„Derbysieg, Derbysieg!“ Die Oberliga-Handballerinnen des MTV Tostedt behauptetet sich jetzt im Nachholspiel bei Lokalrivalen TuS Hollenstedt. Obwohl der MTV zur Pause noch hinten gelegen hatte, holte das Team mit 26:19 einen am Ende überzeugenden Sieg.
Hollenstedt. Thorsten Wrobel, Trainer der Oberliga-Handballerinnen des TuS Hollenstedt, musste am Dienstagabend nach dem Abpfiff erst einmal tief durchatmen. Das verlegte Kreisderby gegen den MTV Tostedt war aus seiner Sicht deutlich zu hoch für die Gäste ausgefallen. Mit 26:19 ging der Sieg klar an den MTV, der zur Pause noch mit 9:12 hinten gelegen hatte.
„30 Minuten spielst du guten Handball, danach hörst du auf“, brachte es Wrobel nach der Begegnung auf den Punkt. Tatsächlich erwischte seine Mannschaft die bessere erste Halbzeit. 20 Minuten lang begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe, dann konnten sich die Gastgeberinnen in Hollenstedt leicht absetzten. Basis dafür war eine aggressivere Deckung, die nun früher attackierte und dadurch mehr Druck auf den Tostedter Angriff ausübte.
Vom Anpfiff weg war klar: Das Spiel hatte Derbycharakter. Vor allem Tostedt war sofort auf Betriebstemperatur, feierte jede gelungene Aktion mit der Bank; die Hollenstedterinnen brauchten etwas länger für solche Emotionen. Ebenso deutlich: Das Spiel beider Teams war fehlerbehaftet, Tore blieben über 60 Minuten überschaubar, ins Tempospiel kam lange keines der beiden Teams wirklich.
Doch trotz einiger Unzulänglichkeiten gab es aber auch Lichtblicke: Dazu zählten gute Torhüterleistungen und einzelne feine Abläufe wie das Nachlaufen und Vollenden von Hollenstedts Kreisläuferin Mia Leun zum 12:8 oder der erweiterte Konter des MTV zum 9:12, den Lena Rust fein auf die startende Dorothee Kröger weiterleitete, die völlig frei abschließen konnte.
Hollenstedt rieb sich in Zweikämpfen auf
Die Fehler konnten beide Mannschaften auch im zweiten Durchgang nicht abstellen. Doch die Torausbeute der Hollenstedterinnen schrumpfte dramatisch: Gerade einmal sieben Treffer sollten dem Team noch bis zum Abpfiff gelingen.
Ursache: Der TuS rieb sich in vielen Zweikämpfen auf, weil plötzlich nicht mehr die Lücken angesteuert wurden, sondern zentral die Gegenspielerin. Da konnte der MTV seine körperliche Überlegenheit ausspielen. Zudem stand die MTV-Deckung kompakt und arbeitete gut zusammen. Ehrlicherweise wurde sie aber auch nicht über die Maßen gefordert, weil Hollenstedt nicht genug Druck und Tempo in das Passspiel im Angriff bekam.
So drehte der MTV den Spielstand auf 15:13. Hollenstedt blieb zunächst noch dran – trotz zweier Strafwürfe, die nur ans Aluminium klatschten. Doch nach der Tostedter Auszeit in der 50. Minute beim Stand von 18:17 für den MTV ging für Hollenstedt fast nichts mehr. Kurz zuvor hatte Keeperin Janine Schwarz Rot gesehen, weil ihr der Versuch, einen langen Ball auf MTV-Angreiferin Justine Daniel abzufangen misslang und es zum Zusammenprall kam.
Wrobels Plan, mit einer 5:1-Deckung seinem Team neue Impulse zu geben, ging nicht auf. Die Tostedterinnen hinterliefen einfach die Vorgezogene und spielten ihren Eins-gegen-eins-Kompetenzen aus. Zudem war der Körpersprache der Gastgeberinnen deutlich anzumerken, dass der Glaube an einen Sieg zusehends flöten ging. Einfache Bälle, die mit der neuen Abwehr erobert wurden, wurden vorne leichtfertig weggeworfen. Nutznießerin war Justine Daniel, die nun Konter vollenden konnte.
Struktur im Angriff fehlte in zweiter Hälfte
Weiteres Manko im Hollenstedter Spiel: Es fehlte die Ruhe. So profitierte der TuS nie wirklich von der Überzahl, sondern schloss in solchen Situationen viel zu überhastet ab. Deswegen hallte es „Derbysieg, Derbysieg!“ nach 60 Minuten aus der Spielertraube des MTV Tostedt. „Wir haben vieles besser gemacht als im letzten Punktspiel. Vor allem aber stand die Abwehr kompakt und arbeitete gut in Kooperation mit beiden Torleuten“, freute sich MTV-Trainerin Catrin Köhnken nach dem Abpfiff. Sie hatte in Justine Daniel (7), „Dodo“ Kröger (6/2) und Sarah Völckers (6) die treffsichersten Spielerinnen.
„Uns fehlte in der zweiten Hälfte einfach die Struktur im Angriff“, fasste Thorsten Wrobel zusammen. „Beim 18:20 hatten wir Chancen aufzuschließen. Schade, für uns war mehr drin.“ Jana Fröhlich (5/4) und Anna-Lena Herrmann (4) warfen die meisten Hollenstedter Tore.
Von Kathrin Röhlke
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