Karoxbostel. Großer Bahnhof in der Wassermühle in Karoxbostel: Der Niedersächsische Wissenschaftsminister Björn Thümler übergab den Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege. Der Mühlenverein sowie 25 Handwerksbetriebe und Einzelhandwerker, die ehrenamtlich in ihrer Freizeit bei der Restaurierung des historischen Gebäudes angepackt haben, wurden mit Urkunden ausgezeichnet. Nicht alle waren anwesend.
Andreas Brauel aus Ohlendorf strahlte über das ganze Gesicht: In zünftiger Zimmermannskleidung nahm er am flackernden Kaminfeuer seine Auszeichnung in Empfang. Er hatte das eigentlich Unmögliche möglich gemacht und das Angebot für das gesamte Mühlengebäude geschrieben – ohne das oberste Stockwerk überhaupt vorher betreten zu können. Bemerkenswert war auch der Kostenvoranschlag. Da gab es am Ende nur die sagenhaft geringe Differenz von 60 Euro.
„Dieser liebenswerte Ort vermittelt ein Stück Heimat. Hier lebt noch die traditionelle Handwerkskunst“, lobte Minister Thümler in seiner Ansprache. „Denkmalpflege ist mit Auflagen verbunden.
Wir wollen damit Kulturgut erhalten und die Menschen nicht ärgern. Viele junge Leute wissen heute nicht mehr, dass eine Sägemühle früher mit Wasser angetrieben wurde. In Karoxbostel können sie das erleben. Bei einem Besuch spürt man, mit wieviel Sachverstand und Spaß alle dabei sind.“
In Karoxbostel gebe es Wunder am laufenden Band, sagte Norbert Fraedrich, stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Seevetal. Die Handwerker hätten die einst verfallene Mühle gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Helfern zu einer Perle gemacht.
Er habe den Wiederaufbau von Anfang an miterlebt und könne daher die enorme, fachkundige Arbeitsleistung ermessen. Und die große Tatkraft sei ungebremst. Er komme daher gern wieder, um bei weiteren Preisverteilungen dabei zu sein, sagte Fraedrich.
Landrat Rainer Rempe lobt Leistungen der Handwerker
Nach Auskunft der Mühlenvereins-Vorsitzenden Emily Weede habe es jetzt endlich, im dritten Anlauf, mit der Urkunden-Übergabe geklappt. Wegen der Corona-Pandemie musste die Veranstaltung bereits zweimal verschoben werden: „Es war uns wichtig, Handwerker aus der Region zu beschäftigen. Sie beherrschen noch die traditionelle Technik, die bei einem denkmalgeschützten Gebäude erforderlich ist“, würdigte sie. So wissen diese Handwerker auch im digitalen Zeitalter, wie man ein Fachwerk mit Holznägeln erstellt.
Landrat Rainer Rempe bezeichnete die Leistung der Handwerker als großen Lichtblick. Das Karoxbosteler Mühlen-Ensemble habe sich inzwischen als einzigartiger Standort in Sachen Wirtschaft und Kultur im Landkreis Harburg positioniert. Noch vor zehn Jahren seien die Dächer undicht, die Sägemühle und einzelnen Fassaden komplett eingestürzt gewesen.
Die Handwerker hätten hier ihre Fachkenntnisse angewendet und ihr Wissen weiter gegeben. Heute sei die Mühle ein Ort der Begegnung für Jung und Alt. „Sie haben die Mühle vor dem Verfall gerettet und zu einem Vorzeigeprojekt gemacht.
Die Leistung der Gewerke ist beeindruckend. Die Handwerksbetriebe sind Rückgrat und Motor der wirtschaftlichen Entwicklung im Landkreis und leisten einen zentralen und wertvollen Beitrag für das Wachstum in unserer Region“, brachte es der Landrat auf den Punkt. Von Christa-M. Brockmann
[box type=“info“ align=““ class=““ width=““]Hintergrund Das ist der Preis Der Bundespreis des Handwerks in der Denkmalpflege wird von Zentralverband des deutschen Handwerks und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz verliehen. In jedem Jahr werden die Preise nur in jeweils zwei Bundesländern vergeben. Zusätzlich zur Wassermühle und ihren Handwerkern wurden der Restauratorin im Handwerk, Sabine Pfanne-Dreesen, aus Ohlendorf, der Mühlenbaubetrieb Pätzmann aus Winsen, die Reetdachdeckerei Uwe Behr aus Scharmbeck und die Kunstschmiede Egon Engber aus Karoxbostel jeweils ein gesonderten Bundeshandwerkerpreis verliehen. [/box]