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Über die Anschlussstelle Maschen wird weiterhin diskutiert. Jetzt soll eine Machbarkeitsstudie für Aufschluss sorgen. (Foto: he)

71 Prozent befürworten Lückenschluss der A39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg

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Winsen. Sechs Jahre nach der ersten Erhebung hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa erneut nachgefragt, wie die Menschen in der Region Nordostniedersachsen zum Ausbau der Autobahn 39 Lüneburg-Wolfsburg stehen. „Am Meinungsbild hat sich seit 2015 nichts geändert“, sagte Peter Matuschek von Forsa jetzt bei der Präsentation der Ergebnisse der repräsentativen Umfrage, die im Juli durchgeführt wurde. Demnach sprechen sich 71 Prozent der Befragten in der Region für die A 39 aus, 2015 waren es 70 Prozent, die für den Lückenschluss stimmten. 20 Prozent sind gegen den Autobahnausbau.

Klimaschutzdebatte offenbar ohne Einfluss auf Ergebnis

Matuschek zieht daraus den Schluss: „Das Meinungsbild ist klar verankert, unabhängig von den Entwicklungen in den vergangenen sechs Jahren.“ Auch die verstärkte Diskussion über den Klimaschutz habe offenbar keinen Einfluss auf das Ergebnis gehabt, erklärte er in einer Online-Pressekonferenz.

Die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW) hatte Forsa mit der repräsentativen Befragung unter 1003 Bürgerinnen und Bürgern ab 18 Jahren in der Stadt Wolfsburg und den Landkreisen Gifhorn, Uelzen und Lüneburg beauftragt. Die Erhebung wurde vom 5. bis 19. Juli mit Hilfe computergestützter Telefoninterviews durchgeführt. „Die Umfrage ist repräsentativ. Die Befragten stehen stellvertretend für die Gesamtbevölkerung in dieser Region“, verdeutlichte Matuschek.

Die Zustimmung zum Ausbau der A 39 liegt in allen Landkreisen und der Stadt Wolfsburg sowie in allen Bevölkerungsgruppen bei Werten zwischen 65 und 82 Prozent. Eine Ausnahme bilden die Anhänger der Grünen, die bei diesem Thema in zwei gleich große Lager von Befürwortern (44 Prozent) und Gegnern (45 Prozent) gespalten sind.

Mehrheit sieht eher Vor- als Nachteile

Unabhängig von ihrer persönlichen Meinung zum Ausbau oder ihrer Betroffenheit von der Trassenführung glauben 80 Prozent der Befragten, dass der Lückenschluss zwischen Lüneburg und Wolfsburg für die Region insgesamt eher Vor- als Nachteile bringt. Nur 15 Prozent glauben, dass dieser eher Nachteile mit sich bringen wird. Diejenigen, die für den Lückenschluss sind, nennen vor allem die Verkürzung der Fahrzeit und die damit verbundene Zeitersparnis (52 Prozent) sowie die Entlastung anderer Strecken, wie die Bundesstraße 4 sowie die Autobahnen 2 und 7 (47 Prozent) als Gründe. Von den Gegnern werden vor allem die Folgen für Landschaft und Natur (60 Prozent) sowie Zweifel an der Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit (40 Prozent) genannt.
Ein interessanter Aspekt der Befragung ist, dass 79 Prozent, quer durch alle Bevölkerungsgruppen, den Zeitraum für die Umsetzung von Infrastrukturprojekten in Deutschland von der Planung bis zur Realisierung für zu lang hält. Die Befragten, die gerne mehr Informationen zum Ausbau der A 39 hätten, wünschen in erster Linie Klarheit über den Planungsstand, also über Baubeginn, Dauer und Fertigstellung (69 Prozent).

Der Präsident der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg, Andreas Kirschenmann, kommentiert die Umfrage so: „Neben der Wirtschaft spricht sich quer durch alle Altersschichten eine klare Mehrheit für die A 39 aus.“ Dies sei ein klares Signal an Politik und Verwaltung: „Kurs halten. Die A 39 muss und wird kommen.“

Landrat begrüßt Ergebnis

„Die Ergebnisse der Forsa-Umfrage sprechen eine klare Sprache: Neben der Wirtschaft befürwortet auch eine große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger den Ausbau der A 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg“, sagt Landrat Rainer Rempe, der sich sechs Jahre nach der ersten Forsa-Umfrage zum A 39-Ausbau in seiner Haltung bestätigt sieht. „Unsere Wachstumsregion ist auf eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur angewiesen, für die wir neben der gerade in Fertigstellung befindlichen A 26 auch eine Fortführung der A 39 ab Lüneburg benötigen.“

Kritik kommt von den Grünen. Mit einer einseitigen Umfrage wolle die IHK den Anschein erwecken, dass der umstrittene Neubau der A 39 in der Region gewollt sei, heißt es in einer Pressemitteilung. Sie monieren, dass wichtige Informationen bei der Befragung ausgeklammert worden seien. „Der vollständige Ausbau der B 4, der sich als Alternative anbietet, weil er viel günstiger und ökologisch sinnvoller als der Neubau der A 39 ist, war überhaupt nicht Gegenstand der Befragung“, kritisiert der verkehrspolitische Sprecher im Landtag, Detlev Schulz-Hendel. Die Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden kündigt an: „Wir wollen alle nicht im Bau befindlichen Autobahn-Abschnitte einer Klima-, Umwelt- und Bedarfsprüfung unterziehen. Dazu zählt auch der Neubau der A 39.“

Von Stefan Bohlmann