Am Donnerstag, 30. September, wird in der Winsener Stadthalle und im Buchholzer Schützenhaus zum letzten Mal geimpft.
Winsen/Buchholz. Anfang Januar 2021 haben sie ihre Arbeit aufgenommen, am Donnerstag werden die letzten Spritzen gesetzt: Die Impfzentren des Landkreises Harburg in Winsen und Buchholz schließen nach neun Monaten endgültig ihre Türen. Ihr Leiter Jörn Jepsen lieferte dem Ordnungsausschuss des Landkreises jetzt einen letzten Bericht aus den beiden Einrichtungen.
Die zwei Zentren waren vom Landkreis mit Hilfe von DRK und Johannitern innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden gestampft worden. Die Winsener Stadthalle und die Buchholzer Schützenhalle wurden kurzentschlossen angemietet und mit transportablen Wänden ausgestattet, zudem wurde fieberhaft Personal gesucht. „Ohne die Hilfe von DRK und Johannitern hätten wir das nicht geschafft“, ging Jepsens besonderer Dank an die Hilfsorganisationen, die nicht nur das Personal stellten, sondern auch jede Menge Arbeit damit hatten, die Abläufe in den Zentren coronakonform zu planen. Ziel war, möglichst viele Menschen innerhalb kurzer Zeit zu impfen.
In den ersten Monaten fehlte der Impfstoff
Zum 1. Januar waren beide Zentren zwar startklar, aber der Impfstoff fehlte. In den ersten Wochen ging daher in den beiden Einrichtungen fast nichts, denn die wenigen Impfstoffdosen wurden von den mobilen Teams in den Alten- und Pflegeheimen verabreicht. Die erste größere Gruppe, die dann tatsächlich in den Zentren geimpft wurde, waren die Mitarbeiter des Rettungdienstes.
Der Impfstoff-Mangel begleitete die Impfzentren bis zum Beginn des Sommers. Geimpft wurde streng nach Prioritätsgruppen. Wer noch nicht dran war, musste sich gedulden. Für die Mitarbeiter der Impfzentren war das nicht immer einfach. Jepsen berichtete im Ausschuss über Menschen, die weinend vor dem Impfzentrum um eine Impfung baten, für die aber kein Impfstoff verfügbar war, weil sie nicht in der aktuellen Prioritätsgruppe waren. „Das waren Situationen, die für die Mitarbeiter sehr schwer waren“, so Jepsen.
Diskussionen waren an der Tagesordnung
Impftermine konnten ausschließlich über die zentrale Webseite beziehungsweise Hotline vereinbart werden, manchmal war Geduld gefragt – und die hatten nicht alle. Der eine oder andere versuchte, vor Ort einen Termin zu ergattern, aber das gelang nur sehr selten. Die Mitarbeiter mussten manchmal lange Diskussionen über den gewählten Impfstoff führen und auch manche unfreundliche Tirade aushalten.
Problematisch für die Zentren seien auch Entscheidungen gewesen, die ohne Vorwarnung gefällt wurden und in den Zentren sofort umgesetzt werden mussten. Jepsen erinnerte in diesem Zusammenhang unter anderem an die Diskussionen um den Impfstoff von AstraZeneca. Der Impfstoff sollte zu Beginn nicht an Impflinge über 60 Jahren gegeben werden, dann gab es ihn nur noch für Menschen unter 60 Jahren.
Solche Entscheidungen kamen für die Impfzentren oft kurzfristig. „Entschieden wurde am Freitag und wir mussten das ab Montag umsetzen. Das war manchmal wirklich schwierig“, berichtete Jepsen, verbunden mit einem großen Lob an die Mitarbeiter, die alle überraschenden Entscheidungen gewissenhaft umsetzten und auch im Umgang mit den Impflingen viel Empathie und Flexibilität bewiesen haben. Nicht umsonst gab es Dutzende von Mitteilungen – auch an den WA – über den tollen Umgang mit den Menschen im Impfzentrum.
Genügend Impfstoff, aber zu wenig Impflinge
Im Sommer änderte sich dann die Lage. Nun stand genügend Impfstoff zur Verfügung, aber die Menschen, die sich impfen lassen wollten, fehlten. Sie über die Impfzentren zu erreichen, sei schwierig geworden, die Lösung boten dann Aktionen, bei denen in einem großen Möbelhaus oder einer Fast-Food-Kette durch mobile Teams der Zentren geimpft wurde.
„Aus ärztlicher Sicht ist die Schließung der Impfzentren eine falsche Entscheidung“, bilanzierte Jepsen im Ausschuss. Ein großer Teil der Impfungen im Landkreis sei in den Impfzentren vorgenommen worden, wo über neun Monate hinweg mehr als 200 000 Impfspritzen verabreicht wurden – oft genug auch an Wochenenden bei Impf-Aktionen, etwa für die Feuerwehrleute im Landkreis. „Der Anteil der Impfungen durch niedergelassene Ärzte war vergleichsweise niedrig“, erklärte Jepsen.
Vier mobile Teams für den Landkreis
In Deutschand seien inzwischen 68 Prozent der Menschen zum ersten Mal geimpft, so Jepsen. Das reiche aber nicht aus. Deshalb würden die mobilen Teams, die auch künftig unterwegs sein werden, dringend gebraucht, um eine Durchimpfung zu erreichen. Vier solcher Teams wird es im Landkreis nach der Schließung der Zentren ab Freitag geben. Eingesetzt werden sie in der nächsten Zeit hauptsächlich für Drittimpfungen und in Schulen im Landkreis. Auch Impfaktionen in bestimmten Quartieren seien geplant.
Mit reichlich Wehmut wird sich Jepsen am Donnerstag von den Mitarbeitern in beiden Zentren verabschieden. „Wir sind ein großartiges Team“, so Jepsens Lob an alle, die in den vergangenen neun Monaten dort mitgearbeitet haben.
Von Franzis Waber