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Das Winsener Krankenhaus. (Foto: rin)

Eine Stadt als Hotspot

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In Winsen ist der Corona-Inzidenzwert deutlich höher als im Rest des Landkreises.

Winsen. Die Corona-Fallzahlen kennen auch im Landkreis Harburg derzeit nur einen Weg: steil nach oben. Und besonders die Stadt Winsen vermeldet in diesen Tagen immer neue Inzidenz-Rekorde: Mit einem Wert von 1935,9 war man zum Wochenbeginn weit über dem Kreis-, Landes- und Bundesdurchschnitt. Medien berichteten schon von der „Corona-Hochburg Winsen“. Doch wie prekär ist die Situation wirklich? Und wie erklären sich die hohen Werte?

„Wir haben in der Stadt Winsen keinen Hotspot mit zahlreichen Ausbrüchen, die für die hohe Inzidenz verantwortlich sein könnten“, erklärt Andres Wulfes, Sprecher des Landkreises Harburg. Er verweist darauf, dass etwa auch Buchholz mit einer Inzidenz von 1429,2 und Seevetal (1434,7) nicht viel besser liegen. „Wir haben in diesen Orten viele Pendler nach Hamburg und somit viele Bewegungen und auch viele Kontakte“, versucht Wulfes eine Erklärung. In anderen Regionen im Speckgürtel von Großstädten sei die Situation nicht anders.

Die Dunkelziffer an Erkrankten gilt als hoch

Abgesehen davon gilt unter Fachleuten als umstritten, wie aussagekräftig diese Inzidenzwerte eigentlich sind. Denn viele an der Omikron-Variante erkrankte Menschen haben nur leichte Symptome, lassen sich womöglich nicht testen und gehen auch nicht zum Arzt. Die Dunkelziffer dürfte also hoch sein. Und manchmal ist die Diagnose „Corona“ nur ein Zufallsbefund. „Hier werden Menschen zum Beispiel wegen eines Oberschenkelhalsbruchs eingeliefert und der routinemäßige Corona-Test ist dann positiv“, schildert der ärztliche Direktor des Krankenhauses Winsen, Dr. Christian Pott.

Besuche im Rathaus möglichst vermeiden

„Einen für Winsen spezifischen Grund für die hohe Inzidenz in unserer Stadt kennen wir nicht“, sagt auch Rathaussprecher Theodor Peters. „Weil andere Kommunen im Landkreis ähnliche steigende vierstellige Inzidenzzahlen haben, gibt es ihn wohl auch nicht.“ Das Infektionsgeschehen habe noch keinen entscheidenden Einfluss auf die Handlungsfähigkeit der Verwaltung, erklärt der Sprecher.

In Vorbereitung auf die angekündigte Omikron-Welle sind bei der Stadt Winsen schon seit einiger Zeit wieder mehr Beschäftigte im Homeoffice. „Um den Betrieb auch bei Ausfall von einzelnen Personen mit einer Infektion oder in Quarantäne aufrecht zu erhalten – insbesondere in der kritischen Infrastruktur – sind darüber hinaus Beschäftigte eines gemeinsamen Arbeitsbereiches separiert“, so Peters weiter.

Klinik Buchholz schließt eine Station

Er appelliert an die Bürger, ihre Anliegen wenn immer möglich online, telefonisch, per Brief oder Mail zu erledigen. „Außerdem bitten wir, einen Besuch vorher anzukündigen, wenn sich eine Angelegenheit nicht ohne persönlichen Kontakt erledigen lässt.“ Derweil sind die Corona-Stationen der Krankenhäuser in Buchholz und Winsen mit acht beziehungsweise neun Patienten gut gefüllt, auf den beiden Intensivstationen liegen dagegen nur je ein Erkrankter mit schweren Symptomen. „Unser dringendstes Problem ist derzeit der Mitarbeiterausfall und somit die Dienstplangestaltung“, erklärt Christian Pott. In der Buchholzer Klinik gibt es deshalb erste Einschränkungen: „Wir schließen am Freitag eine sogenannte Kurzliege-Station, um das Personal dann unter anderem auf der Covid-Station einsetzen zu können“, erläutert der Ärztliche Direktor. In Winsen sei das noch nicht erforderlich, „wir haben aber einen entsprechenden Notfallplan in der Schublade“.

Von Thomas Mitzlaff

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