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Sven Dunker zeigt eines der Nachbarschaftsbilder: In der Moschee an der Bleiche in Winsen unterhalten sich der Imam und Pastor Markus Kalmbach von St. Marien.

Klare Kante für gute Nachbarschaft

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Ab Freitag, 12. November, sind Geschichten rund um die Nachbarschaft in einer ganz besonderen Fotoausstellung in der Reso-Fabrik am Neulanderweg in Winsen zu sehen.

Winsen. Was sie pflegen, ist wohl längst mehr als eine Nachbarschaft, es ist eine Freundschaft geworden. Wenn Gisela Klemke und Irmgard Zeyn sich nur sehen, wissen sie sofort, wie es der anderen gerade geht, womit sie sich beschäftigt, ob sie gut drauf ist oder nicht. Die beiden 92 und 82 Jahre alten Frauen kennen sich nicht ohne Grund so gut. Denn sie wohnen seit nunmehr 60 Jahren nebeneinander am Winsener Bogenweg. Und sie sind ein Beispiel für gute Nachbarschaft in der Stadt. Ab Freitag, 12. November, ist ihre Geschichte neben vielen weiteren Nachbarschafts-Verhältnissen in einer ganz besonderen Fotoausstellung zu sehen.

Wenn Sven Dunker eines der 23 Bilder in die Hände nimmt, sprudelt es aus ihm nur so heraus. Da ist der Imam, der in der orientalisch anmutenden Moschee seinen Kollegen von der evangelischen Kirche zu Gast hat. Da sind die Familien aus den Mehrfamilienhäusern im Albert-Schweitzer-Viertel, für die es ein kleines Nachbarschafts-Glück ist, wenn auf dem Rasen ein kleines Planschbecken für die Kinder steht. Jeder hat eine Geschichte zu erzählen, seine ganz eigene Sicht auf gute Nachbarschaft.

Momentaufnahmen aus verschiedensten Lebenssituationen

„Gute Nachbarschaft ist ein Thema, das mich hier im Alltag seit Jahren beschäftigt“, sagt Diplom-Sozialpädagoge Dunker, der in der Reso-Fabrik am Neulanderweg tätig ist. Auf Landesebene gibt es ähnliche Projekte, die Idee für eine ganz besondere Ausstellung war geboren: Momentaufnahmen aus verschiedensten Lebenssituationen in der Stadt Winsen, Beispiele für gelebte und gute Nachbarschaft. Menschen vorzustellen, ihre Geschichten, ihren Alltag, positive Beispiele für aufgeschlossene zwischenmenschliche Beziehungen – „ich habe mit den Fraktionen im Stadtrat gesprochen, wie man das hier thematisieren kann, und bin auf ein sehr positives Echo gestoßen“, schildert Dunker.

Wie ist die Situation vor Ort in den Stadtteilen, welche Bedürfnisse haben die Menschen dort, wie kann man Nachbarschaft als gesamtstädtischen Wert erkennen und entwickeln – viele Ansätze gingen Sven Dunker durch den Kopf. Und dann war das Ziel vorgegeben: Die Darstellung einer guten Nachbarschaft in Wort und Bild. Dunker ist seit 2009 in der Reso-Fabrik tätig, kennt die verschiedensten Menschen. Mit über 60 Menschen kommen Dunker und der Fotojournalist Antonino Condorelli ins Gespräch. Sie erfahren eine große Offenheit und Gastfreundschaft und bekommen unzählige Beispiele für gelebte Toleranz und Hilfsbereitschaft.

„Klare Kante für gute Nachbarschaft“

Eine Botschaft wird den beiden immer wieder vermittelt: „Man muss den Nachbarn nehmen wie er ist, mit allen Ecken und Kanten. Und wenn es etwas zu tun gibt, dann nicht lange reden sondern machen.“ Dabei seien es oftmals gar nicht die verschiedenen kulturellen Hintergründe, die eine Nachbarschaft so schwierig machen. „Vielmehr ist es in manchen Vierteln die hohe Fluktuation, man weiß gar nicht, ob der andere morgen noch da ist“, schildert Dunker. Das Projekt hat den Horizont der beiden erweitert, die daraus entstandene Fotoausstellung „Klare Kante für gute Nachbarschaft“ ist mit dem Kultursommerpreis 2021 des Landkreises Harburg ausgezeichnet worden. Am Freitag, 12. November, wird sie um 18 Uhr in der Reso-Fabrik eröffnet.

Zu sehen sind Nachbarschaftsgeschichten unter Gewerbetreibenden und Privatpersonen, in Einfamilienhaus-Siedlungen und Mehrgesschosshäusern, unter verschiedenen Glaubensgemeinschaften. Die älteste Protagonistin ist 92, der jüngste zwei Jahre alt. Wer an der Eröffnung teilnehmen will, sollte sich unter Telefon (0 41 71) 7 83 94 11 oder per Mail an  anmelden, man kann aber auch spontan kommen. Die Fotos sind dann vom 12. bis 19. November in der Reso-Fabrik zu sehen: Sonnabend und Sonntag nur auf Anfrage sowie Montag bis Freitag in der Zeit von 9 bis 15 Uhr.

Von Thomas Mitzlaff

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