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Imkermeister Oliver Löwe öffnet einen Bienenstock in der Lüneburger Heide. Hier am Stattberg, mitten im Naturschutzgebiet, produzieren die Bienen aus dem Nektar des Heidekrauts den beliebten Heidehonig. (Foto: kr)

Gute Bienen, gute Ernte

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Es ist Honigzeit in der Heide. Qualität und Menge stimmen trotz des vielen Regens.

Gödenstorf/Wilsede. „Die Heide honigt“, sagen die Heidjer, wenn während der Heideblüte über den lila Flächen bei warmem Wetter ein süßlicher Nektargeruch hängt. Dann finden auch die Bienen der Berufsimkerei Stöckmann aus Gödenstorf jede Menge Nahrung – und produzieren besonders viel und  besonderes guten Heidehonig. „Wir hatten diesen Sommer fast 900 Bienenvölker draußen in der Heide“, sagt Imkermeister Wolfgang Stöckmann. Das sind etwa 200 Völker mehr als im Vorjahr. Und es hat sich gelohnt: „Wir haben eine gute Ernte“, so Stöckmann, „sowohl von der Menge her als auch von der Qualität.“ 15 Kilogramm Heidehonig hat jedes etwa 50 000 Bienen zählende Volk seit Beginn der Heidetracht Mitte August produziert. Etwa fünf Kilo weniger als im Rekordjahr 2020, aber immer noch ein sehr gutes Ergebnis. Auch die Qualität kommt nicht ganz an den Superjahrgang 2020 heran, kann sich aber im Vergleich zu „normalen“ Jahren mehr als sehen lassen. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Imker Stöckmann.

Berufsimkereien sind heute allesamt Wander-Imkereien, bringen ihre Bienenvölker im Laufe der Saison an die Standorte, die gerade die besten Bedingungen bieten. Die Saison beginnt immer mit der Rapsblüte – und endet traditionell mit der Heideblüte. Die meisten Bienenvölker der Imkerei waren während der Heideblüte an den Bienenzäunen im Herzen des Naturschutzgebietes zwischen den Orten Undeloh, Döhle und Niederhaverbeck zu finden. „Das sind traditionelle Standorte, an denen unser Familienbetrieb schon vor fast 100 Jahren seine Bienen stehen hatte“, sagt Stöckmann, der das 1922 von seinem Großvater Karl Stöckmann gegründete Unternehmen in dritter Generation leitet. Voraussichtlich im Jubiläumsjahr 2022 will er seinen Betrieb an seinen Kollegen und Mitarbeiter Oliver Löw übergeben. Aktuell arbeiten beide Imkermeister Hand in Hand – und haben in diesen Tagen richtig viel zu tun: Saison-Endspurt, die mehr als 1000 Bienenvölker werden zur Ernte in die Imkerei nach Gödenstorf geholt, wo der Honig entnommen wird und die Stöcke auf Krankheiten untersucht werden.

Heidehonig ist ein Risikogeschäft

Heidehonig ist nicht nur ein sehr beliebtes Mitbringsel von Heidetouristen für die Daheimgebliebenen, sondern auch wegen seines unverwechselbaren Geschmacks von Kennern sehr geschätzt. Er ist in seiner Konsistenz fester, geleeartiger als anderer Honig. Die Honigwaben müssen vor dem Schleudern gestippt, das heißt angestochen werden – sonst wird er nicht flüssig genug. Die Produktion von Heidehonig ist besonders aufwendig und die Erträge schwanken sehr. Eine gute Entwicklung des Heidekrauts (Calluna vulgaris) spielt dabei genauso eine Rolle wie die Witterung während der Heideblüte. Denn bei Regen fliegen die Bienen nicht – und fressen mehr Honig als sie produzieren. Wegen der vielen Unwägbarkeiten ist die Produktion von Heidehonig immer ein Risikogeschäft für die Imker.

Nun hat es ja in diesem Sommer nicht wenig geregnet, warum ist der Honigertrag trotzdem so hoch? Zunächst einmal sei der Regen im Frühjahr gut gewesen für die Entwicklung der Pflanzen, betont Stöckmann. Und je größer die blühenden Heideflächen, desto mehr Nektar können die Bienen in der Heide sammeln.
Ein großes Lob verteilt er an die Landschaftspfleger des Vereins Naturschutzpark (VNP): „Dank ihrer Arbeit haben wir vor allem im Herzen des Naturparks auch in diesem Jahr wieder eine gute Heideblüte gehabt“, sagt er. Und das freut nicht nur die Touristen, sondern auch die Imker. Dass es im schwülwarmen August immer mal wieder geregnet habe, sei nicht schlimm gewesen – was nicht zuletzt an der hohen Intelligenz der fleißigen Nutztiere liegt: „Die Bienen wissen vorher, wann es regnet und richten ihr Flugverhalten danach aus.“ Unterm Strich war der Sommer trocken genug.

„Gute Bienen, gute Ernte“

Und auch die fachgerechte, professionelle Haltung ist ein Garant der guten Ernte. „Gute Bienen, gute Ernte“, sagt Stöckmann und nennt ein Beispiel dafür, wie wichtig Fachkompetenz in der Imkerei ist: „Wir hatten in diesem Sommer das Problem, dass unsere Bienenvölker zwischen Mitte Juli und dem Beginn der Heidesaison Mitte August eine ungewöhnlich lange Lücke hatten“, erklärt Stöckmann.

Die Gefahr: Wenn die Insekten zu wenig Nektar finden, müssen sie auf die Honigvorräte zurückgreifen – und wenn die knapp werden, stellen sie zu früh auf Wintermodus um. „Um das zu verhindern, muss der Imker dafür sorgen, dass genug Nahrung in den Kästen verbleibt“, so Stöckmann. Dies gelang und die letzte Tracht des Jahres, die Heidetracht, brachte doch noch das erhoffte gute Ergebnis.

Nur auf den Scheibenhonig müssen die Kenner diesmal weitgehend verzichten. Sogenannter Scheibenhonig entsteht, wenn die Bienen so viel Nahrung finden, dass die vom Imker zur Verfügung gestellten Waben nicht ausreichen und sie beginnen, zusätzlich selbst Naturwaben zu bauen, in denen sie den Heidehonig einlagern. Diese mit Honig gefüllten Naturwaben gelten als große Delikatesse. „Wegen des späten Beginns der Heideblüte können wir in diesem Jahr leider kaum Scheibenhonig anbieten“, so Stöckmann. Aber das sei nur ein kleiner Wermutstropfen, insgesamt ist der Imkermeister hochzufrieden mit der Honigernte. Die soll, so die Planungen, bis zum 10. Oktober vollständig abgeschlossen sein. Dann gehen die Bienenvölker der Imkerei Stockmann in die Winterruhe.

Von Rainer Krey

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