Dennis Nizgorski rettete am Tag vor Silvester zwei Senioren aus einem Haus an der Bergstraße in Neu Wulmstorf. Im Obergeschoss war ein Feuer ausgebrochen.
Neu Wulmstorf. „Da oben, da schlugen die Flammen heraus. Ich konnte erst gar nicht glauben, was ich da sehe.“ Dennis Nizgorski zeigt auf das obere Stockwerk eines Wohnhauses an der Neu Wulmstorfer Bergstraße. Die Fenster dort sind jetzt mit Spanplatten abgedichtet, nachdem sie bei dem Feuer zerborsten waren.
Eigentlich wollte der 43-Jährige am Abend des 29. Dezember gegen 20.45 Uhr nur noch die übliche Gassi-Runde mit seinem Hund gehen. Doch er kam nur rund 50 Meter weit, sah dann das Feuer und den Rauch aus dem oberen Fenster des Hauses in der Nachbarschaft schlagen. Dann verzweifelte Hilferufe. Wenige Minuten später hat Nizgorski zwei Senioren aus dem brennenden Haus geholt. Und ihnen damit, so schreibt es die Feuerwehr später in ihrem Einsatzbericht, zwei Tage vor dem Jahreswechsel vermutlich das Leben gerettet.
Sie rief um Hilfe, dann war es still
„Ich habe gerufen, ob da noch jemand drin ist“, schildert der Retter die dramatischen Minuten. „Dann rief eine Frau, ja, hier und Hilfe. Und dann war es still.“ Der 43-Jährige hat sein Mobiltelefon nicht dabei, springt deshalb über den Gartenzaun zum Nachbarhaus und bittet darum, die Feuerwehr zu rufen. Dann rennt er zurück und tritt kurzentschlossen die Eingangstür ein.
Im Obergeschoss findet er in einem Zimmer voller Rauch und Flammen die 77-jährige Bewohnerin. Sie ist barfuß, hat schwere Brandverletzungen. Hinter ihr schlagen die Flammen hoch, ein Weihnachtsbaum mit Wachskerzen brennt lichterloh. „Sie hat wohl noch versucht, ihn mit einer Decke zu löschen“, schildert Nizgorski.
Er führt die völlig orientierungslose Verletzte vorsichtig aus dem Haus. Der Nachbar hat zwischenzeitlich einen Feuerlöscher geholt, beide laufen erneut ins Obergeschoss – doch die Flammen haben sich schon zu sehr ausgebreitet, um sie ersticken zu können. Was die beiden Helfer nicht ahnen: In unmittelbarer Nähe befindet sich eine Gastherme, es besteht Explosionsgefahr.
Die Feuerwehr klemmt die Gaszufuhr ab
Die Männer finden in einem Nachbarzimmer den unverletzten 81-jährigen Ehemann der Schwerverletzten und führen diesen ebenfalls ins Freie. Dann leisten sie bei der Frau Erste Hilfe.
Die Feuerwehren aus Neu Wulmstorf und Rübke treffen schon sieben Minuten nach dem Notruf in der Bergstraße ein. Ein Trupp unter Atemschutz betritt das Einfamilienhaus, klemmt die Therme von der Gaszufuhr ab und kann die Flammen schnell löschen. Die Einsatzkräfte lüften die Räume und kontrollieren das betroffene Zimmer auf Glutnester. Die Besatzungen von zwei Rettungswagen und ein Notarzt übernehmen die weitere Versorgung der beiden Senioren, sie werden in Krankenhäuser gefahren.
Und Dennis Nizgorski geht nach Hause. Er hat die Rettungsaktion unverletzt überstanden.
Als Held fühlt sich der 43-Jährige derweil nicht. „Zu helfen war doch eine normale menschliche Reaktion“, sagt er gestern, als er sich mit dem WA den Ort des Geschehens noch einmal anschaut. „Ich hätte mir nie verzeihen können, wenn ich zu spät gekommen wäre.“
Nachbarn stehen unter dem Eindruck des Erlebten
Auch die Nachbarn, die die Feuerwehr gerufen und bei der Rettungsaktion geholfen haben, stehen noch unter dem Eindruck des Erlebten. „Wir saßen im Wohnzimmer und haben nicht geahnt, welches Drama sich nebenan abspielt“, schildert die Frau. Seit dem Feuer schaue sie bei jeder Gelegenheit hinüber, „man wird durch so ein Ereignis aufmerksamer“.
Die beiden Bewohner hat er seitdem nicht wieder gesehen. Das Haus ist unbewohnbar, die Seniorin liegt auf der Intensivstation. Aber deren Tochter sei gekommen, um sich zu bedanken. „Das fand ich wirklich nett.“
Von Thomas Mitzlaff
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