Nenndorf. Einen Monat lang, zwischen Anfang August und Anfang September, hatten die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Harburg die Möglichkeit, an einer Umfrage zur künftigen Art der Sammlung von Leichtverpackungen teilzunehmen. Soll der Gelbe Sack bleiben? Oder soll er durch eine Gelbe Tonne beziehungsweise eine Wertstofftonne abgelöst werden? Das Ergebnis der Umfrage und die Konsequenzen diskutierte jetzt der Ausschuss für Klima- und Umweltschutz des Landkreises.
Mehr als 10.000 Rückmeldungen
Überraschend kam für Frank Sameluck, Leiter der Abfallwirtschaft im Landkreis, die Vielzahl der Teilnehmer an der Umfrage. „Wir hatten mehr als 10 000 Rückmeldungen“, berichtete er dem Ausschuss. Das Ergebnis sei eindeutig: „75 Prozent aller Teilnehmer sprachen sich für die Einführung einer Tonne aus, lediglich 25 Prozent favorisieren den Gelben Sack“, so Sameluck. Und auch der Wunsch nach der Art der Tonne sei eindeutig. 44,3 Prozent möchten eine Gelbe Tonne, nur 31 Prozent sprachen sich für eine Wertstofftonne aus.
Um die Tonne anstatt des Sacks im Jahr 2023 einzuführen, müsse eine endgültige Entscheidung im Oktober getroffen werden, da das Duale System für die Änderung eine Vorlaufzeit von einem Jahr benötige, so Sameluck weiter. Aufgrund von Kostengründen habe das Duale System ein klares Interesse daran, die Tonne nicht einzuführen. Um sie trotzdem zu bekommen, müsse die Abfallwirtschaft nach einem Grundsatzbeschluss die Rahmenvorgaben für die Umstellung juristisch wasserdicht formulieren und das brauche ebenfalls ein wenig Zeit, bat Sameluck den Ausschuss um eine grundsätzliche Empfehlung.
Gelbe Tonne wird alle vier Wochen geleert
Die beinhaltet aber auch einen vierwöchigen Abholrhythmus. Der Forderung, die Tonnen alle zwei Wochen zu leeren, werde das Duale System sich voraussichtlich verweigern – und in diesem Fall sei eine Einführung für 2023 nicht mehr möglich, sondern würde sich auf 2026 verschieben, warnte Sameluck die Ausschussmitglieder vor. Ein Abstand von vier Wochen sei bei einer 240-Liter-Tonne allerdings unproblematisch. In anderen Kreisen habe man festgestellt, dass der Inhalt von vier bis sechs Gelben Säcken in einer solchen Tonne Platz hat und das sei die durchschnittliche Menge eines Vier-Personen-Haushaltes.
So eindeutig wie in der Bevölkerung war das Diskussionsergebnis im Ausschuss nicht. Sowohl Martin Gerdau für die SPD als auch Arno Reglitzky für die FDP betonten, dass sie das System Gelber Sack favorisieren. „Wir sollten aber trotzdem den Schritt zur Tonne gehen“, meinte Reglitzky. Dem Wunsch der Grünen nach der Wertstofftonne wollten nur wenige Mitglieder des Ausschusses nachgeben. „Das ist wieder ein anderes System und mit Kosten verbunden“, lehnte etwa Reglitzky das Ansinnen nach der Einführung der Wertstofftonne ab, das Elisabeth Bischof von den Grünen geäußert hatte.
Deutliches Votum für die Tonne
Auch der Bitte von Ausschussmitglied Ulf Riek, erst einmal im Nachbarkreis Rotenburg erproben zu lassen, ob ein vierwöchiger Abholzyklus überhaupt ausreicht, mochte kaum jemand nachkommen. „Wenn wir jetzt nicht aktiv werden, laufen wir Gefahr, dass wir die Tonne erst 2026 bekommen“, erklärte Sameluck.
Das Votum für die Gelbe Tonne fiel im Ausschuss deutlich aus. Acht Ja-Stimmen standen zwei Nein-Stimmen und drei Enthaltungen gegenüber. Ende des Monates wird sich der Kreisausschuss noch einmal mit dem Thema befassen, bevor der Kreistag am 6. Oktober die endgültige Entscheidung fällt.
Von Franzis Waber
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Hintergrund
Gelbe Tonne versus Wertstofftonne
In die Gelbe Tonne gehören wie bisher in den Gelben Sack ausschließlich Verpackungen aus Metall, Kunststoff oder Verbundstoffen wie beispielsweise Plastikbecher für Sahne, Joghurt oder Margarine, Konservendosen oder Tetrapacks. Außerdem können in der Gelben Tonne Plastikverpackungen etwa für Wurst und Käse, leere Tuben oder Serviceverpackungen entsorgt werden. Die Verpackungen müssen leer, aber nicht gespült sein.
In einer Wertstofftonne, die etwa in Hamburg genutzt wird, dürfen zusätzlich stoffgleiche Nicht-Verpackungen aus Plastik, Metall und Verbundmaterial geworfen werden. Das können etwa Plastikspielzeug, ausrangierte Zahnbürsten, Plastikschüsseln oder sogar alte Kochtöpfe sein.
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