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Der Vorplatz an der St.-Georg-Kapelle und die Bahnhofstraße sollen umgestaltet werden. Ideen sind gesucht. (Foto: rin)

Winsen kann „Reallabor“ werden

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Mit einem Sofortprogramm soll die Winsener Innenstadt nach Corona wach geküsst werden. 755 000 Euro stehen dafür zur Verfügung.

Winsen. Auf die Winsener Innenstadt haben es Bürgermeister André Wiese und ein neunköpfiger Stab aus der Stadtverwaltung abgesehen. Ihr Ziel: der City neuen Pep zu verleihen, die Aufenthaltsqualität zu steigern, neuen Geschäftsideen Raum zu bieten und bestehende Geschäfte in der Coronakrise zu stärken. Dafür stehen insgesamt 755 000 Euro aus einem EU-Sofortprogramm zur Verfügung.

Mit Anliegern und Kaufleuten diskutierte die Stadtverwaltung jetzt mögliche Wege in die Zukunft. „Perspektive Innenstadt – Winsen entdecken, erleben, genießen“ lautet die Überschrift für das neue Konzept, das bis 31. März 2023 mit reichlich Leben gefüllt werden soll.

„Winsen kann zu einem Reallabor werden“, meinte Bürgermeister Wiese im Rahmen der Videokonferenz, zu der rund 30 Teilnehmer zugeschaltet waren. „Es wird viel passieren, einiges kann auch scheitern. Aber wir haben jetzt die Chance, einige Dinge auszuprobieren. Der Erkenntnisgewinn soll im besten Fall zu einer Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt führen.“ Das Team aus dem Rathaus war bisher nicht untätig. Drei Schwerpunkte hat man bereits herausgearbeitet: die Leerstandvermeidung in der Stadt, neue Angebote im Bereich Kultur, Tourismus und Veranstaltungen zur Stärkung von Handel und Dienstleistung sowie Mobilität und Klimaschutz.

Ein Wettbewerb für Ideenentwickler startet

So startet am morgigen 1. Dezember ein Wettbewerb für innovative Einzelhandelsideen. Dieser soll Gründern und mutigen Ideenentwicklern die einmalige Chance bieten, sich in der Innenstadt zu etablieren. Das Bonbon der Stadt: Der Gewinner erhält die Ladenfläche Marktstraße 1 am Kirchplatz für ein Jahr kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Bewerbungszeitraum läuft bis zum 31. Dezember dieses Jahres; der Gewinner soll schon Ende Januar feststehen, sodass das Geschäft bereits am 1. März kommenden Jahres eröffnet werden kann. Mehr Informationen gibt es unter www.winsen.de/innovationswettbewerb

Wie in vielen anderen Städten auch hofft Winsen auf die Zwischennutzung von leer stehenden Geschäftsräumen. So genannte Pop-up-Läden können befristet gemietet werden. Ob Kinder-Café, Tauschgeschäft, Escape-Room oder Kunstatelier – wer eine kreative Geschäftsidee hat, kann so zumindest mal testen, ob diese überhaupt vom Markt getragen wird. Außerdem passiert in den nächsten Tagen an einigen Stellen eine Folierung von Schaufenstern leer stehender Geschäfte mit winterlichen Motiven.

Tor zur Innenstadt soll attraktiver werden

Geplant ist außerdem eine Veranstaltungsreihe für den weniger frequentierten Donnerstag. Am 13. Januar soll es dafür einen „Ideen-Slam“ geben. Sichtbares erstes Zeichen dieses Projekts waren die Sternstunde an der Marienkirche am 18. November. In Sachen Pop-up soll auch der Wochenmarkt profitieren: Die Wechselstube, eine Markthütte aus Holz analog zu den Holzbuden, die momentan in der Stadt platziert sind, steht immer dienstags Interessierten für ein geringes Entgelt zur Verfügung. Vereine, fliegende Händler, Kunsthandwerker oder auch Schulklassen können die Hütte künftig bei Stadt für einen Dienstag mieten und sich und ihr Angebot präsentieren.

Nächster Schwerpunkt: Das Tor zur Innenstadt, die Bahnhofstraße, soll attraktiver werden. Künstlerische und gestalterische Elementen müssen dafür integriert, Begrünungen realisiert werden. Der Platz vor der St.-Georg-Kapelle soll attraktiver werden, Kunst auf dem Gehweg oder Blumenampeln – den Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Die jetzt installierte Weihnachtsbeleuchtung auf dem Kapellenvorplatz ist dabei ein erster Schritt.

WinsenRad kommt im nächsten Frühjahr

Was Mobilität und Klimaschutz angeht, sind ebenfalls schon neue Ideen auf den Weg gebracht worden. Der WinsenCitybus erhält zwei neue Haltestellen mit Winsen-Rathaus und Winsen-Uhlenbusch zu Beginn der Bahnhofstraße. Zudem startet im Frühjahr das Fahrradleihsystem WinsenRad: 65 Räder werden dafür beschafft, die an verschiedenen Stationen in der Stadt und einigen Ortsteilen postiert sind. Über ein Buchungssystem lassen sich die Räder dann reservieren. Als Starttermin ist April oder Mai 2022 anvisiert.

Fakt ist allerdings: Die Stadt will kein Alleinunterhalter sein. „Ideen, wie die Innenstadt vorangebracht werden kann, sind immer willkommen“, sagt auch Lena Stratmann aus der Stadtverwaltung. „Wir würden uns freuen, wenn Inhaber uns über aktuelle oder künftige Leerstände informieren, sodass wir die Räume mit in unser Konzept einbinden können.“ Und ebenso freut man sich über Bürger, die Interessierte an der Nutzung der Markt-Wechselstube oder eines Pop-up-Ladens haben.

Von Kathrin Röhlke

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Hintergrund

206 Anträge gestellt

Kommunen, die erheblich von der Corona-Pandemie betroffen sind, hatten die Chance sich für das Sofortprogramm der EU zu bewerben. 206 Städte und Gemeinden haben Anträge gestellt. Die ausgegebenen Budgets richteten sich nach der jeweiligen Einwohnerzahl. Winsen erhält 755 000 Euro, der Eigenanteil für die Stadt beträgt davon zehn Prozent. Die Mittel sollen Kommunen befähigen, kurzfristig neue Projekte und Konzepte für ihre Innenstädte umzusetzen, um diesen wieder eine Perspektive zu geben. [/box]