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Seit einem Jahr gibt es den Verein Harburger Berge Mountainbike, der auf Kooperation mit dem Forst setzt. Foto: po

Mountainbiker-Verein setzt auf Zusammenarbeit mit dem Forst anstatt auf Konfrontation und Verbote

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Rosengarten/Hamburg. Rücksichtslose Radfahrer, die auf illegalen Strecken durch den Forst im Landkreis Harburg heizen, dabei Tiere aufschrecken, Spaziergänger belästigen und die Vegetation schädigen – das war das Bild, das Revierförster, Regionalpark-Manager und die Untere Naturschutzbehörde Mitte Juli in einer Pressemitteilung von den Mountainbikern vor allem im Regionalpark Rosengarten zeichneten. „So sind wir nicht. Es geht nämlich auch anders“, sagt der Scharmbecker Jonas Höhne, Vorsitzender des Vereins Harburger Berge Mountainbike.
Verein mit mehr als 130 Mountainbikern gegründet
Gegründet wurde der gemeinnützige Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, das Mountainbiken in den Harburger Bergen zu fördern, vor gut einem Jahr. Bereits jetzt zählt er mehr als 130 Mitglieder aus Hamburg, dem Landkreis Harburg und der näheren und weiteren Umgebung. Selbst aus Bremen stammen Mitglieder, die gern in die Harburger Berge zum Radfahren kommen – denn Berge sind in Norddeutschland eben rar gesät. Zusammengefunden haben sich die Mountainbiker im vergangenen Jahr, um nicht mehr als den Förstern unwillkommene Einzelkämpfer aufzutreten, sondern als Gruppe ihren Sport zu vertreten, und zwar gemeinsam mit den Förstern. „Ein Mountainbike Verein mit Wohlwollen des Forstes“, heißt es daher auch auf der Internetseite www.habemtb.de, auf der sich der Verein vorstellt.
Zusammenarbeit mit Forst auf Hamburger Seite
Einen guten Teil ihres Ziels haben die Mountainbiker auf der Hamburger Seite der Harburger Berge bereits erreicht. Nachdem die Radfahrer ohnehin schon vor der Gründung des Vereins mit dem Forst zusammengearbeitet hatten, ist diese Zusammenarbeit nun noch intensiviert worden. Für die sogenannten Trails, also Fahrradwege durch die Natur, gibt es einen Gestattungsvertrag mit den Revierförstereien des Bezirks Harburg. Eine ganze Reihe von Trails, vom Anfängerkurs bis hin zur technisch anspruchsvollen Strecke für Könner auf dem Mountainbike gibt es dort bereits und die dürfen nicht nur von Vereinsmitgliedern genutzt werden, sondern von allen, die das Mountainbiken einmal ausprobieren möchten. Dafür gibt es allerdings einige Voraussetzungen: Gegenüber Spaziergängern sind Respekt und Höflichkeit gefragt, Radfahrer haben auf den angelegten Trails zu bleiben und jeder sollte nur Strecken fahren, die er auch beherrscht. Denn wer eine Strecke nicht bewältigen kann und sich deshalb auf eigene Faust einen alternativen Weg suchen muss, der zerstört genau dabei meist auch die Natur. „Schwarze Schafe gibt es immer, aber die gibt es eben in allen Bereichen“, sagt Jonas Höhne.
Radfahrer und Förster setzen auf Kooperation
Doch die schwarzen Schafe auf der Hamburger Seite sind rar und das ist auch gut so, denn die im Verein organisierten Mountainbiker legen sehr viel Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit den Förstern. Regelmäßig werden die existierenden, naturbelassenen Trails gemeinsam inspiziert und wenn der Verein eine neue Strecke anlegen möchte, dann finden im Vorfeld Gespräche darüber statt, ob und wo das möglich ist. Für die Vereinsmitglieder ist es selbstverständlich, dass sie die Zusammenarbeit mit den Förstern suchen und die Kooperation klappt hervorragend.
Verbote und Kriminalisierung im Regionalpark Rosengarten
Und genau das würden sie sich auch für den Teil der Harburger Berge wünschen, der zum Regionalpark Rosengarten gehört. Dort sind inzwischen die Trails, die von Mountainbikern in den vergangenen Jahren – allerdings ohne Absprache – angelegt wurden, gesperrt worden. Zum Teil wurden diese Wege mit abgeholzten Bäumen versperrt, damit sich garantiert kein Radfahrer dort mehr bewegen kann. „Dabei wurden auch Wege gesperrt, die es seit über fünf Jahren gibt“, erklärt Jonas Höhne. Drei legale Routen sind dort zwar ausgewiesen, aber das seien eher Wanderwege und keine Trails, also für Mountainbiker sehr unattraktiv.
Natürlich stieß die Sperrung bei vielen Radfahrern auf Unverständnis.
Verein wünscht sich Rücksichtnahme und Akzeptanz
Für das Tüpfelchen auf dem i sorgte dann noch die Pressemitteilung. „Warum kann man stattdessen nicht einfach auf gegenseitige Rücksichtnahme, Toleranz und Akzeptanz setzen?“, würde sich Jonas Höhne wünschen. Die allermeisten Mountainbiker seien bestrebt, ihre Routen so naturbelassen wie möglich zu halten und nicht, die Natur zu schädigen. „Auch wir wollen doch in der Natur fahren und wir wollen, dass die Leute auf den Trails fahren und nicht querfeldein“, sagt der Scharmbecker. Sein Wünsch ist, auch mit den Förstern des Regionalparks Rosengarten eine Übereinkunft zu finden, was das Radfahren in den gesamten Harburger Bergen betrifft: „Da würde ich mir schon so ein Verhältnis wünschen, das wir auf der Hamburger Seite haben“. Ein Hochputschen des Themas in den Medien sei dafür aber denkbar ungünstig, denn das sorge nur für unnötige Konfrontationen.
Nach Funkstille jetzt erste Gespräche
Kontakt zu den Förstern in Rosengarten hat der Verein der Mountainbiker bereits im vergangenen Jahr aufgenommen und dabei Gesprächsbereitschaft signalisiert. Bisher habe es leider wenig Resonanz darauf gegeben. In den nächsten Wochen steht allerdings endlich ein Gespräch an und nun hofft Jonas Höhne, dass das gute Verhältnis, das die Mountainbiker mit Hamburger Seite zum Forst haben, sich endlich auch auf die Region Rosengarten ausweitet. „Denn damit, dass die Mountainbiker in die Illegalität getrieben werden, ist doch niemandem gedient. Es muss auch gemeinsam gehen“, wünscht sich Höhne endlich ein Miteinander. Von Franzis Waber