Luchse boten Bietigheim eine Halbzeit lang Paroli, konnten aber im Gegensatz zu den Gästen nichts mehr nachlegen. Erfreulich war der Einsatz von Neuzugang Alina Molkova: Die junge Estin blieb zwar ohne Tor, holte aber Strafwürfe heraus und zeigte Kreisanspiele.
Buchholz. Eine fulminante erste Halbzeit lieferten die Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten am Sonnabend im Heimspiel gegen die SG BBM Bietigheim ab. Vielleicht spielte das Team von Dubravko Prelcec sogar schon über seinem Limit. Während der Gegner, die zurzeit wohl beste deutsche Damen-Handballmannschaft , im zweiten Durchgang locker einen Gang zulegen konnte, war der Akku bei den Luchsen alle. Mit 19:32 (12:15) blieb das Team gegen den haushohen Favoriten chancenlos.
Aus dem, was an Spielerinnen da ist, holt das Trainerteam der Luchse derzeit den bestmöglichen Ertrag heraus. Dass auch in diesem Heimspiel schnell sämtliche Pläne über den Haufen geworfen werden mussten, ist Ergebnis einer nächsten schweren Verletzung: Linkshänderin Julia Herbst ging mit viel Dynamik auf die Bietigheimer Abwehr, Xenia Smits schob die Lücke zu, sodass es zu einem bösen Zusammenprall kam. Zwar war Julia Herbst nach einer Stippvisite im Krankenhaus beim Abpfiff wieder in der Halle. Aber die Diagnose fiel nicht gut aus: Vom Zusammenprall trug sie ein Loch im Trommelfell davon, das sie erst einmal außer Gefecht setzt.
Starke Paraden der Luchse-Torhüterinnen
Trotzdem war der Start der Luchse gelungen. Das lag nicht zuletzt an ganz starken Paraden von Torhüterin Zoe Ludwig, die einige freie Würfe wegnahm. Sie räumte zwar später den Kasten für die zweite Luchse-Torfrau, Katharina Kaube, doch die bot eine ebenso überzeugende Leistung. Mit 30 beziehungsweise 35,29 Prozent gehaltener Bälle ging das Torhüterduell klar an die Luchse.
Auch die Luchse-Deckung arbeitete im 6:0-Verbund gut. Vor allem aber zeigte das Team vor den Augen von HSV-Torhüter Johannes Bitter und dessen Lebensgefährtin Anna Loerper, die ihre Karriere in Bietigheim im Sommer beendet hat, mutige Angriffe. Alle Spielerinnen suchten den Weg in die Tiefe, ließen den Ball laufen und starteten immer wieder Rotationen. Natalie Axmann strahlte Torgefahr aus und hatte nach 13 Minuten beim 6:6 schon dreimal getroffen.
Erst danach konnten sich die Gäste etwas absetzen, waren aber gezwungen, zeitweise die siebte Feldspielerin zu bringen. Über 13:9 stellte Bietigheim eine 15:12-Pausenführung her. Das hatte sich der Finalgegner der Luchse aus dem Final Four der letzten Saison sicher anders vorgestellt. Aber die Luchse kämpften prima und holten im ersten Durchgang allein sechs Strafwürfe heraus. Dafür kam nach einem Fehlversuch von Kim Berndt die angeschlagene Sarah Lamp von der Bank, die sicher verwandelte. Ein Highlight der ersten 30 Minuten war das 12. Luchse-Tor von Kim Berndt: Zwei Minuten vorm Pausenpfiff schweißte sie den Ball per Unterarmwurf unter die Latte des Bietigheimer Kastens. Sehenswert!
Bietigheim war teilweise schneller als der Ball
Was Bietigheim im ersten Durchgang schon gut machte, wurde im zweiten Durchgang noch besser, was nicht lief, bekam das Team von Trainer Markus Gaugisch nach dem Wiederanpfiff in den Griff: Die Spielerinnen mit Gardemaß zogen vorne aus dem Laufen ab, wenn ihr Wurfarm nicht gedeckt war, Linkshänderin und Nationalspielerin Julia Maidhof zeigte viel Drang zum Tor, aber vor allem wurde die Abwehr von Bietigheim aggressiver. „Die Bietigheimerinnen waren teilweise schneller als der Ball“, zollte Luchse-Coach Prelcec der Gäste-Defensive Respekt.
Und so gelang es den Luchsen nur noch selten, wirklich die Tiefenräume anzusteuern. Zudem übten die Gäste so viel Druck aus, dass sich die Fehlerquote bei den Luchsen steigerte. Ein gefundenes Fressen für Bietigheim, das zu leichten Toren über Konter kam. In den ersten zwölf Minuten der zweiten Hälfte gelangen den Luchsen nur zwei Treffer, während Bietigheim auf 23:14 davonzog. Bei den Gästen war eine unglaubliche Passgeschwindigkeit zu erleben, und selbst im Tempospiel blieb es bei der Passsicherheit und dem Blick für die besser Postierte.
Und so war es dann fast ein wenig Glück für die Gastgeberinnen, dass Nationalspielerin Antje Lauenroth erst spät von der Kreis- auf die Linksaußenposition gestellt wurde. Ihre Treffer, vorgetragen mit enormer Sprungkraft, waren vorbildlich. Bei den Luchsen sank der Mut im Angriff ein wenig, zumal die Versuche über die Mitte wegen der Körpergröße des Bietigheimer Mittelblocks zum Scheitern verurteilt waren. Erst in der Schlussminute zog „Lulu“ Cronstedt von halb gerade aufs Tor und traf in den Winkel.
Mit dem Schlusspfiff mussten sich einige Luchse erst mal setzen: Kim Berndt und Natalie Axmann hatten sich völlig verausgabt. Erfreulich war der Einsatz von Neuzugang Alina Molkova: Die junge Estin blieb zwar ohne Tor, holte aber Strafwürfe heraus und zeigte Kreisanspiele.
Von Kathrin Röhlke
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