Wer sich im Kreis Harburg impfen oder testen lassen will, muss in diesen Tagen vor allem eines: Schlange stehen.
Winsen. Ein kilometerlanger Stau hat am Mittwochabend zu einem Verkehrschaos auf der Bundesstraße 75 und in Tostedt geführt. Grund für den Stillstand: Im Ort gibt es die Möglichkeit, sich in einem Corona-Drive-In ohne Termin auf das Virus testen zu lassen. Der Ausnahmezustand ist symptomatisch für die Situation im Landkreis Harburg und auch in weiten Teilen Niedersachsens: Wer sich impfen oder testen lassen will, der muss oft stundenlang Schlange stehen. Ob im Auto oder im Sturm – das Motto dieser Tage ist warten, warten, warten …
Seit Mittwoch gilt im Kreis Harburg die 2Gplus-Regelung in vielen Bereichen des Lebens auch für Geimpfte. Und diese Verschärfung der Bestimmungen traf auf eine Infrastruktur, die für den daraus resultierenden Andrang einfach nicht geschaffen war.
Beispiel Tostedt: Hunderte Autofahrer wollten die Testmöglichkeit in einem Zelt auf einem ehemaligen Supermarktparkplatz an der Straße Am Westbahnhof nutzen. Ab 16 Uhr brach wegen des Andrangs dann der Verkehr auf der angrenzenden Bundesstraße komplett zusammen. Die zum Testgelände abbiegenden Autofahrer blockierten die Fahrbahnen in beide Richtungen. Auch auf den Ausweichstraßen ging vorübergehend nichts mehr. Einige Fahrer verloren die Nerven und wollten auf der Gegenfahrbahn am Stau vorbei fahren. Das Ergebnis waren mehrere Beinahe-Unfälle.
Beispiel Winsen: Tagesaktuell einen Test zu bekommen, ist quasi unmöglich. Die wenigen Apotheken, die dieses Angebot unterbreiten, sind auf Tage ausgebucht, manche hatten wegen der großen Nachfrage letztlich sogar ihre Telefonleitungen kappen müssen. Bei einem privaten Anbieter im Gewerbegebiet an der Dieselstraße waren zwar noch zeitnah Termine frei, doch die Logistik dort war ebenfalls komplett überfordert: Trotz Termins gab es kein Durchkommen.
Entspannen soll sich die Situation rund um Winsen erst in der nächsten Woche, wenn weitere Teststationen eröffnet werden. Derweil klagen Restaurants über ein komplettes Wegbrechen der Kundschaft. Die Option, sich vor der Gaststätte testen zu lassen, ist für viele Gastronomen nicht praktikabel. Denn dazu müsste eigens Personal abgestellt werden. Ganz abgesehen von der Frage, wer bereit ist, erst einmal in der Kälte zu warten.
Nicht viel besser ist die Situation an den vielen mobilen Impfstationen im Landkreis. Auch dort ist vor allem Geduld gefragt. So hatte die Gemeinde Rosengarten an zwei Nachmittagen zur Corona-Schutzimpfung eingeladen. Das Team der Johanniter „pikste“ im Akkord, dennoch wurde die Schlange vor dem Rathaus länger und länger. Allein am Dienstag harrten trotz des stürmischen Wetters nahezu 300 Menschen aus.
Die Aktion unter dem Motto „Einfach vorbeikommen und die Corona-Impfung erhalten“ läuft im Rathaus Nenndorf zunächst bis 26. Januar jeden Mittwoch in der Zeit von 15 bis 18 Uhr. Die Johanniter impfen dann dort im großen Sitzungssaal ohne Anmeldung und Terminvergabe. Besonders erfreut ist man im Rathaus, dass an den ersten beiden Nachmittagen auch viele Erstimpfungen dabei waren.
Diese Erfahrung hat man jüngst auch beim Landkreis Harburg gemacht. „Bei rund einem Drittel hat es sich um Erstimpfungen gehandelt“, bilanziert Sprecher Andres Wulfes die Ergebnisse der mobilen Impfteams aus den vergangenen Tagen. Die Terminangebote sollen jetzt nochmal deutlich ausgeweitet werden. So gibt es immer mehr regelmäßige Impfangebote, zum Beispiel donnerstags von 12 bis 18 Uhr in Fleestedt, dazu weiter freitags von 15 bis 18 Uhr in Salzhausen und dienstags von 14 bis 18 Uhr in Hanstedt. Tagesaktuelle Termine sind immer auf Seite 2 des Winsener Anzeigers nachzulesen.
Bei den öffentlichen Terminen können alle Personen ab zwölf Jahren spontan und ohne Termin die Erst- oder Zweitimpfung erhalten. Bei den Aktionen wird der Impfstoff von BionTech/Pfizer oder Moderna angeboten, aber auch das Vakzin von Johnson & Johnson für Erwachsene, bei dem eine Impfung für den vollständigen Impfschutz ausreicht.
Auch eine Drittimpfung ist bei den Terminen möglich. Sie wird frühestens sechs Monate nach der Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff vorgenommen, je nach Verfügbarkeit sind das die Impfstoffe von BionTech und Moderna. Dieser Mindestabstand zur Drittimpfung gilt für alle Zweitimpfungen sowohl mit BionTech, Moderna als auch AstraZeneca. Menschen, die bisher lediglich eine Erstimpfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson erhalten haben, können bei Einhaltung eines Mindestabstands von 28 Tagen eine Booster-Impfung erhalten.
Von Thomas Mitzlaff
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3G in Kreis-Gebäuden
Der Landkreis Harburg führt ab kommenden Montag, 6. Dezember, die 3G-Regelung für Besucher in den Gebäuden der Kreisverwaltung ein, man muss also geimpft, genesen oder getestet sein. Ausgenommen sind die Entsorgungsanlagen: Dort ist künftig lediglich vorgeschrieben, auf dem Betriebsgelände einen FFP2-Maske zu tragen. Auch alle Rats- und Ausschusssitzungen der Samtgemeinde Jesteburg finden ab sofort unter 3G-Bedingungen statt. Davon betroffen sind auch die Mitgliedsgemeinden Bendestorf, Harmstorf und Jesteburg.
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