Hilfe zur Selbsthilfe für Pferde bietet Annika Adler an. Es ist die sanfte Art, Beschwerden am Bewegungsapparat der Tiere zu erkennen und entsprechend zu behandeln. Heilen müssen sich die Pferde selbst.
Ashausen. Weder Medikamente noch Gerätschaften kommen hier zum Einsatz. Nur die Hände. Durch bestimmte Bewegungen soll dem Körper eine Reaktion abverlangt werden, die eine Selbstheilung unterstützt. Der Körper gehört einem Pferd und die Hände Annika Adler aus Stelle. Sie ist Pferdeosteopathin und wendet ihre Fähigkeiten in ihrer Firma in Ashausen an.
Osteopathie, bei Menschen ist sie oft, aufgrund dürftiger Studienlage zur Wirksamkeit, verpönt. Lediglich zur sogenannten „Parietalen Osteopathie“ liegen Ergebnisse vor. Diese umfasst Behandlungen, die das Bewegungssystem betreffen. Und dort setzt auch Annika Adler an – nur eben beim Pferd. „Das Besondere ist, dass ich als Osteopathin nur unterstützend arbeite. Ich will den Körper des Tieres dazu bringen, sich selbst zu heilen“, sagt die Heilpraktikerin, die ihre Ausbildung am Fachzentrum für Pferdeosteopathie (ZePo) in Schleswig-Holstein gemacht hat.
Demonstration am Wallach Jason
Zur Demonstration für den WA hält Wallach Jason her. Adler zieht den linken Hinterlauf des Tieres sanft nach vorne und erklärt dabei jeden Schritt ihres Tuns: „Wenn das Pferd zum Beispiel eine schiefe Hüftstellung hat, dann drücke ich das nicht hin, das wäre dann eher Chiropraktik. Ich versuche hier eine Körperreaktion herbeizuführen.“ Das Bewegen des Beins führe letztlich dazu, dass das Pferd nach hinten ausschlägt. „Wenn das richtig gut läuft, dann brauche ich das nur einmal machen und die Hüfte ist wieder gerade“, erklärt die 28-Jährige. Doch soweit lässt sie es heute nicht kommen. Es bleibt bei der Andeutung.
Sie sei schon immer ein Pferde-Mädchen gewesen, auch wenn sie zu erst im Kindergarten gearbeitet habe. „Das war es irgendwie nicht“, erinnert sich Adler, die seit 2018 selbstständig ist. Der 15-jährige Jason lebt seit seiner Geburt bei der ehemaligen Sozialpädagogischen Assistentin. Für sie sei der Wallach ein Freund und Familienmitglied und kein Sportgerät, wie Pferde oft von ihren Besitzern gesehen würden. Ihr Betrieb trägt seinen Namen auch als Motto. Er heißt „Zurück zum Pferd“. „Das bedeutet, dass ich Menschen helfen möchte, sich ihrem Pferd wieder anzunähern“, erklärt Annika Adler. Häufig gebe es eine Entfremdung zwischen den beiden Lebewesen.
Nach sechs Wochen Kontrolle der Arbeit
Für einen ersten Termin fährt sie normalerweise zur heimischen Koppel. „Dort beobachte ich die Bewegungen des Pferds und notiere mir erstmal alles, was mir auffällt. Da sind viele echt erschrocken, wie viel ich mitschreibe“, schmunzelt Adler. Oft stelle sie fest, dass es am Sattel liegen könnte, wenn ein Pferd sich komisch bewegt. Zur Beratung in diesem Fall besitze sie eine zusätzliche Qualifikation. Wenn dann eine Behandlung erfolgt ist, bekommen die Kunden auch Übungen als „Hausaufgaben“ mit an die Hand. „Und nach sechs Wochen kontrolliere ich nochmal die Ergebnisse meiner Arbeit und wirke gegebenenfalls nach.“ Darüber hinaus biete sie auch Massagen als Wellness an. Gerade älteren Tieren tue das gut.
Mit drei Jahren habe Annika Adler begonnen zu reiten. Seitdem sei ihr klar gewesen, dass sie immer etwas mit Pferden machen möchte. Tierärztin sei für sie nicht in Frage gekommen, da sie niemals die Entscheidung für eine Einschläferung treffen könne. Den Tod von Pferden möchte sie nicht verantworten, nur, dass es ihnen gut geht.
Von Andreas Urhahn