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Bei der Eröffnungsfeier gestern erläuterte Alexander Wilhelm (links) die Gründe, warum sein Familienbetrieb nach knapp 130 Jahren von Hamburg nach Dibbersen umzieht. Foto: tm

In Dibbersen entsteht auf 25 Hektar das modernste Gewerbegebiet des Landkreises Harburg

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Dibbersen. Die Hochschule 21 Buxtehude, die Leuphana Universität Lüneburg, die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Suderburg, das Institut für Informatik Oldenburg – renommierte Einrichtungen, mit denen man eines gewiss nicht verbindet: ein Industriegebiet. Doch was da gestern im Buchholzer Ortsteil Dibbersen eröffnet wurde, hat auch so gar nichts gemeinsam mit den klassischen Gewerbegebieten, wie es sie so viele an den Stadträndern gibt. Hier sollen in jeder Hinsicht neue Maßstäbe gesetzt werden, Stichworte sind Forschung sowie moderne Mobilität. „Das ist unser absolutes Vorzeigegebiet“, betonte gestern Landrat Rainer Rempe bei der offiziellen Eröffnung des TIP Innovationsparks Nordheide.
Prädikat „Gold“ für nachhaltiges Bauen
Der Wind fegte gestern über die Felder, auf denen künftig moderne Firmengebäude wachsen sollen, auch einem Schauer trotzten die vielen Gäste aus Wirtschaft und Politik, als das Projekt noch einmal im Detail vorgestellt wurde. Vor knapp zwei Jahren hatte die Wirtschaftsförderung Landkreis Harburg (WLH) den ersten Spatenstich gesetzt, jetzt sind die Erschließungsarbeiten für die 25 Hektar Fläche beendet. 18 Hektar davon stehen für die Bebauung zur Verfügung. Die Gesamtinvestition für das Gelände beträgt rund 19 Millionen Euro.
Bei der Planung lief nicht immer alles reibungslos, es seien durchaus zähe Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern gewesen, räumte Landrat Rempe ein. Auch aus der Bevölkerung schlug den Planern Skepsis entgegen. Das habe letztlich womöglich auch dazu geführt, dass es bei der Umsetzung nochmals einen Qualitätsschub gegeben habe, sagte Buchholz Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse.
Bei der Entwicklung des TIP setzte die Wirtschaftsförderung auf eine hohe ökologische, ökonomische, soziale und funktionale Qualität. Dazu gehört nicht nur die Zertifizierung des gesamten Gebietes durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen mit dem Prädikat „Gold“. Teil des Gesamtkonzeptes ist auch eine eigene 5G-Campuslizenz für den Park. Man warte in diesen Tagen mit Spannung darauf, ob das Bundesverkehrsministerium das Projekt finanziell fördern werde, schilderte Rainer Rempe.
Doch nicht nur bei der Technologie sollen Maßstäbe gesetzt werden. Auch bei der Erreichbarkeit setzt die WLH auf moderne Konzepte. Ein Fahrradschnellweg, Carsharing, die Anbindung ans Busnetz, dazu ein Grüngürtel mit Hunderten von Bäumen und Sträuchern – er habe die Hoffnung, dass dieses Konzept auch die Zweifler überzeugen wird, erklärt der Landrat. „Und es ist natürlich ein großer Vorteil, wenn man nicht pendeln muss, sondern den Arbeitsplatz gleich in der Nachbarschaft hat.“
Alexander Wilhelm hat sich bereits überzeugen lassen. Der Geschäftsführende Gesellschafter wird mit seiner Firma Mayr&Wilhelm von Hamburg nach Dibbersen umziehen – sein Betriebsgebäude ist das erste, das gerade hochgezogen wird. Im Februar nächsten Jahres soll es fertig sein. In Hamburg habe es viele Widrigkeiten gegeben, im Kreis Harburg aber seien die Entwickler des Innovationsparks in jeglicher Beziehung auf die Bedürfnisse seiner Firma eingegangen, schildert Wilhelm dem WA.
Bedarf an Flächen ist weiter gewaltig
Mayr&Wilhelm, ein Familienbetrieb in vierter Generation, stellt Anlagen für die weitere Verarbeitung von Erdöl her, „da müssen wir schon mal Apparate mit einem Gewicht von bis zu 100 Tonnen über die Straße fahren“, schildert Wilhelm. Entsprechend seien die Fahrbahnen im neuen Innovationspark auch geplant worden. Schnelles Internet sowie die gute Autobahnanbindung seien weitere Argumente für den Umzug gewesen, erklärt der Buchholzer.
Landrat Rainer Rempe hofft derweil, dass mit dem modernen Innovationspark „den Menschen ein bisschen die Furcht vor Gewerbegebieten genommen werden kann“. Denn nach wie vor habe der Kreis Harburg „einen riesigen Bedarf an solchen Flächen“. Von Thomas Mitzlaff