Hittfeld. Die Digitalisierung hat im Laufe der vergangenen 18 Monate auch im Freilichtmuseum Kiekeberg Einzug gehalten, als das Museum monatelang aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen bleiben musste. Entstanden ist unter anderem ein Projekt, das den Besuchern der „Königsberger Straße“ künftig eine Zeitreise in die Zeit zwischen 1945 und 1970 ermöglichen soll.
Dieses Projekt stellte Museumsdirektor Stefan Zimmermann jetzt dem Ausschuss für Kunst und Kultur des Landkreises vor – verbunden mit der Bitte, es mit 50 000 Euro zu fördern. Noch ist die Köngisberger Straße im Werden. Im September soll nach dem Siedlungsdoppelhaus mit einer Dauerausstellung und der Tankstelle auch das Quelle-Fertighaus eröffnet werden. Noch im Bau sind das Flüchtlingssiedlungshaus und die Ladenzeile sowie die rekonstruierte Straßenszenerie, die bis 2023 fertig sein sollen.
Zu viele Informationen für die analoge Ausstellung
Auf der Suche nach den Häusern, bei der Forschung zum Thema und nicht zuletzt von den ehemaligen Bewohnern konnte das Team vom Kiekeberg so viele Informationen zusammentragen, dass es kaum möglich ist, alles im Rahmen der analogen Ausstellungen zu präsentieren. Das brachte die Macher des Projektes, den Besuch der Königsberger Straße mit einer digitalen Erzählebene zu ergänzen, in der man all diese Materialien zugänglich macht. Per Smartphone-App sollen ab 2023 die Besucher eine authentische Zeitreise in die Nachkriegsjahrzehnte erleben können.
Damit möchte man nicht nur diejenigen errreichen, die mit der App etwa historische Aufnahmen während ihres Besuchs in die Gebäude projizieren werden, sondern auch diejenigen, die nicht die Möglichkeit haben, das Museum selbst zu besuchen. Dabei soll die digitale Präsentation der Königsberger Straße nur ein erster Schritt sein. Für die Zukunft ist geplant, auch die anderen Erlebniswelten des Freilichtmuseums digital erlebbar zu machen.
Schritt eins: WLAN für die Königsberger Straße
Um das aber zu ermöglichen gilt es nun im ersten Schritt, die notwendige Infrastruktur vor Ort zu schaffen. Dazu muss der Straßenzug der Königsberger Straße flächendeckend mit WLAN ausgestattet werden. Leerrohe für Glasfaser hatte man vorausschauend bereits beim Bau vorgesehen, so dass die technischen Voraussetzungen mit einer Investition von rund 12000 Euro geschaffen werden können.
Schritt zwei: Die Smartphone-App
Teuer wird die Programmierung der App, die mit „Augmented Reality“ arbeiten wird, das heißt, die Besucher werden entlang der Straße flanieren und gleichzeitig auf ihrem Smartphone nicht nur historischen Bildern begegennen, sondern auch Hologrammen begegnen, die ihnen etwas über das Leben in der jungen Bundesrepublik erzählen. „Mittels historischer Aufnahmen, Fotos und Archivalien, die mit der neuen App passend platziert werden, entsteht ein echter Zeitreise-Effekt und entführt unterschiedlichste Besuchergruppen in vergangene Zeiten“ erklärte Zimnmermann den Ausschussmitgliedern. Die Kosten für die App werden bei rund 45000 Euro liegen.
Schritt drei: Digitales Lehren und Lernen
Als dritten Baustein der Digitalisierung wünscht sich das Kiekeberg-Team die Beteiligung an der digitalen Lehr- und Lernplattform Museana, die die Königsberger Straße Schulen digital zugänglich macht. Mit Hilfe dieser Plattform könnten etwa Schulklassen das Thema „Leben in der jungen Bundesrepublik“ im Unterricht vorbereiten und mit einem Besuch des Freilichtmuseums abschließen. Diese Maßnahme, die mit rund 20000 Euro zu Buche schlägt, werde die Bedeutung des Museums als außerschulischer Lernort stärken, erläuterte Zimmermann.
Den Löwenanteil der Finanzierung wird, so der einstimmige Beschluss der Ausschussmitglieder, mit bis zu 50000 Euro der Landkreis übernehmen. Die Stiftung des Freilichtmuseums wird sich mit 12000 Euro beteiligen, jeweils 7500 Euro kommen vom Förderverein und von der VGH-Stiftung. Außerdem will man sich am Kiekeberg auf die Suche nach weiteren Sponsoren gehen, um den Anteil des Landkreises möglichst gering zu halten.
Einig war man sich, das das Projekt nicht nur eine neue Klientel ansprechen wird, sondern auch touristisch bedeutsam ist. „Das ist der richtige Schritt in die Zukunft“, erklärte etwa Nicole Bracht-Bendt (FDP) begeistert. Ausdrücklich begrüßt wurde das Projekt auch von den anderen Fraktionen, allerdings verbunden mit der Bitte, die Kosten für den Landkreis wenn möglich noch weiter zu verringern. Von Franzis Waber
