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Eine Szene aus dem in Singapur produzierten Trickfilm „Soft Rain“. Foto: po

Filmkomponist Jan Morgenstern hat ein Instrumentarium für die Vertonung von Flüssigkeiten entwickelt

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Lüneburg. Es blubbert und plätschert, schmatzt, tröpfelt, gurgelt und rauscht: Wasser hat unendlich viele Klänge. Der Lüneburger Filmkomponist und -musiker Jan Morgenstern nimmt es ganz genau mit der Vertonung von Regen und Flüssen, generell von strömendem Wasser aller Art: Unter dem Titel „Treeswift Audio“ hat er ein eigenes Label für die Sound-Erzeugung und -Verbreitung gegründet, das erste Produkt heißt „Zebra Elementals: ISLA“ eine Sammlung von 120 virtuellen Instrumenten, die von Flüssigkeiten aller Art inspiriert sind.
Zebra2 ist ein Software-Synthesizer. Acht Monate Entwicklungszeit stecken in der Klangbibliothek ISLA, sie richtet sich vor allem an andere Film- und Medienkomponisten. „Die Rückmeldungen der Kollegen fallen bisher ausgesprochen ermutigend aus“, sagt Jan Morgenstern. Das Soundset, nicht zu verwechseln mit einer Sammlung klassischer Samples, enthält nicht nur die zu erwartenden Wasser-und-Wellen-Klänge: „Eines der Ziele bei der Entwicklung war es, den Instrumenten jene Klang- und Spieleigenschaften zu verleihen, die Musiker und Komponisten gerne mit dem Merkmal ‚flüssig‘ umschreiben.“ Morgenstern spricht von schillernden Flächenklängen und Atmosphären, von quecksilbrigen Lead-Sounds.

Der Lüneburger Jan Morgenstern im Tonstudio. Foto: po

Treeswift (deutsch: Baumschwärmer) wiederum ist ein in Südostasien und Indien heimischer Baumsegler, der Name steht nun programmatisch für den Ansatz, synthetisch erzeugten Klängen möglichst organische und lebendige Eigenschaften zu verleihen.
Morgensterns Wasserklänge dürften auch in seiner aktuellen Kompositionsarbeit zum Einsatz kommen: Bei dem in Singapur produzierten Trickfilm „Soft Rain“ ist er für Filmmusik und Tonmischung verantwortlich, auch wenn der Begriff „Rain“ hier eher bildlich gemeint ist: Der Kurzfilm unter der Regie des Niederländers Sacha Goedegebure ist eine Parabel über Depression und ihre Wirkung auf die Art, die Welt wahrzunehmen. Er entsteht zwar vollständig im Computer, ist im Stil aber aufwendig dem Stop-Motion-Knetlook nachempfunden, den man mit den Filmen der britischen Aardman-Studios verbindet, also etwa mit „Wallace and Gromit“ und „Shaun das Schaf“. „Die Musik ist bereits fertig“, sagt Morgenstern, „derzeit feilen wir noch an den letzten Details der Postproduction und hoffen, das Werk bald auf die Festival-Rundreise schicken zu können.“
Dichter dran ist Jan Morgenstern bei der „Lünale Talk Box“, der Talkshow der Lünale. Für die Lüneburger Wirtschaftsförderung komponierte und produzierte Jan Morgenstern die Titelmusik. Das Moderationsteam besteht aus der Schauspielerin Britta Focht, weiteren Mitgliedern des Schauspielensembles des Theaters Lüneburg und Dr. Nicolas Dierks, er unterrichtet an der Leuphana Universität Wissenschaftstheorie. In jeder Show werden sechs Gäste aus den unterschiedlichsten Be­reichen der Gesellschaft vorgestellt. Von Frank Füllgrabe