Lüneburg/Winsen. Die Pläne für den Schienenausbau im Norden entlang der Bestandsstrecke Hamburg-Hannover könnten eine entscheidende Wende nehmen. Es mehren sich Anzeichen dafür, dass Deutsche Bahn und Bundesverkehrsministerium (BMVI) nun doch eine Neubaustrecke zwischen Lüneburg und der Autobahn 7 ins Auge fassen.
Noch geben sich Bahn und Ministerium zugeknöpft. Geprüft würden aktuell der bestandsnahe Ausbau, der bestandsnahe Ausbau mit Ortsumfahrungen und der bestandsferne Ausbau, hieß es aus beiden Häusern fast gleichlautend. Am Ende werde die Bahn dem BMVI eine Vorzugsvariante vorlegen, sagte eine Bahnsprecherin vor Kurzem auf LZ-Anfrage. Anvisierter Zeitpunkt: Ende 2022.
Zuvor hatte sich Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) öffentlich über eine ICE-Neubaustrecke zwischen Hamburg und Hannover gefreut – „wahrscheinlich entlang der A7“.
Die hauptamtlichen Bürgermeister der von den Bahnplänen betroffenen Kommunen im Landkreis Lüneburg und Landrat Jens Böther (CDU) begrüßen die mögliche Abkehr vom Alpha E genannten Ausbau der Bestandsstrecke. „Eine neue Trasse entlang der A7 war immer eine von mir favorisierte Lösung“, sagt Böther. Auch Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge sieht sich bestätigt: „Schon 2015 haben wir gefordert, dass die Planungen für eine Neubaustrecke entlang der A 7 aufgenommen werden.“
Für Bardowicks Samtgemeindebürgermeister Heiner Luhmann ist das konsequent: „Wer die Diskussion verfolgt hat, weiß, dass der Ausbau der Bestandsstrecke wirtschaftlich nicht zu realisieren ist“, nennt er einen Grund für die Neubaustrecke. Gellersens Rathauschef Steffen Gärtner ergänzt: „Nur sollte man das Kind auch beim Namen nennen und uns Ortsumfahrungen nicht als Bestandsstreckenausbau verkaufen.“ Gleichzeitig plädiert Gärtner ebenso wie Landrat und Oberbürgermeister für ein Raumordnungsverfahren, mit dem „die bestmögliche Variante rechtssicher ermittelt wird“.
Dass auf einer Neubaustrecke entlang der A 7 vor allem Güterverkehr rollt, glaubt Ilmenaus Verwaltungschef Peter Rowohlt indes nicht. Er sieht die Trasse als einen Baustein, um den Deutschlandtakt im ICE-Verkehr zu gewährleisten. Befürchtungen, Lüneburg könnte damit vom schnellen Personenfernverkehr abgehängt werden, teilt er nicht. „Dafür wachsen die Städte entlang der Bestandsstrecke zu schnell.“
Sollte das Aus für Alpha E kommen, sind auch die Beschlüsse des Dialogforums Schiene Nord und des Landtags in Hannover Makulatur. Die erste Bürgerbeteiligung an einem so großen Projekt wäre gescheitert. Deshalb warnt der Barnstedter Randolf von Estorff, einer der Beteiligten vom Bürgerbündnis Nordheide: „Wir müssen sehr gut aufpassen, dass wir nicht die Verlierer des Deutschlandtakts werden.“
Von Malte Lühr