Buchholz. Dass Evelyn Schulz nach dem Abpfiff ein paar Tränen über die Wange rollten, hatte eher nicht mit ihrem 33. Geburtstag zu tun. Vielmehr dürfte es an der unerwartet knappen 28:31-Niederlage ihrer Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten gegen TuS Metzingen zum Auftakt in die 1. Handball-Bundesliga der Frauen gelegen haben.
Wenn den Luchsen vorher eine derart knappe Niederlage angeboten worden wäre, hätte Coach Dubravko Prelcec wohl fast eingeschlagen. Denn angesichts des Rumpfkaders prognostizierten viele eine ordentliche Klatsche für das Team, das sich nach einer langen Saison erst über die Relegation den Verbleib im deutschen Oberhaus erkämpft hatte. Einige stellten sogar die Frage, ob das Team überhaupt erstligatauglich sei. Seine Ligatauglichkeit stellte das dezimierte Team aber so eindrücklich unter Beweis, dass am Ende schlicht die Unzufriedenheit über das Ergebnis überwog.
Fünf Zeitstrafen kosteten Körner
Vom Anpfiff weg deutete sich eine Partie auf Augenhöhe an. Der Plan von Prelcec, die lange verletzte Kim Berndt zu schonen, wurde schon nach fünf Minuten torpediert, als sich Sarah Lamp eine erste Zeitstrafe abholte. Es sollte die erste von insgesamt fünf Zeitstrafen gegen die Gastgeberinnen im ersten Spielabschnitt sein. Zeitweise musste das Team über eine Minute sogar in doppelter Unterzahl agieren. Zwar steckten die Luchse die Situationen jeweils gut weg, doch angesichts des schmalen Kaders, in dem es quasi auf jedes Korn ankommt, bedeuteten die Strafen, zehn Minuten in Unterzahl noch mehr laufen zu müssen.
Vom Matchplan brachte das die Luchse allerdings nicht ab. In der Offensive versuchte die Mannschaft mit Regisseurin Natalie Axmann auf der Mitte den Ball lange im Spiel zu halten und klare Wurfmöglichkeiten herauszuarbeiten. In den Abschlüssen taten sich in diesem ersten Spiel noch einige Defizite auf. Aber die Luchse ließen die mit Nationalspielerinnen gespickten Gäste nicht davonziehen. Als sie selbst mit 6:5 und 8:7 sogar in Führung gingen, musste Metzingens Trainerin Edina Rott reagieren: Sie nahm in der 13. Minute ein Time-out.
Denn insbesondere die starke Angriffsleistung von Juniorennationalspielerin Maj Nielsen bei den Luchsen stellte den Metzinger Deckungsverband immer wieder vor Probleme. Die athletische Linkshänderin überzeugte mit tollen Wurfvarianten von der ungewohnten halbrechten Rückraumposition.
Griff an den Hals bedeutete glatt Rot
Wenn die Luchse ihre Kreuzbewegungen mit Tempo ansetzten, dann hatten die Gäste ihre Probleme. So konnte Anna Albek in der 21. Minute Sarah Lamp nur durch einen Griff an den Hals und ins Gesicht stoppen und kassierte dafür glatt Rot. Eine doppelte Unterzahl und eine weitere Zeitstrafe gegen Alexia Hauf in den letzten sieben Minuten der ersten Hälfte ließen die Gäste, die die letzte Spielzeit mit Rang 3 abgeschlossen hatten, bis zur Pause auf 16:14 ziehen.
Die Gegenwehr der Luchse war auch nach der Halbzeit nicht gebrochen. Allerdings konnte das Prelcec-Team im Deckungsverband nicht restlos überzeugen. Man hat die Luchse schon stärker in der Abwehr und der Kooperation mit der Torhüterin gesehen. Egal ob 6:0, 5:1 oder 3:2:1, es fehlte etwas an der Seitwärtsbewegung und der Geschlossenheit, sodass Metzingen immer wieder geschickt die Tiefenräume zwischen zwei Abwehrspielerinnen ansteuern konnte und viel zu oft über die Außenpositionen zum Abschluss kam.
Im Angriff kamen die Luchse über Tempospiel zu Erfolgen: Neben Kontern von Alexia Hauf setzten die Teamkolleginnen in erweiterten Kontern auch Kreisläuferin Evelyn Schulz mit Expresspässen gut in Szene. Aus dem Positionsangriff mussten die Luchse dagegen viel Aufwand für den Torerfolg betreiben.
Schlussminuten gehörten den Luchsen
Bis zum 23:21 blieb es beim knappen Vorsprung für Metzingen, doch eine Zeitstrafe und eine Auszeit der Gäste sorgten für die 29:25-Führung für den TuS. Prelcec versuchte daraufhin, seinerseits den Lauf der Gäste mit der Grünen Karte zu unterbrechen, doch Metzingen legte noch einen Treffer drauf und führte vier Minuten vor dem Ende mit 31:26 – eine Spur zu hoch, wie viele der 149 Fans meinten.
Trotz eines vergebenen Strafwurfs in der Schlussphase gaben die Luchse nicht auf. Die letzten beiden Treffer – beide endlich wieder mit Tempo nach vorne vorgetragen – von Kim Berndt und Evelyn Schulz gehörten den Luchsen. Obwohl das Publikum anerkennend applaudierte, wollte sich bei den Spielerinnen keine rechte Zufriedenheit einstellen. Denn alle wussten: An diesem Tag war für das Team mehr drin als die 3-Tore-Niederlage.
Von Kathrin Röhlke