berichtete stellvertretender Schulleiter Dirk Benthack. 39 haben eine Zwei davor und 20 schlossen ihre Prüfung mit einer Drei am Anfang ab. Festzuhalten bleibt: Das Abitur nach 13 Jahren kommt den Jungen entgegen. Sie schnitten insgesamt besser ab als die Mädchen. Das war beim Turbo-Abitur nach acht Jahren noch anders. „Jungen brauchen eben länger“, stellte Benthack fest.
Bis vor wenigen Wochen habe man noch gar nicht gewusst, ob man eine Abiturfeier überhaupt durchführen könne, selbst die Prüfungen seien vor Monaten noch gar nicht vorstellbar gewesen, sagte der Schulleiter. Gestern aber gab es stehende Ovationen von stolzen Eltern, Großeltern und Freunden auf der Tribüne der Winsener WINarena, als der Abiturjahrgang 2021 in die geschmückte Sporthalle einzog. Winsens Bürgermeister André Wiese gratulierte und sprach von „einem Werkzeugkoffer fürs Leben“, den die Schüler mit dem Abitur erworben hätten. Wiese, dessen Sohn auch unter den Abiturienten war, forderte die jungen Leute auf, sich in ihrem weiteren Leben unbedingt in die Gesellschaft einzubringen, wo auch immer sie ihr Weg hinführe.
Abiturienten werden zu „Zukunftsscouts“
Christian Berndt, der ebenfalls als Vater sowie als Winsener Superintendent mit einem Grußwort vor Ort war, hatte den Schülern Armbänder mit Taubenmotiv mitgebracht. Am Beispiel der biblischen Geschichte von Noah und seiner Arche sprach Berndt von der Taube als „Zukunftsscout“, die in schwieriger Zeit ein hoffnungsvolles Zeichen sende. Und so sollen die Abiturienten als „Zukunftsscouts in großer Vielfalt“ voller Hoffnung ins Leben aufbrechen und zum Segen für andere Menschen werden.
Schulvereinsvorsitzender Jan von Gartzen stellte fest, dass der Jahrgang pandemiebedingt ganz anders habe lernen müssen, „die Feuertaufe“ aber bestanden habe und jetzt in „eine neue Normalität“ starte. „Sie werden der Corona-Jahrgang sein“, sagte Schulleiter Peter. Dieser Titel sei allerdings kein Makel, sondern ein Prädikat. Peter sprach gar von einem „Corona-Bonus“, weil die diesjährigen Abiturienten – im vergangenen Jahr gab es wegen der Rücknahme des Turbo-Abiturs keinen Abiturjahrgang – „mehr gelernt und mehr geleistet“ haben. Viele Schüler plage nach dem Ende der Schule die Ungewissheit, was da wohl kommen werde. Doch genau diese Ungewissheit gehöre zum Leben dazu. Schließlich verändere das Leben jeden Plan. Und eines gab der Schulleiter den Abiturienten noch mit auf den Weg: „Sie wissen, wer Sie sind. Doch nun finden Sie heraus, wer Sie sein könnten!“
Und dann endlich gab es die Zeugnisse von den Tutoren. Jeder Schüler schritt unter lautem Applaus über einen roten Teppich zur Übergabe, während die jeweilige Lieblingsmusik ertönte und das passende Einschulungsbild auf einer Leinwand erschien. Schüler der Klasse 5 a verteilten Sonnenblumen an dieAbiturienten. Von der Schülervereinigung der Friedrich-Wilhelm-Oberschule Schloßberg, die Patenschule des Gymnasiums, gab es in guter Tradition für jeden Schüler eine „Alberte“, eine kleine vergoldete Nadel als sichtbares Zeichen des bestandenen Abiturs.
Liesbeth Berndt, Konstantin König und Mareke Schönian sorgten für einen launigen Rückblick auf die Zeit am Winsener Gymnasium aus Schülersicht. Das Motto: „Nichts im Leben ist so beständig wie der Wandel“. Am Ende dankten die Schüler den Lehrern für „eine ereignisreiche Odyssee“ und allen Beteiligten für eine gelungene Abiturfeier. si
