Rustikal und lokal: Impf-Aktion auf dem Garlstorfer Schießstand. Johanniter planen jetzt ein drittes Impfteam.
Garlstorf. Über immerhin befestigte Feldwege durchquert man per Pkw die Feldmark der Samtgemeinde Salzhausen, um schließlich im Garlstorfer Wald anzukommen, sein Auto behelfsmäßig zu parken und zu Fuß eine kleine Anhöhe zu erklimmen. Immer wieder sind Schüsse zu hören. Oben hatte man dann den bisher wohl ungewöhnlichsten Ort für eine mobile Impfstation im Winsener Kreisgebiet erreicht: den Schießstand in Garlstorf.
Ein mobiles Impf-Team der Johanniter hatte sich im Klubraum der Jägerschaft eingerichtet. Das Ambiente rustikal, an den Wänden eine Vielzahl an Geweihen und ausgestopften Trophäen. Eine Mitarbeiterin der Johanniter hatte den Kontakt zu Matthias Carstens hergestellt. Er ist Geschäftsführer der Schießstand Garlstorf gGmbH und konnte sich gut vorstellen, aus dem Gebäude eine Impf-Station zu machen. Die etwa 100 Quadratmeter wurde durch Stellwände mit vier Kabinen ausgestattet, zwei für die Arztgespräche, zwei für die Impfungen.
Wer kommt zum Impfen in den Garlstorfer Wald?
Die Frage, ob sich denn überhaupt genügend Menschen zum nur mit dem Auto zu erreichenden Schießstand durchschlagen würden, konnte man bei der Ankunft streichen. Die Schlange der parkenden Fahrzeuge ragte in Höchstzeiten bereits aus dem Wald heraus, der große Parkplatz oben am Schießstand war auch voll. Um 14 Uhr startete die Aktion, da hatten sich bereits 120 Menschen angestellt.
Die Johanniter vor Ort überraschte das hohe Interesse nicht. „Der Andrang bei den mobilen Impfungen ist immens“, berichtete Alexander Jansen, Kreisbereitschaftsführer im Regionalverband Harburg der Johanniter. Der Schießstand in Garlstorf erfülle alle Anforderungen für eine mobile Impfstation. 15 bis 20 Impfungen pro Arzt und Stunde würde man schaffen, so Jansen im WA-Gespräch. Die Frau, die in der Warteschlange Platz drei hatte, kommt um 14.15 Uhr geimpft wieder aus dem Klubraum. Genau zwei Stunden vorher, um 12.15 Uhr, hatte sie sich bereits angestellt.
Dem ersten Ansturm folgte dann ein kleinerer Strom an Nachzüglern. Wer sich so ab 15 Uhr angestellt hatte, war gute 90 Minuten später im Klubraum. Im Vergleich zu anderen Impf-Aktionen im Landkreis Harburg bei der Wartezeit sozusagen ein Schnäppchen. Die Stimmung in der Warteschlange war durchaus munter. Die Menschen kamen ins Gespräch und waren guter Dinge. Ein recht hoher Anteil war spontan mittendrin.
Statt Schießbahn gibt es den Piks
So wurden etwa zahlreiche Jäger, die eigentlich auf die Schießbahn wollten, zum Beifang des Impf-Teams. Das Jägergrün war schon auffällig oft in der Schlange zu sehen. Bei knapp zwei Grad war nur die Kälte ein empfindliches Problem. Aber Mitarbeiter des Schießstandes versorgten die Wartenden mit Heißgetränken. Am Ende konnten sich vorgestern in Garlstorf 220 Menschen impfen lassen.
Deutlich wurde aber auch, dass die Termine der mobilen Impf-Teams nicht wirklich bekannt sind. Den Überblick gibt es beim Landkreis Harburg unter www.landkreis-harburg.de/impfzentren. Termine bis Ende Februar sind dort mit allen wichtigen Daten aufgelistet. Die täglichen Termine gibt es auch auf Seite 2 des WA.
Alexander Jansen zeigte sich ebenso begeistert von den Möglichkeiten am Schießstand in Garlstorf. „Das ist hier alles sehr gut vorbereitet worden“, sagt er. Er empfiehlt, sich unbedingt mit einem mRNA-Impfstoff impfen zu lassen. Momentan sei Johnson & Johnson sehr beliebt, weil man da vorerst mit einem Piks auskäme. Eine freie Wahl des Impfstoffs gibt es jedoch nicht. Was da ist, wird verimpft.
Erstimpfungen gibt es vor allem für Schüler
Seit November sind die Johanniter mit ihren mobilen Teams unterwegs. Die Bilanz: Rund 30 Prozent sind Erstimpfungen, nur knapp fünf Prozent machen die Zweitimpfungen aus. Hier gab es den zweiten Piks meist noch in den Impfzentren. Die deutliche Mehrheit holt sich die Booster-Impfung ab. Was Jansen selbst etwas überrascht, ist, dass Schüler zwar bei den Erstimpfungen in der Mehrzahl seien, es aber bei den Schulen selbst nur eine geringe Nachfrage nach Impfungen gebe. Schulen könnten auch Ziele für mobile Teams sein. Eine Rückkehr an den Schießstand in Garlstorf kann er sich gut gut vorstellen. Matthias Carstens hat dazu das passende Angebot: „Wir können hier auch eine ganze Woche lang impfen lassen, das lässt sich einrichten.“
Unter den Impflingen war auch Horst Günter Jagau, Garlstorfs Bürgermeister und Vorsitzender der Jägerschaft Landkreis Harburg. Er betonte den lokalen Charakter der Impf-Aktion. „Es sind viele Garlstorfer hier, ich freue mich über dieses Angebot.“ Jagau sagte auch, dass ein größeres Zeitfenster wünschenswert sei. Alexander Jansen unterstreicht das: „Die Termine am Nachmittag sind für Berufstätige schwer zu erreichen.“
Bis Ende März sind die Johanniter beauftragt, die mobilen Teams durch ihre Hälfte des Landkreises zu schicken. Die andere Hälfte hat der DRK-Kreisverband mit seinen Teams übernommen. Eine gute Nachricht hat Jansen auch noch: Die Johanniter gehen jetzt mit einem dritten mobilen Team an den Start.
Von Björn Hansen