Mit den Kommunalwahlen im September werden eine Reihe von hauptamtlichen Bürgermeistern gewählt

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Landkreis. Am 12. September werden in Niedersachsen nicht nur die kommunalen Parlamente, also Stadt-, Gemeinde- und Kreisräte gewählt, sondern in vielen Städten und Gemeinden auch die hauptamtlichen Bürgermeister. Im Landkreis Harburg ist das in sechs der zwölf Städten und Gemeinden der Fall: Buchholz, Seevetal, Hollenstedt, Neu Wulmstorf, Rosengarten und die Elbmarsch wählen ihre Bürgermeister neu. Nicht überall treten die bisherigen Amtsinhaber wieder an. In der Elbmarsch und in Seevetal etwa werden nach der Wahl neue Gesichter an der Spitze der Gemeinde zu sehen sein.
Sechs Bewerber in Seevetal
Die größte Zahl der Bewerber um die Nachfolge von Bürgermeisterin Martina Oertzen (CDU), die nicht wieder antritt. Oertzen führt die Gemeinde seit 2013. Damals hatte sie die Stichwahl gegen den Kandidaten der SPD mit fast 60 Prozent der Stimmen gewonnen. In ihre Fußstapfen möchte von seiten der CDU wieder eine Frau treten: die CDU geht mit Emily Weede ins Rennen. Sie tritt gegen fünf weitere Kandidaten an. Die Seevetaler SPD schickt mit Manfred Eerdmoed einen Kandidaten ins Rennen, der eines der drängendsten Probleme der Gemeinde hautnah zu spüren bekam: Eigentlich hatte der Ostfriese in das Gebiet der Gemeinde umziehen wollen. Doch die Suche nach einem neuen Zuhause gestaltete sich für ihn genauso schwierig wie für alle Seevetaler. Seit Februar lebt er nun in der Nähe der Gemeinde. Für die Grünen geht in Seevetal Thilo Bock ins Rennen, die Freien Wähler nominierten Timo Rönsch als Kandidaten und als sechster Bewerber komplettiert der parteilose Tim Färber das Kandidatenkarussell in Seevetal.
Rolf Roth tritt nicht mehr an
Immerhin vier Kandidaten für das Bürgermeisteramt gibt es in der Elbmarsch, wo sich Rolf Roth nicht mehr zu Wahl stellt. Roth (SPD) ist seit 20 Jahren Samtgemeindebürgermeister in der Elbmarsch und über alle Parteigrenzen hinweg ein so beliebter Amtsinhaber, dass die CDU bei der letzten Wahl 2014 nicht einmal mehr einen Gegenkandidaten aufstellte. Roth bekam dann auch fast 90 Prozent der Stimmen. Seine Nachfolge möchten gleich vier Kandidaten antreten. Die SPD schickt mit Kathrin Bockey eine versierte Politikerin ins Rennen, die zurzeit im schleswig-holsteinischen Landtag sitzt, ihre Wurzeln aber in der Elbmarsch hat. Gegen sie tritt für die CDU Jan von Gartzen an, der vor allem in Sachen Bildung versiert ist. Er hat mit einer Bürgerinitiative erfolgreich für einen gymnasialen Zweig in der Elbmarsch gekämpft und ist seit vielen Jahren als Schulelternrat und Schulvorstand aktiv.
Für die Grünen kandidiert mit Malte Jörn Krafft der wohl jüngste Bürgermeisterkandidat, den es in der Elbmarsch je gab: Krafft ist zwar erst 29 Jahre alt, aber schon seit vielen Jahren politisch aktiv, unter anderem im Kreistag.
Der vierte Kandidat aus der Elbmarsch ist Ulf Riek, der für die Freien Wähler kandidiert. Riek ist als gebürtiger Tesper ebenfalls seit langem politisch aktiv, sowohl auf Gemeinde, als auch auf Samtgemeinde- und Kreisebene.
Dreikampf um den Chefsessel in Buchholz
Der Wahlkampf in Buchholz wird zwischen drei Kandidaten ausgetragen: Der amtierende Samtgemeindebürgermeister Jan-Hendrik Röhse (CDU) bewirbt sich um eine zweite Amtszeit. Röhse gewann 2014 im Rahmen einer Stichwahl mit mehr als 60 Prozent gegen Joachim Zinnecker, der nicht nur von der SPD, sondern auch von den Grünen, der Buchholzer Liste und den Piraten unterstützt wurde. Gegen Röhse schickt die SPD Frank Piwecki ins Rennen. Der Buchholzer arbeitet nicht nur als Dozent für politische Bildung, sondern betreibt Kommunalpolitik auch aktiv im Rat der Stadt und als stellvertretender Bürgermeister. Als dritte Kandidatin für Buchholz tritt Grit Weiland von der Buchholzer Liste an, die auch von den Grünen unterstützt wird. Die Diplom-Psychologin ist nicht nur politisch aktiv, sondern hat auch viele Jahre am Aufbau einer Freiwilligenagentur mitgearbeitet.
