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Nach der Festnahme des mutmaßlichen Täters: Aufgelöst läuft der Fahrer des Traktors, der von dem Verdächtigen angehalten wurde, auf eine Hundeführerin der Polizei zu. Foto: rin

Am Tag nach der Attacke auf eine Polizistin ist die Betroffenheit groß

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Stelle. Ein Mann rastet aus, rammt auf einer Landstraße einen Streifenwagen und sticht einer Polizistin mit einer langen Schere in den Arm – die Tat von Donnerstagnachmittag sorgt im Steller Ortsteil Fliegenberg für Entsetzen. Und auch bei der Polizeiinspektion (PI) Harburg zeigt man sich am Tag nach der Tat fassungslos. „Der Angriff auf unsere Kollegin hat uns alle sehr betroffen gemacht“, erklärt PI-Leiter Thomas Meyn. Der Vorfall habe einmal mehr gezeigt, „dass wir stets mit vergleichbaren gefährlichen Situationen rechnen und uns darauf einstellen müssen“.
Der 42-jährige mutmaßliche Täter hatte zunächst selbst die Polizei gerufen, weil er mit dem Fahrer eines Kurierdienstes in Streit geraten war. Eine Streifenwagenbesatzung, ein Mann und eine Frau, hatten die Angelegenheit in Fliegenberg klären können und waren wieder weggefahren. Von den Beamten offenbar unbemerkt, nahm der 42-Jährige dann jedoch mit seinem weißen Kleinwagen die Verfolgung des Streifenwagens auf und rammte diesen auf der Steller Chaussee von hinten. Danach stiegen alle drei Beteiligte aus, „laut Kollegin ist der Mann dann unvermittelt auf sie zugegangen und hat ihr mit einer Stechwaffe in den Arm gestochen“, schildert Polizeisprecher Henning Flader.
Anschließend flüchtet der Mann in ein Maisfeld, taucht einige hundert Meter entfernt wieder auf der Straße auf, hält einen landwirtschaftlichen Zug an und lässt sich auf dem Trecker mitnehmen. Polizisten stoppen den Traktor, holen den Angreifer unter Einsatz von Pfefferspray aus der Fahrerkabine. Er erleidet ebenso Verletzungen wie zwei weitere Einsatzkräfte.
Die Polizei hatte die Steller Chaussee daraufhin stundenlang gesperrt und unter anderem nach der Tatwaffe gesucht. Dabei kamen auch Spürhunde, die Bereitschaftspolizei und eine Drohne zum Einsatz. Mit Erfolg: Die Polizisten fanden eine Schere mit zwei langen, dünnen Klingen. „Es handelt sich um die Tatwaffe“, sagt Flader.
Rätsel gibt es weiter um das Motiv des Mannes. Der 42-jährige Verdächtige sei bislang nicht polizeilich in Erscheinung getreten, erklärt der Behördensprecher. Er liegt weiter im Krankenhaus und konnte bislang nicht vernommen werden. Am Freitag durchsuchte die Polizei auf Antrag der Staatsanwaltschaft das Haus des Angreifers im Ortsteil Fliegenberg und suchte unter anderem nach Waffen und Rauschgift. Es bestehe der Verdacht, dass er bei der Tat unter Drogen gestanden habe, so der Polizeisprecher.
Die Polizistin hat laut Pressesprecher eine tiefe Wunde am Arm erlitten, die mit mehreren Stichen genäht werden musste. Sie ist vorerst dienstunfähig. „Ich bin froh, dass sie sich auf dem Weg der Besserung befindet“, betont Polizeichef Thomas Meyn. Er sei stolz „auf das hohe Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wie sie diese Situation bewältigt haben“.
Die Einsatzkräfte seien gut ausgebildet und auf gefährliche Situationen vorbereitet. „Die Einsätze im polizeilichen Alltag sind aber häufig nicht planbar und können eine nicht vorhersehbare Eigendynamik entwickeln“, so der PI-Leiter. Der Angriff vom Donnerstag habe dies „leider wieder einmal gezeigt“. Von Thomas Mitzlaff