Landkreis. Die Einwohner des Landkreises Harburg sollen demnächst ihre Meinung darüber äußern können, wie sie künftig Verpackungsmüll sammeln möchten. In Gelben Säcken wie bisher, in einer Gelben Tonne oder in einer Wertstofftonne. Eine entsprechende Befragung der Bürgerinnen und Bürger beschloss der Kreistag auf seiner gestrigen Sitzung. Eine Umstellung des Systems soll dann gegebenenfalls zum Jahr 2023 erfolgen.
Gelbe Tonne oder Wertstofftonne?
Bereits im Mai 2018 hatte die Kreisverwaltung über eine Neuerung im Verpackungsgesetz berichtet, die die Möglichkeit bietet, eine Gelbe Tonne per Verwaltungsakt einzuführen. Damals hatte man empfohlen, die Entscheidung erst einige Jahre später endgültig zu treffen, nämlich frühestens zum Jahr 2023. Als Alternative zur Gelben Tonne wurde auch die Wertstofftonne ins Gespräch gebracht. Die allerdings verursacht für den Landkreis Mehrkosten, denn in einer Wertstofftonne können nicht nur Verpackungen, sondern auch Nichtverpackungen entsorgt werden (siehe Kasten).
Nun tut eine Entscheidung not: Bis Ende 2021 muss eine Entscheidung gefallen sein, inklusive eines vorherigen Anhörungsverfahrens des Dualen Systems Deutschland, kurz DSD. Daher hatte der Kreistag bereits im März die Verwaltung beauftragt, mit dem Dualen System Deutschland DSD Kontakt aufzunehmen, um zu sondieren, welches System vorzuziehen sei.
Duales System zieht Gelben Sack vor
Dabei war schnell klar: Das DSD selbst favorisiert eine Weiterführung des bisherigen Systems, des Gelben Sackes. Dieses System bietet aus Sicht des DSD eine ganze Reihe von Vorteilen: Die Müllwerker können mit einem Blick durch die transparente Folie feststellen, ob tatsächlich nur die erlaubten Leichtverpackungen enthalten sind, das Einsammeln der Säcke ist schneller zu bewerkstelligen als das Abkippen von Gelben Tonnen und der Gelbe Sack bietet die Möglichkeit, je nach individueller Abfallmenge mehrere Säcke zu nutzen, während die Füllmenge einer Tonne begrenzt sei.
Abfuhr alle zwei Wochen ist möglich
Behalte man das System des Gelben Sackes, sei es eventuell möglich, kürzere Sammelintervalle zu verhandeln, so die Verwaltung in ihrer Stellungnahme. Aber auch die Einführung einer Gelben Tonne anstatt des Sackes sei möglich, inklusive der Vorgabe eines zweiwöchentlichen Abfuhrrhythmus. Ein Mischsystem von Tonne und Sack für eventuell anfallende Übermengen sei aber nicht verhandelbar. Wenn statt des Gelben Sacks oder der Gelben Tonne die Wertstofftonne eingeführt werde, trägt der Landkreis rund 20 Prozent der Kosten. Bei der derzeitigen Marktlage müsse man hier mit 600 000 bis 800 000 Euro rechnen, hatte die Verwaltung recherchiert.
Immerhin: Erfahrungen aus anderen Landkreisen zur Wertstofftonne hatte die Befürchtung des DSD, dass es bei der Einführung von Gelben Tonnen zu hohen sogenannten „Fehlabwurfquoten“, also der Entsorgung von Abfall, der nicht in die Gelbe Tonne gehört, kommt, bewahrheiteten sich in der Praxis nicht. Gelbe Tonnen seien sogar im Vergleich mit Gelben Säcken vorteilhaft, da man fehlbefüllte Tonnen dem Nutzer zuordnen kann – im Gegensatz zu fehlbefüllten Säcken, die zwar stehengelassen werden, aber für die sich niemand verantwortlich fühlt. So zumindest lauten die Erfahrungen anderer Kreise.
Entscheidung soll Anfang Oktober fallen
Bis zur letzten Sitzung des Kreistages in dieser Wahlperiode Anfang Oktober soll nun eine endgültige Entscheidung fallen. Treffen wird diese Entscheidung der Kreistag, aber ein Meinungsbild möchte man sich vorher von den Bürgerinnen und Bürgern einholen, war man sich im Umweltausschuss, im Kreisausschuss und jetzt auch im Kreistag einig. „Wir wollen auf jeden Fall Input von unseren Einwohnern haben. Uns interessiert das Votum der Bürger“, betonte Landrat Rainer Rempe. Repräsentativ könne aber dieses Meinungsbild, das per Befragung auf der Homepage der Kreisverwaltung entstehen soll, nicht sein, kam man ebenfalls überein. Das sorgte durchaus auch für Kritik. „Den Wert der Umfrage sehen wir nicht so richtig“, meinte Christa Beyer (SPD). Was, wenn der Favorit der Bürger dann doch nicht umsetzbar sei? Zu hohen Erwartungen der Bürger solle man mit der Befragung nicht schüren, meinte Tobias Handtke, Fraktionssprecher der SPD: „Das ist keine Abstimmung über ein System, sondern nur ein Meinungsbild“. Auf Grundlage dieses Meinungsbildes könne man im Herbst aber eine abschließende Entscheidung treffen, die dann im Jahr 2023 umgesetzt werden kann. Von Franzis Waber
