Winsen. Was wären die Schulen ohne ihre Bufdis? Jens Peter, Schulleiter des Gymnasiums Winsen, ist jedenfalls heilfroh, dass er seit September 2020 mit Jan Hynes einen Absolventen des Bundesfreiwilligendienstes an seiner Seite hat. „Eigentlich ist Jan als Sport-Bufdi hier“, sagt Peter. Aber in dem jetzt zu Ende gegangenen, von der Corona-Pandemie geprägten Schuljahr war alles anders als sonst: Weil ein Großteil des Sportunterrichts genauso ausfiel wie Aktionstage, Ski-Freizeit und Klassenfahrten, konnte der 21-jährige Winsener seinen eigentlich angedachten Aufgaben nur ansatzweise nachkommen. Zwangsläufig weitete sich sein Aktionsfeld aus, Hynes schnupperte in viele Bereiche rein, unterstützte vor allem die Schulverwaltung – unter anderem bei der Anmeldung der Fünftklässler – und übernahm immer mehr Verantwortung. Ein Beispiel: Als die Corona-Testpflicht eingeführt wurde, war er jeden Dienstag zuständig für die Vorbereitung der Selbsttest-Ausgabe an die mehr als 1000 Schüler des Gymnasiums. In ein paar Wochen geht das Jahr zu Ende. „Wir hätten ihn gerne behalten“, sagt Schulleiter Peter, „aber da geht ja leider nicht.“
Eigentlich hatte sich Jan Hynes das alles schon anders vorgestellt, als er sich im Juni 2020 bei der Schule um die Stelle bewarb. Das Gymnasium Winsen kannte er gut, schließlich war er dort von 2011 bis 2019 selbst zur Schule gegangen – gerne, wie der Sohn eines Schotten und einer Deutschen betont. Nach dem Abitur hatte er trotzdem eigentlich ganz andere Pläne: Im Oktober ging er – geplant für ein Jahr – in die USA, nach Disneyland Florida. „Als Corona kam, wurde der Park geschlossen und ich musste zurück nach Deutschland“, erinnert sich der junge Mann. Da kam die Gelegenheit, in seiner Heimatstadt Winsen im Bundesfreiwilligendienst zu arbeiten, sehr recht. Und weil die Corona-Pandemie im Sommer gerade eine Auszeit feierte, hatte der sportbegeistere junge Mann – seine große Leidenschaft ist American Football – auch die Hoffnung, als Sport-Bufdi tatsächlich das machen zu können, worauf er sich freute: die Hauptlehrkraft im Sportunterricht zu unterstützen. Doch dann nahm Corona wieder Fahrt auf.
Mit Szenario C wurde es einsam
„Ich hatte das Glück, anfangs noch die ganzen Klassen kennenzulernen“, erinnert sich Jan Hynes. Dann wurde aufteilt, eine Hälfte der Schüler hatte Präsenzunterricht, die andere war im Home-Schooling. Neben seiner Verwaltungsunterstützung hatte er aber auch da noch die Möglichkeit, in verschiedenen Fächern den Unterricht zu unterstützen. Als das Freizeitbad Die Insel wegen Corona schließen musste, war es auch vorbei mit dem Schwimmunterricht, den Jan Hynes bis dahin mit betreute. Richtig einsam wurde es dann kurz vor Weihnachten bis in den Februar: Wegen der hohen Inzidenzzahlen trat Szenario C in Kraft, Präsenzunterricht fand nicht mehr statt. „Ich war trotzdem jeden Tag in der Schule“, blickt Hynes zurück.
Zu tun gab es auch in dieser Phase immer genug, er habe auch in der Zeit viel gelernt und wertvolle Einblicke in die Schulverwaltung bekommen. Wobei er immer wieder auch selbstständig arbeiten durfte. Ein Beispiel: Als die Schule eine Elternumfrage zum Distanzunterricht durchführte, bereitete er die Ergebnisse digital auf. „Andere Bufdis waren in der Zeit im Homeoffice“, weiß er von den regelmäßigen Bufdi-Seminartagen, die eigentlich im Emsland stattfinden sollten, aber wegen Corona online durchgeführt wurden. Homeoffice sei bei den meistens Bufdis gar nicht gut angekommen. Er selbst ist froh, dass er jeden Tag vor Ort sein durfte, immer einen direkten Ansprechpartner hatte – unter anderem seine Mentorin Kerstin Kuhn. Die Physik- und Mathe-Lehrerin ist an der Schule Koordinatorin für Naturwissenschaften und Teil der Schulleitung.
„Ich bin sehr froh, dieses Jahr hier absolviert zu haben“, sagt Jan Hynes. Was ihm besonders gefallen hat, ist das Vertrauen, dass die Schulleitung ihm entgegenbrachte. Seine Erfahrung am Gymnasium Winsen: „Wenn man seine Arbeit gewissenhaft macht, bekommt man auch Verantwortung übertragen.“ Und das hat ihm imponiert. „Ich beweise mich gerne“, sagt er. Das Jahr an der Schule hat ihn persönlich weitergebracht, davon ist er überzeugt.
Berufswunsch: Lehrer
Jan Hynes weiß jetzt, dass er Lehrer werden will – das war ihm ein halbes Jahr vor Beginn des Bundesfreiwilligendienstes noch längst nicht klar. „Ich möchte ab Herbst Englisch und Politik auf Lehramt studieren“, verrät er dem WA. Er habe sich an verschiedenen Unis für einen Studienplatz beworben, wartet noch auf eine Zusage.
Sollte alles so klappen mit der beruflichen Zukunft, dann kann Jan Hynes sich auch gut vorstellen, irgendwann als Lehrer ans Gymnasium Winsen zurückzukehren. Sein Antrieb: „Ich möchte den Schülern eine so schöne und spannende Schulzeit bereiten, wie ich sie selbst hier hatte!“ Von Rainer Krey
