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Donnerstagabend erfolgte die Alarmierung: Hiesige DLRG-Kräfte machten sich auf den Weg nach Euskirchen in Nordrhein-Westfalen. Foto: DLRG

Wie der Landkreis Harburg mit Notfallplänen eine Flutkatastrophe meistern will

Winsen. „Während gleich drei Flüsse, nämlich Luhe, Ilmenau und Elbe das Bild zum Norden hin bestimmen, sind es im Süden die Partien der hohen Geest, die Abwechslung in eine reizvolle Umgebung bringen.“ Mit diesen Worten wirbt die Stadt Winsen um Touristen. Doch seit in dieser Woche im Westen Deutschlands viele Menschen im Hochwasser sterben, Häuser einstürzen und Bewohner von Dächern gerettet werden müssen, wirft der Winsener Werbesatz auch ganz andere Fragen auf. „Gleich drei Flüsse, nämlich Luhe, Ilmenau und Elbe …“ – wie wäre man hier in der Region auf eine Lage wie in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz vorbereitet?
Im Hinblick auf den Klimawandel würden Extremwetter-Szenarien wie Hochwasser und Starkregen nicht seltener, sagt dazu Andres Wulfes, Sprecher des Landkreises Harburg. Eine Ausnahmesituation habe es hier im Winsener Kreisgebiet zuletzt beim großen Elbe-Hochwasser im Jahr 2013 gegeben. „Aufgrund der Nähe zu den Flüssen üben wir entsprechende Szenarien regelmäßig, es gibt Katastrophenpläne auch für Elbe, Seeve, Luhe und Ilmenau“, so Wulfes.
Dabei sehen die Alarmpläne verschiedene Eskalationsstufen vor. Bei Lagen unterhalb der Katastrophenschwelle, etwa Stark­regen, würden kommunale Einsatzleitungen bei den Gemeindefeuerwehren die erforderlichen Einsätze, die bei den Leitstellen aufgelaufen sind, koordinieren und abarbeiten. Bei Bedarf können Kräfte aus Nachbarorten, die nicht betroffen sind, hinzugezogen werden.
„Wenn die Lage ausufert, wir Hochwasser haben, Bäche zu Flüssen werden und größere Gebiete drohen überschwemmt zu werden, kann dann Katastrophenalarm ausgerufen werden“, erläutert der Kreissprecher die nächste Eskalationsstufe. Dann beruft der Landrat den Krisenstab ein, der innerhalb von zwei Stunden zusammenkommen kann.
Er setzt sich unter anderem aus 60 Beschäftigten der Kreisverwaltung zusammen, die bei Bedarf im Schichtsystem rund um die Uhr den verwaltungstechnischen Teil der Krisenbewältigung übernehmen. „Dazu gibt es eine technische Einsatzleitung mit rund 50 Einsatzkräften von Feuerwehr, Hilfsorganisationen wie DRK, Johanniter und DLRG sowie THW“, schildert Wulfes. Bei Bedarf können auch die Bundeswehr und Helfer aus anderen Landesteilen als Unterstützung angefordert werden.
Keller leer pumpen, Sandsäcke stapeln, Gebäude und Deiche sichern und notfalls Evakuierungen, für die bestimmte Routen festgelegt werden, stehen dann auf der Maßnahmenliste. Ergänzend werden Notunterkünfte eingerichtet.
Zuletzt war ein solches Szenario im November 2018 geübt worden. Ein Katastrophenfall, von dem niemand hofft, dass er eintreten wird. Von Thomas Mitzlaff

Auch Kräfte aus dem Kreis alarmiert Pump-Einsatz im Pflegeheim Verschiedene Hilfsorganisationen aus dem Landkreis Harburg sind derzeit im Hochwasser-Einsatz in den Katastrophengebieten: So wurde der THW-Ortsverein Stelle-Winsen Donnerstagfrüh um 2 Uhr alarmiert. 14 Helfer pumpten dann im 470 Kilometer entfernten Eschweiler unter anderem eine Tiefgarage leer, 15 000 Liter Wasser in der Minute wurden dort herausgeholt. Gestern Morgen dann waren die Winsener in einem Alten- und Pflegeheim in Eschweiler im Einsatz. Dort pumpten sie den Keller sowie eine Tiefgarage aus. Donnerstagabend um 21 Uhr rückten zudem Einsatzkräfte der DLRG-Ortsgruppen Buchholz, Seevetal und Lüneburg als Teil des Landeseinsatzes Nord in Richtung Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) aus. Weitere Einheiten sind in Alarmbereitschaft.