Handtke statt Grambow in Neu Wulmstorf
Einen Wahlkampf mit nur zwei Kandidaten gibt es in Neu Wulmstorf, Hollenstedt und Rosengarten. In Neu Wulmstorf tritt Bürgermeister Wolf-Egbert Rosenzweig aus Altersgründen nicht mehr zu Wahl an. Seine Nachfolge möchten Tobias Handtke für die SPD und Thomas Wilde für die CDU antreten. Handtke sprang im vergangenen Jahr für Thomas Grambow, der lange Jahre als Kreisparteichef der SPD fungierte, ein, nachdem Grambow verkündet hatte, sich komplett aus der Neu Wulmstorfer Kommunalpolitik zurückzuziehen. Handtke kann auf viele Jahre politischer Erfahrung zurückblicken: Vor 25 Jahren wurde der 45-Jährige als jüngstes Mitglied in den Gemeinderat gewählt, seit vielen Jahren sitzt er außerdem im Kreistag, wo er die SPD-Fraktion führt. Gegen Handtke tritt Thomas Wilde an. Der Diplom-Volkswirt und Personal- und Unternehmensberater lebt seit Ende der 90er-Jahre in Neu Wulmstorf, ist Vorsitzender der CDU in Neu Wulmstorf und hat einen Sitz im Neu Wulmstorfer Rat.
Zwei Kandidaten aus dem Rathaus
Einen Zweikampf wird es auch in Hollenstedt geben, wo Heiner Albers für eine weitere Amtszeit im Rathaus gegen Kerstin Markus antritt. Albers, der für die Wählergemeinschaft WGH antrat, ist seit 2014 Bürgermeister der Samtgemeinde Hollenstedt. Damals hatte er knapp mit rund 52 Prozent der Stimmen in der Stichwahl gegen den CDU-Kandidaten Mike Wille gesiegt. Gegen ihn tritt mit Kerstin Markus ein Mitglied seines Verwaltungsteams im Rathaus an. Unterstützt wird Kerstin Markus, die als unabhängige Kandidatin ins Rennen geht, sowohl von der SPD als auch von der CDU.
Verwaltungsprofi gegen Theater-Manager
Ein Rennen zwischen zwei Kandidaten findet auch in der Gemeinde Rosengarten statt. Der amtierende, parteilose Bürgermeister Dirk Seidler möchte sein Büro im Nenndorfer Rathaus behalten und muss ihn gegen den ebenfalls parteilosen Thomas Mehlbeer verteidigen. Seidler ist wie viele seiner Kollegen seit 2014 im Amt und wird von SPD, CDU und FDP unterstützt. Seidler ist Verwaltungs-Profi seit vielen Jahren, hat als Verwaltungswirt in Celle, Gifhorn und Hambühren gearbeitet, bevor er nach Rosengarten kam. Thomas Mehlbeer ist sein Gegenkandidat, der auf seine Unabhängigkeit großen Wert legt. Unterstützt wird seine Kandidatur von den Grünen, er stand dem Ortsverband in Rosengarten zwei Jahre lang vor, bevor er den Vorsitz aufgrund seiner Kandidatur Ende 2020 abgab. Der Kleckener bringt Erfahrung aus dem ehrenamtlichen Engagement in der Hamburger Politik mit und engagiert sich beruflich in einem Theaterunternehmen.
Für alle gilt: Gewählt ist, wer im ersten Wahlgang mehr als die Hälfte der gültigen Stimme erhält. Gelingt das keinem der Kandidaten, gibt es parallel zur Bundestagswahl Ende September eine Stichwahl zwischen den beiden Bewerbern mit den meisten Stimmen. Von Franzis Waber

[box type=“info“ align=““ class=““ width=““]Hintergrund Warum werden nicht alle Bürgermeister zeitgleich gewählt? Während die ehrenamtlichen Bürgermeister im November von den neuen Räten gewählt werden, treten die hauptamtlichen Bürgermeister zur Direktwahl an. Dass nicht überall gleichzeitig die Bürgermeister im Rahmen der Kommunalwahl zur Wahl stehen, liegt an der Amtszeit, die bis vor einigen Jahren für einen hauptamtlichen Bürgermeister acht Jahre betrug und damit drei Jahre länger war als die Wahlperiode der kommunalen Räte. Das änderte das rot-grüne Kabinett in Hannover im Jahr 2013, die Änderung trat im Jahr 2014 in Kraft. Die Amtszeit des Winsener Bürgermeisters André Wiese etwa endete im Oktober 2019, die entsprechende Wahl fand Ende Mai 2020 statt. Zeitgleich wurden auch die Bürgermeister der Samtgemeinden Salzhausen und Hanstedt gewählt. In Jesteburg fand die Wahl bereits im Frühjahr statt, nachdem Hans-Heinrich Höper krankheitsbedingt vorzeitig aus dem Dienst ausschied. Mit der Fünf-Jahres-Regelung sollte nicht nur die Macht der Bürgermeister begrenzt werden. Das Fernziel lautet: Die Bürgermeisterwahlen sollen gemeinsam mit den Kommunalwahlen stattfinden, um für eine höhere Wahlbeteiligung zu sorgen.[/box]