Winsen. Wenn die CDU und die Grünen im Winsener Stadtrat inhaltlich übereinstimmen, ist das schon ein Kreuz im Kalender wert. Geschehen ist das jetzt im Planungsausschuss der Stadt, als es um den modifizierten Aufstellungs- und Entwurfsbeschluss für den Bebauungsplan „Baxmannsweg“ ging.
Die massive Fassade des Wohn- und Geschäftshauses an der Eckermannstraße, das dort auf dem Gelände entstehen soll, wo ehemals die MTV-Sporthalle stand, gefiel weder Bernd Meyer (Grüne) noch Cornell Babendererde (CDU). „Das halte ich nicht für gelungen“, urteilte Meyer und plädierte für eine aufgelockerte Bauweise wie sie etwa für die Ansichten von der Mozart- und der Rote-Kreuz-Straße geplant sind. „Mir geht es wie Herrn Meyer. Die anderen Seiten sind wesentlich schöner gestaltet“, plädierte auch Babendererde dafür, die Planung noch einmal zu überdenken.
Dass die Fläche in den kommenden Jahren neu gestaltet und bebaut wird, ist Folge eines Flächentausches, den die Stadt plant. Nördlich der Eckermannstraße befindet sich nicht nur die Alte Stadtschule, sondern auch die Kita Eckermannstraße. Auf der südlichen Bleiche soll außerdem mit dem „SpielRaum Bleiche“ ein integratives Sport- und Begegnungszentrum entstehen. Mitten in dem Bereich liegt „In den Twieten“ allerdings eine Arztpraxis, die eigentlich erweitert, modernisiert und an Nachfolger übergeben werden soll. Für die Erweiterung und Modernisierung fehlt dort der Platz und die Stadt befürchtet, die Praxis ohne ein Angebot zur Erweiterung für die Stadt gänzlich zu verlieren.

Genügend Platz gibt es auf der südlichen Seite der Eckermannstraße. Die 2014 abgebrannte, historische Sporthalle des MTV hinterließ dort eine Freifläche, die zurzeit als Parkplatz genutzt wird. Die an diese Fläche südliche angrenzenden Flächen werden aktuell noch durch das DRK genutzt. Das wird aber Mitte 2022 in einen Neubau umsiedeln. Die Gebäude dort zu erhalten, würde einen erhöhten Sanierungsaufwand bedeuten, so dass sie abgerissen werden sollen.
Tausch der Flächen
Vorgesehen ist nun ein Tausch der Flächen: Die Praxis gibt ihre zwei Grundstücke mit knapp 3000 Quadratmetern an die Stadt ab, so dass nördlich der Eckermannstraße ein geschlossener „Primärcampus“ entstehen kann. Im Tausch erhält sie die MTV-Fläche und das freiwerdende DRK-Gelände mit gut 3400 Quadratmetern. Es werde, so die Verwaltung, „ein Flächentausch mit Wertausgleich angestrebt, der beiden Akteuren die erforderliche Entwicklung ermöglicht“. Die entsprechenden Flächenkaufverträge wurden dem Verwaltungsausschuss Anfang Juli in seiner nicht-öffentlichen Sitzung vorgelegt.
Mischgebiet aus Wohnen und Dienstleistung geplant
Auf der Fläche südlich der Eckermannstraße soll allerdings nicht nur die Praxis neu entstehen, sondern ein „urbanes Gebiet“ mit einer gemischten Nutzung aus Wohnen, einem Ärztehaus und ergänzenden Dienstleistungen. In einem bis zu 14 Meter hohen Gebäudekomplex entlang der Eckermannstraße, das nach Süden auf bis zu zehn Metern abflachen wird, sollen rund 30 Wohnungen mittleren Standards mit zwei bis fünf Zimmern und Balkonen oder Dachterrassen entstehen.
Diese Wohnungen werden teilweise rollstuhlgerecht und durchgängig barrierefrei sein und sich gleichermaßen an Familien wie auch Singles oder Paare oder Senioren richten. Mindestens 15 Prozent der Flächen sind gewerblichen Nutzungen vorbehalten. Neben den Wohnungen sollen 49 Stellplätze für die private und gewerbliche Nutzung geschaffen, 34 davon sollen in einer Tiefgarage untergebracht werden, die von der Rote-Kreuz-Straße aus erreichbar ist, die restlichen Plätze werden über die Mozartstraße erreichbar sein. Perspektivisch ist außerdem geplant, die Rote-Kreuz-Straße, die bisher eine Sackgasse mit fußläufiger Verbindung zur Mozartstraße ist, als Einbahnstraße an die Mozartstraße heranzuführen, um die Verkehrsführung zu verbessern und für mehr Sicherheit zu sorgen.
Beifall fand die Lösung bis auf eine Gegenstimme von den Grünen im Planungsausschuss. Lediglich die Fassadengestaltung zur Eckermannstraße soll, so die Bitte aus dem Ausschuss, noch einmal überdacht werden, denn das Aufgreifen der Baustruktur der durch den Brand vor sieben Jahren zerstörten historischen Gebäude mochten die Ausschussmitglieder in den Plänen nicht erkennen. Von Franzis Waber