Jesteburg/Hanstedt. Nach dem Lockdown freuten sich alle auf die HeideKultour am vergangenen Wochenende. Nur einer spielte nicht mit: Petrus schickte zum Auftakt immer wieder Regenschauer über das Land. So mancher Kunstinteressierte, der eine Radtour zu den Gärten und Galerien geplant hatte, blieb lieber zu Hause. Doch zum Glück fanden diverse Ausstellungen drinnen oder unter Vordächern und in Zelten statt. Dort schauten die Besucher an beiden Tagen gern vorbei.
„Die sonst eher touristisch geprägte Lüneburger Heide ist jetzt der Kulturmittelpunkt in Niedersachsen“, zieht Hagen Heigel, Vorsitzender des Vereins HeideKultour, eine Zwischenbilanz. „Am 4. und 5. September folgt unsere zweite Runde. Insgesamt präsentieren 150 Künstler an 40 Veranstaltungsorten in den Landkreisen Harburg, Heidekreis und Lüneburg ihre Werke.“ Unter dem Motto „Geh auf Tour! Triff Künstler! Erlebe Kultur!“ sind Bilder in vielen Variationen, Skulpturen, Objekte, Mode, Keramik und Schmuck zu sehen. Glaskünstler verzaubern mit ihrer filigranen Arbeit, Konzerte und Lesungen sorgen für weitere Highlights.
Thema: Die Seeve in Jesteburg
Im Jesteburger Heimathaus auf dem Niedersachsenplatz lockt die Ausstellung „Die Seeve in Jesteburg“. Die im Ort lebende Künstlerin Susanne Dinter hat in den vergangenen Jahren 100 Bilder von dem Fluss gemalt. „Am meisten fasziniert mich die Wasseroberfläche mit den Spiegelungen und Lichtreflexen im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten“, sagt die Künstlerin. Ihre Acrylgemälde und Aquarelle sind entsprechend abwechslungsreich – von impressionistisch und expressiv bis hin zu schwarz/weiß. „Diese Bilder sind Balsam für die Seele im stressigen Alltag“, loben die Besucher. „Was haben wir für schöne Natur vor der Haustür!“
Für Susanne Dinter, die seit 1998 eine Malschule in Jesteburg betreibt, ist die Seeve ein Stück Heimat. Sonntägliche Spaziergänge mit der Familie, das Erklimmen des Eisenbahnviadukts, das abenteuerliche Überqueren einer halb verfallenen Brücke auf den Schultern ihres Vaters, später dann Kanufahrten und Lagerfeuer am Wehr – all das gehört zu den schönsten Erinnerungen ihrer Kinder- und Jugendzeit. Später entstand dann die Idee, sich künstlerisch mit dem Fluss auseinanderzusetzen. Als Mitbegründerin des Jesteburger Kunstnetzes zeigte sie bei der ersten Ausstellung des Vereins im Jahr 2013 ihre ersten Seeve-Bilder. Jetzt sind erstmals alle ihre Fluss-Werke gemeinsam zu sehen. Besucher sind am kommenden Sonnabend und Sonntag erneut von 11 bis 18 Uhr willkommen. Wer mag, kann auch einen Bildband mit Susanne Dinter Seeve-Gemälden erwerben.
Skulpturen aus Holz und Bronze
Eine zentrale Anlaufstelle ist dann auch das Atelier der Bildhauerin Julia Heigel an der Harburger Straße 18 in Hanstedt. Neben ihren Skulpturen aus Holz und Bronze können die Werke von neun Gastausstellern bewundert werden. Die Besucher erleben jeweils von 11 bis 17 Uhr Kunst und Handwerk im roten Backsteinhaus und im Garten mit Blick auf die Auewiesen. Was alles noch in den Orten geboten wird, unter www.heidekultour.de im Internet. Von Christa-M. Brockmann