Buchholz. „Die Stadt Buchholz darf den Klimaschutz nicht weiter verschlafen!“ Da sind sich die Umweltgruppen vor Ort einig. In einem offenen Brief an die Bürger appellieren sie, bei den bevorstehenden Kommunal- und Bundestagswahlen die Kandidaten zu diesem Punkt auf den Prüfstand zu stellen. „Ein weiter so in der Politik darf es nicht mehr geben“, sagt Greenpeace-Sprecher Herbert Maliers. Bereits im Jahr 2007 habe der Stadtrat einstimmig den Auftrag für die Entwicklung eines Klimaschutzkonzeptes erteilt. Dieses sei 2011 mit Bürgerbeteiligung erarbeitet und 2012 veröffentlicht worden. Allerdings zeige es kaum Wirkung, bedauern die Umweltschützer.
Die Erde heizt sich noch schneller auf
So sei der CO2-Ausstoß in Buchholz zwischen 2010 bis 2018 nicht gesunken, sondern sogar um drei Prozent gestiegen. „Dabei mahnt die Klimawissenschaft, dass wir bis 2035 die Klimaneutralität erreichen müssen. Sonst besteht die Gefahr, dass Klima-Kipppunkte überschritten und unkontrollierbare Kettenreaktionen ausgelöst werden“, warnt Maliers.
„Der jüngste Bericht des Weltklimarats (IPCC) hat uns die Krise deutlicher denn je vor Augen geführt. Demnach wird sich unsere Erde bereits in zehn bis 15 Jahren um 1,5 Grad aufgeheizt haben – fast zehn Jahre früher als bisher angenommen. Inzwischen spüren auch wir im vermeintlich sicheren Deutschland erste verheerende Auswirkungen. Extremwetterereignisse wie die Hitzesommer der letzten Jahre und die jüngsten Hochwasserkatastrophen mit mehr als 180 Toten sind vermutlich erst der Anfang.“
Klimaschützende Maßnahmen müssten jetzt dringend realisiert werden, fordern die Umweltgruppen. Die Technologien für eine Wende hin zu zukunftsfähigem Wirtschaften, zu nachhaltiger Mobilität und zu umweltverträglicher Energieerzeugung seien allesamt vorhanden, erinnert Maliers. Sie müssten aber auch massiv ausgebaut werden. Das Engagement der Bürger allein reiche aber nicht aus. Wirksamer Klimaschutz erfordere einen klaren politischen Willen.
„Deshalb brauchen wir im neuen Stadtrat eine Mehrheit der Parteien, die Klimaschutz als oberste Priorität betrachten und klimaschädlichen Vorhaben nicht zustimmen“, schreiben die Umweltgruppen in ihrem Brief. „Sicher kostet Klimaschutz viel Geld, aber teurer ist es, keinen Klimaschutz zu betreiben. Die Beseitigung der Schäden allein im Ahrtal kostet nach bisherigen Schätzungen einen zweistelligen Milliardenbetrag. Eine vorausschauende Regierung muss die Kommunen bei ihren Klimaschutzbemühungen massiv unterstützen, und zwar mit Geld und gesetzlichen Regelungen.“
Beim Gang zur Wahlurne an Klimaschutz denken
Bei der Kommunalwahl am 12. September und der Bundestagswahl am 26. September gehe es um unsere Zukunft, insbesondere über die Lebensbedingungen unserer Kinder und Enkel, betont Herbert Maliers. Dazu zitiert er den ehemaligen Präsidenten der USA, Barack Obama: „Wir sind die erste Generation, die die Folgen des Klimawandels spüren und die letzte Generation, die noch etwas daran ändern kann!“
Den offenen Brief an die Einwohner haben die Buchholzer Umweltgruppen BuchholzZero, BUND, Greenpeace, NaturFreunde, der Runde Tisch Natur-, Umwelt- und Tierschutz, Fridays for Future und die Parents for Future unterzeichnet.
Von Christa-M.Brockmann