Winsen. Der Käpt´n ruft, und die Matrosen springen in Boote. So sah es jetzt zumindest auf dem Schlossteich in Winsen aus, als Matthias Schrenk vom Verein klick e.V. sein Kanu-Kinoprogramm im August vorstellte: Nach dem Lopausee im vergangenen Jahr findet das besondere Angebot in diesem Jahr am 20. August auf dem Winsener Schlossteich und am 27. August auf dem großen Baggersee des Todtglüsinger SV statt.
Schrenk, früher Jugendpfleger in Winsen, heute Kanu-Verleiher in Oldendorf, ist zwar haartechnisch grau geworden, aber bunte, verrückte Projekte sprudeln aus ihm immer noch hervor. „Der symbolische Gedanke, dass wir wegen Corona alle in einem Boot sitzen“, habe ihn im letzten Jahr auf die Idee des Kanu-Kinos gebracht. Welt-Premiere wurde auf dem Lopausee gefeiert – als Ersatz fürs ausgefallene Heideblütenfest. „Wir wollen uns nicht entmutigen lassen von den Auswirkungen der Corona-Pandemie, und wir glauben an die Kraft des Gemeinwesens und der Solidarität“, gilt für Schrenk auch noch ein Jahr später.
Durchführbar ist das Kanu-Kino aber nur mit finanzieller Unterstützung und mit Manpower im Hintergrund. Und die hat der Käpt´n klargemacht: Neben den großzügigen Sponsoren unterstützt in Winsen die Stadtjugendpflege, und die DLRG-Ortsgruppen Winsen und Tostedt kümmern sich um die Sicherheit der Kinogäste auf ihren schaukelnden Sitzen. „Dafür fahren die DLRG-Leute mal gratis bei mir Kanu“, hält Schrenk viel vom klassischen Netzwerken, bei dem eine Hand immer mal wieder die andere wäscht.
Programmtechnisch erwartet die Cineasten in Winsen der Streifen „Ich mach mein Ding“ (FSK ab 12) zum 75. Geburtstag von Udo Lindenberg. Exakt so viele Kanus sind auch auf dem Schlossteich zugelassen, im Abstand 1,5 Metern, versteht sich. Abstand zu halten, ist im schwimmenden Untersatz ein Leichtes, denn „so lang ist exakt ein Standardpaddel“, erklärt Schrenk lachend an. Das Vorprogramm gestaltet „Panik Lindi“, ein Lindenberg-Double, das 2020 schon einige Winsener glauben ließ, der echte Udo sei da.
Eine Woche später in Todtglüsingen läuft „Ziemlich beste Freunde“ (FSK ab 6), dort sind 120 Kanus zugelassen. Während in Winsen die zwölf mal sechs Meter große Leinwand im Teich aufgebaut wird, steht die Leinwand in Todtglüsingen auf dem Strand. Die Filme beginnen jeweils mit Einbruch der Dunkelheit nach dem dreiviertelstündigen Vorprogramm.
Was einen dazu bewegt, das Kanu-Kino-Projekt zu unterstützen? „Was gibt es besseres, als eine Idee zu fördern, die direkt hier in Winsen umgesetzt wird?“, stellt Silke Heitmann, Leiterin des Beratungscenters Winsen der Sparkasse Harburg-Buxtehude, die Gegenfrage. Und Stadtjugendpfleger Ralf Macke, der seinen früheren Kollegen Schrenk natürlich nicht hängen lässt, fügt an: „Die Idee Kanu-Kino ist doch auch ein Stück Alltagsabenteuer hier im Herzen in der Stadt.“
Dass das Kanu-Kino überregionale Strahlkraft hat, davon konnte Matthias Schrenk aus seinen Erfahrungen 2020 berichten: Im vergangenen Jahr kamen gleich zwei Fernsehsender, um vom Lopausee zu berichten. Von Kathrin Röhlke
